ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Kasse ordentlich die Meinung, indem sie ihm
in deutlichen Worten erklärte, was sie von ihm hielt. Einige Zuhörer haben
spontan Beifall geklatscht…
Als
ich davon erfuhr, war ich hin- und hergerissen zwischen Scham und Entsetzen und
der Genugtuung darüber, dass er öffentlich an den Pranger gestellt worden war.
Jetzt
fasste sie zögernd nach meiner rechten Hand. So gut es ging,
erwiderte ich den zarten Druck und übte mich in Smalltalk. " Wann seid ihr
denn aus dem Urlaub zurück gekommen?" versuchte ich, unbekümmert zu
wirken. In Wirklichkeit war ich alles andere als das. Der verdammte Mark,
bestimmt hatte er über ihr Kommen Bescheid gewusst und mich nicht vorgewarnt.
Ich hätte ihn erwürgen können! Mama schluckte, als sie mich mühsam reden hörte.
Dann gab sie sich einen Ruck.
"Hast du denn unsere Karten und den Brief
nicht bekommen? Wir sind gestern zurück
geflogen, haben ausgepackt und dann mit Mark telefoniert. Er sollte dir unsere
Post übergeben, wir haben alles an ihn geschickt. Wir haben ihm auch gesagt,
dass wir dich heute in München besuchen." Ha, hatte ich es doch gewusst
" Aber Christina, wenn er nur
einen Ton gesagt hätte, wie schlimm es dich wirklich erwischt hat, dann wären
wir doch viel früher gekommen! Wie stehen wir denn jetzt da? Die Schwestern
draußen haben schon ganz komisch geguckt, als wir sagten, wir sind deine
Eltern."
Oh Mama, ist das deine einzige Sorge, was
die andere denken könnten? sinnierte ich, sprach es aber nicht laut aus.
Erneut überraschte sie mich. "Ist
ja auch vollkommen egal, wichtig bist jetzt du,Schatz. Ich könnte mich dafür
ohrfeigen, dass wir uns auf Marks Aussagen verlassen haben. Wir haben fast
täglich von Mallorca aus bei ihm in der Kanzlei angerufen und ständig hat er
uns versichert, du wärest schon auf dem Weg der Besserung, alles wäre halb so
schlimm, er habe alles im Griff und wir könnten ruhig unseren Urlaub beenden.
Wohl war uns dabei nicht, aber wir haben uns auf ihn und seine Worte verlassen."
Mein Vater ergänzte: "Ich werde mir diesen jungen Mann zur Brust nehmen.
Wo ist er überhaupt? Er hat uns erzählt, er wäre fast dauernd bei dir."
Auweia, armer Mark, jetzt würde es ihm
buchstäblich an den Kragen gehen! Dabei hatte er mich nur vor allzu viel
Fürsorge beschützen wollen. Ich war ja damit einverstanden gewesen. Aber meine Krankheit
derart herunter zu spielen und dann noch zu behaupten, er wäre dauernd bei mir,
war schon ein starkes Stück. Zudem hatte er mir die häufigen Telefonate mit
meinen Eltern sowie deren die Karten und Briefe völlig unterschlagen. Oft genug
hatte ich während seiner Besuche gefragt, ob sich Mutter und Vater gemeldet
hätten und er hatte immer verneint. Verbittert hatte ich mir vorgenommen, mich
auch dann nicht so schnell bei ihnen zu melden, wenn es mir wieder besser
ginge. Jetzt, da ich sah, wie entsetzt meine Eltern auf meinen immer noch
desolaten Zustand reagierten und sich um mich sorgten, schämte ich mich
abgrundtief dafür. Schnell wiegelte ich ab und erklärte:
"Ich bin hier wirklich in den besten
Händen, macht euch keine Sorgen. Und in fünf Tagen komme ich in die Reha."
Mama bestimmte kategorisch: "Da kommen wir mit, Kind. Damit du nicht so
allein bist. Als Junganwalt kann Mark sicher nicht von seiner Kanzlei weg und
wird dich nicht allzu oft besuchen können." Das war mir klar, aber wie
konnte ich ihnen beibringen, dass ich - trotzdem ich vieles wieder wie ein solches
lernen musste - kein kleines Kind mehr war, das elterliche Dauerbetreuung
benötigte? Irgendwie musste ich das klären, bevor ich an den Bodensee verlegt
würde.
Beide stellten viele Fragen und ich
bemühte mich, diese erschöpfend zu beantworten. Am Ende war ich selber ganz
erschöpft und hing auch entsprechend schief im Rollstuhl drin. "Kind, du
kannst ja nicht mehr sitzen, lege dich wieder ins Bett, " erklärte meine
Mutter besorgt. Und ihre Betroffenheit wurde sichtlich stärker, als sie kapierte,
dass ich nicht mal das allein schaffte, sondern nach Hilfe klingeln musste.
Beide Eltern drehten sich zwar diskret zum Fenster, als ein junger Pfleger mit
mir zusammen den Transfer ins Bett zurück bewerkstelligte, aber ich spürte,
dass es ihnen weh tat, ihre sonst so sportliche und selbstständige Tochter
derart gehandicapt zu erleben. Erleichtert lehnte ich mich in die Kissen zurück
und lächelte sie aufmunternd an.
"Macht doch nicht so besorgte Gesichter, das wird schon wieder. Die
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