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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Verlust seines Beines war unwiderruflich.
     
    *

    So oft es seine Zeit erlaubte, werkelte Marc in der Werkstatt. Es war beeindruckend, wie gut es tat, wenn die Hände beschäftigt waren. Er verstand immer besser, warum Floriane so gern quiltete.
    Für heute löschte er das Licht. Eigentlich war es an der Zeit, seiner Mutter einen Besuch abzustatten. Es war nur fair, dass er ihr den Prozesstermin mitteilte. Bereits vor einer Woche hatte die erste Anhörung stattgefunden.
    Als hätte sie hinter der Tür gestanden und auf ihn gewartet, öffnete sie beim ersten Läuten. Marc bemerkte den Verband an ihrer linken Hand.
    »Ich war ungeschickt beim Bügeln, mein Schatz. Wie geht es dir?«
    Er wusste, dass sie wusste, dass George in St. Elwine wohnte. Dennoch käme er sich schäbig vor, wenn er es ihr nicht persönlich sagte. Da sie kein bisschen überrascht tat, hatte er mit seiner Vermutung richtig gelegen.
    »War schließlich nur eine Frage der Zeit. Die junge Frau hat ihr Kind und längst begriffen, wie der Hase läuft. So etwas muss man sich nicht länger antun.«
    Was meinte seine Mutter? Sprach sie von Sex? Unsinn, seine Mutter sprach nie über solche Dinge. Bestimmt lag es an ihm, dass er überall Sex, Sex, Sex hineininterpretierte. Irgendetwas musste er bald unternehmen, sonst platzte er vor unerfülltem Begehren.
     
    Als er die Auffahrt hinunterlief, fing es an, in dicken Flocken zu schneien. In zwei Tagen begann der Prozess, in seinem Inneren herrschte Aufruhr, doch die Silbersterne fielen friedlich und lautlos auf die Erde. Sie deckten alles Dunkle, alles Schmutzige zu.
    »Ist das nicht herrlich?«, empfing ihn Flo und küsste ihn. »Komm rein. Bertha hat Bohneneintopf gekocht. Also sieh dich vor, Hülsenfrüchte knattern später.«
    »Freudige Aussichten.«
    »Nicht so miesepetrig.« Ihre Hand streichelte seinen Rücken. »Wir schaffen das schon.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu.
    Kevin hatte heute so viel zu berichten, dass Flo Mühe hatte, ihn zum Duschen zu bewegen. Offenbar hatte George ihm viel über Boote erzählt. Kevin liebte das Meer, die Freiheit, die Weite und wünschte sich schon lange, auf einem Boot hinauszufahren und von dort aus zu angeln. »Tja dann pass gut auf in der Schule, vielleicht kann Mr. Cumberland dir später eine Firma besorgen, in der du eine Ausbildung machen kannst«, riet sie ihm.
    »Immer die Scheiß Schule. Ich könnte doch auch gleich arbeiten und Geld verdienen für uns.«
    Lachend strubbelte sie ihm durchs Haar.
    »Außerdem – ich darf ihn George nennen. Hat er gesagt.«
    Die beiden kamen von Anfang an bestens miteinander aus. Vielleicht lag es daran, dass sich Kevin immer einen Großvater gewünscht und Dad mit Marc so vieles falsch gemacht hatte. George hatte mitbekommen, wie sehr Flo das Schularbeitenmachen mit Kevin belastete und angeboten, diese Aufgabe zu übernehmen. Kevin hatte sich einverstanden erklärt. Tja, sein alter Herr hatte ein Händchen für Kinder. Wie sehr er ihn damals vermisst hatte.
     
    *
     
    Flo betrachtete ihren Wintervorrat. Sie hatte den verschiedenen Marmeladensorten Namen gegeben: Johannisbeere trifft Banane, kleines Pfläumchen, Pfirsich Küsschen, Überraschung mit Minze. Marc brachte Nachschub und reichte ihr die Flaschen mit dem Saft. Er studierte eingehend die Etiketten. Sein Blick blieb am kleinen Pfläumchen hängen. »Wie muss ich mir das vorstellen?«
    »Kein Kommentar, du Flegel.«
    »Ein Schelm, der Böses dabei denkt.«
    »Übrigens, ich habe die kommende Woche viel mit Schreiben zu tun, da wird es, wenn Bertha keine Lust zum Kochen hat, nur Hoppel Poppel geben .«
    »Ist das ein Gericht mit Kaninchenfleisch?«
    »Nein.« Flo kicherte. »So nannte man das bei uns, wenn aus allen möglichen Resten eine Mahlzeit kreiert wurde.«
    »Klingt spannend.«
    »Es wird Zeit meinen Sohn ins Bett zu bringen.« Flo stapfte die Treppe hinauf.
    »Na dann. Schlaf jetzt, mein Großer, gute Nacht.« Flo küsste Kevin und löschte das Licht.
    Sie hörte, wie unten das Wasser rauschte, und stellte sich ebenfalls unter die Dusche. Dann schlüpfte sie in ihren Flanellschlafanzug und sah aus dem Fenster. Draußen lagen bestimmt zwanzig Zentimeter Neuschnee. Plötzlich verspürte sie eine irrsinnige Lust, noch hinauszugehen. Sie wollte immer schon mal Schnee-Engel machen.
    »Marc, komm mit raus .« Bereits seit einiger Zeit klopfte sie nicht mehr an. »Lass uns Schnee-Engel machen, ja?«
    »Alberner Kram«, brummte er.
    »Sei kein Spielverderber. Ich

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