Zitronentagetes
so?«
Sie marschierte schnurstracks und splitterfasernackt ins Badezimmer. Er hörte kurz Wasser rauschen, als sie auch schon mit einem kleinen Handtuch zurückkam. Als sie begann, ihn zu … starrte Marc sie entgeistert an. »Was in Gottes Namen machst du da?«
»Siehst du doch, ich wasche dich untenrum. Deinen Bauch, den Nabel, die Hoden, den Penis.«
»Ich weiß, was untenrum bedeutet«, murrte er. »Aber …«
»Ist dir das peinlich?«
»Verdammt, ja.«
»Lass das Fluchen und entspann dich«, flüsterte sie geheimnisvoll.
Ihre Bewegungen veränderten sich. Aus dem sachlichen Waschen wurde ein sanftes Locken.
*
Sie zog sachte an seiner Haut, er machte große Augen. Dann packte er sie und sein Körper übernahm die Regie. Seine Hände, seine Hüften, sein Mund, seine Zunge zeigten ihr, wozu er fähig war. Und das war eine ganze Menge, frohlockte sie. Ihr Rückgrat bog sich dem Genuss entgegen. Sie vergrub ihre Finger in seinen zerzausten, blonden Locken und küsste seine Stirn. Seine Arme hielten sie fest, gaben sie frei – genauso machte es sein Mund. Er kannte Stellen an ihrem Körper, die niemand je berührt hatte, und er tat es so zart, dass ihre Knie weich wurden vor Begehren. Mühelos fand er schließlich den Weg in ihren geheimnisvollsten Winkel. Flos Nerven vibrierten. Etwas geschah mit ihr, es war wie fallen und fliegen, nur gleichzeitig. Sein Finger tastete sich vor, dabei musste doch nun Schluss sein, oder nicht? Ihre Gedanken überschlugen sich und explodierten. Sie sah Sterne, obwohl ihre Augen fest geschlossen waren und sie hatte Mühe, wieder zu Atem zu kommen. »Meine Güte«, japste sie. »Das war großartig.«
»Wir sind noch nicht fertig.« Marc schob sich zwischen ihre Schenkel. »Hast du einen Schutz?«
»Was?« Nur langsam begriff sie. »O ja, alles bestens. Mach nur.«
Und er machte, bis sie bettelte, nur nie, niemals aufzuhören.
*
»Euer Ehren.« Bill war in seinem Element. »Es gibt Grund zu der Annahme, dass Liza Peterson kein zufälliges Opfer eines Verkehrsunfalls wurde, sondern dass sie dies sehr wohl geplant hatte.«
Marc vermied es, Scott anzusehen. Er spürte dennoch, wie dieser bei der vorgebrachten Anschuldigung heftig zusammenzuckte. Die Vertreter der Anklage setzten eine mürrische Miene auf, aber das war zu erwarten, hatte Bill ihm im Vorfeld erklärt. Wichtig war einzig die Meinung, die sich die Jury und der Richter über ihn machten. Scott Peterson trat nur als Nebenkläger auf. Nach Bills Ausführungen würde man ihn jedoch in den Zeugenstand rufen müssen. Dem Staatsanwalt blieb nichts anderes übrig, als eine Vertagung zu beantragen. Der ehrenwerte Richter gab ihr statt – der Prozess würde in einer Woche weitergehen. Sein Anwalt hatte ihm erklärt, dass die Staatsanwaltschaft Zeit benötigte, um die neue Sachlage zu recherchieren. Ein ganz normaler Vorgang, doch Marc beruhigte diese Tatsache keineswegs. Unter den Zuschauern hatte er sowohl Megan als auch George entdeckt. Ihre Anwesenheit gab ihm das Gefühl, von ihnen getragen zu werden.
In der Stadt hielt die Vorweihnachtszeit Einzug. Helle Lichterketten zierten die Schaufenster der Geschäfte, doch in Marc wollte sich wie schon im Jahr zuvor keine Adventsstimmung breitmachen. Der Schnee war bereits wieder getaut, lediglich an einigen dunklen Ecken sah man noch ein paar schmutzige Reste liegen. Trotzdem roch die Luft nach Neuschnee und jeden Morgen lag die Welt von Raureif überzuckert als stummes Gemälde vor ihm. Zwischen den einzelnen Prozesstagen würde er ganz normal in die Firma gehen. Allerdings verbrachte er einen Großteil seiner Zeit in der Anwaltskanzlei. Einer von Bills Mitarbeitern schwor ihn auf die Vernehmungen ein. Gegen Tanner & Cumberland Construction war oft geklagt worden, das gehörte in Architektur- und Planungsfirmen dazu. Immerhin ging es stets um eine beträchtliche Menge Geld. Entweder Josh oder er hatten vor Gericht Aussagen machen müssen, ihre Rechtsabteilung arbeitete eng mit Bill McNamarra zusammen. Von daher kannte Marc die Abläufe und das Prozedere recht gut. Gefühlsmäßig ließen sich die Verfahren aber nicht mit der gegenwärtigen Verhandlung vergleichen. In keinem der anderen Prozesse hatte sich Marc so schlecht gefühlt wie in diesem. Sein Vater fuhr mit ihm nach Hause, doch Marc war noch zu aufgewühlt, um jetzt schon hineinzugehen. Er wollte laufen, in der Hoffnung, den Kopf freizubekommen.
*
Jenny hatte alle Hände voll zu tun, um Rosies
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