Zitronentagetes
sehr, dass es schmerzte. Doch sie hatte etwas Besseres verdient als dieses Gestümpere – als ihn. Unerschrocken wanderte ihre rechte Hand um seinen Körper herum und berührte seinen Bauch. »Nein«, sagte er so leise, dass er nicht sicher war, ob sie ihn gehört hatte.
Sie hatte und hob den Kopf. »Was ist los mit dir, Marc?« Flo versuchte, ihm in die Augen zu blicken, indem sie ihren Kopf in den Nacken legte. Er fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. »Sollte mir allen Ernstes entgangen sein, dass du dich lieber mit jungen Assistenzärzten einlässt?«
Seine Mundwinkel zuckten. »Himmel, nein.«
»Was ist es dann?«
»Das … du … verstehst es nicht.«
»Dann erklär’s mir.«
»Ich kann nicht.«
»Was kannst du nicht? Mir eine Erklärung liefern oder mit mir Sex haben ?«
Wieso musste sie so viel reden, verdammt. Sie sollte besser froh sein, wenn sie ungeschoren davon kam. »Beides.«
»Versuch es wenigstens.«
»Was?«
»Auch beides. Wenn schon, denn schon.«
»Flo, bitte …«
»Gibt es ein Problem mit deinem einschlägigen Körperteil? Vorübergehende Impotenz oder so etwas?«
»Könnte sein«, nuschelte er.
Sie verzog bedauernd den Mund. Aber ihre Hände setzten ihren Erkundungsgang längst fort.
Marc bewegte sich nicht, er stand wie gebannt, seine Finger berührten sachte ihre Taille.
»Schätze, du hast dich geirrt, mein Lieber. Eine Gärtnerin wie ich erkennt ein aufgerichtetes Nachtschattengewächs. Freu dich«, forderte sie ihn fröhlich auf.
»Es ist anders, als du denkst, so glaub mir doch.«
»Ich muss zugeben, das klingt einigermaßen abstrus. Fassen wir zusammen: Ich habe Lust, du auch. Versuch ja nicht, was anderes zu behaupten. Wir sind allein, hier ist es schön warm, wo liegt das Problem? Möchtest du vielleicht lieber Musik hören? Übertönt die … nun ja … Geräusche …«
*
Sie geriet ins Stocken. Es lag allerdings nicht an der Situation, sondern an dem Ausdruck in seinem Gesicht. Glitzerten Tränen in seinen Augen? Sie sah genauer hin – er wandte sich ab. Sachte zog sie ihn etwas in Richtung Bett.
Vorsichtig stieg er aus den Hosenbeinen, die um seine Knöchel schlackerten. Flo setzte sich auf die weiche Matratze. »Liegt es an mir?«, fragte sie schließlich leise. »Ich bin nicht hübsch genug, nicht so wie Vicky oder Amy, ich weiß .«
»O Gott, nein. Wie kommst du darauf? Flo, solchen Unsinn …«
»Was soll ich denn sonst denken?«
Er setzte sich ebenfalls und lehnte sich gegen das Kopfende. Sie betrachtete ihn eingehend. Er starrte finster auf sein rechtes Bein, das oberhalb des Knies von der Hightech-Prothese ersetzt wurde. Und langsam dämmerte ihr, warum er sich so merkwürdig zierte. Sachte strichen ihre Finger über seinen Oberschenkel. Er zuckte zurück. »Marc, du Lieber, lass mich dich berühren, dich streicheln.« Sie schwieg einen Moment. »Es ist wegen der Amputation, habe ich recht?«
Er nickte zögernd. »Für mich hatte Sex … also früher, bevor … der Unfall passierte … war Sex stets mit Schönheit oder Attraktivität verbunden«, hob er endlich an. »Ich meine, die Frauen, die ich begehrte, waren unglaublich schön. Und … umgekehrt empfanden sie das wohl … auch ein … bisschen so.«
»Nur, damit ich das richtig verstehe«, wollte Floriane wissen. »Du möchtest nicht mit mir schlafen, weil du annimmst, dein Körper ist nicht mehr unversehrt und daher auch nicht mehr schön?«
»Und außerdem macht mein bestes Stück gern mal ein Päuschen.« Er starrte geradeaus. »Du hast was Besseres verdient als das hier.« Er hob sein rechtes Bein kurz an.
Sie seufzte leise und hockte sich auf die Knie. »Wie kann man nur so dumm sein?« Kurz entschlossen betätigte sie die Mechanismen und die Prothese löste sich.
»Was machst du?«
»Ich möchte dich ansehen.«
»Dann schau mir in die Augen.«
Humphrey Bogart ließ grüßen. Flo verkniff sich ein Grinsen. »Du bist so schön, Marc. Ich mag alles an dir. Es wird Zeit, dass du das auch tust.« Sie nahm seinen Beinstumpf und streichelte ihn.
Vor Entsetzen stieß er zischend die Luft aus.
»Der menschliche Körper ist ein einziges Wunder, auch deiner.« Um es ihm zu beweisen, senkte sie ihre Lippen und küsste den Stumpf. Bevor er protestieren konnte, schlüpfte sie mit den Händen in seine Shorts, ohne das Küssen zu unterbrechen. Die Spur ihrer Lippen wanderte höher.
»O Gott«, murmelte er.
»Willst du dir wirklich diesen Spaß versagen, nur
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