Zitronentagetes
Rücken.
»Ich kann meinen Schlüpper nirgends entdecken.«
»Könnte daran liegen, dass du keinen anhattest, Birdie.«
»Stimmt ja. Du bringst mich vollkommen durcheinander.«
»Was denn? Hat es dir etwa nicht gefallen? Mein Eindruck war jedenfalls ein anderer.«
Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich von gespielter Empörung zu Amüsement. Es hatte ihr nur zu gut gefallen. »Und was machen wir nun?«
»Aufstehen, zur Arbeit gehen, alles wie immer.«
»Das meinte ich nicht.«
»Schon klar, Flo. Was genau willst du hören?«
Sie zog eine Schnute und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich hab’s eilig. Kevin muss in die Schule. Bis später«, sagte sie, während sie in ihren Schlafanzug schlüpfte.
»Hey, warte.« Marc setzte sich auf. »Es … es war wirklich sehr schön mit dir, Birdie. Ich bin noch nie auf diese spezielle Art so sehr verwöhnt worden wie von dir. Und wenn du magst, können wir das gern wiederholen.«
Ihre Mundwinkel zuckten in dem Bemühen, nicht zu grinsen. »Trifft sich gut.« Sie warf ihm eine Kusshand zu und zog frech seine Decke weg. »Oh, wie ich sehe, flunkerst du nicht mal.«
Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Erektion zu verstecken. Sollte sie ruhig sehen, was sie in ihm auslöste. Schade auch, dass sie keine Zeit gehabt hatte. Er hätte ihr gern gezeigt, wie er im ausgeruhten Zustand funktionierte. Es würde noch viele Gelegenheiten geben, hatte er beglückt gedacht. Flo , seine Lippen formten ihren Namen. Ein Leben ohne sie konnte er sich nicht mehr vorstellen. Endlich ließ er auch die Tatsache zu, dass er sie liebte. Er war so sehr mit diesem Gedanken beschäftigt, dass er zusammenschrak, als jemand ihn ansprach.
»Du bist ein feiges Arschloch.« Scott Peterson stand plötzlich mit vor dem Bauch verschränkten Armen vor ihm. Wenn er jetzt fragte, was er wolle, käme er sich erst recht wie ein Heuchler vor. Besser, er schwieg.
»Ihr Söhnchen reicher Eltern glaubt ernsthaft, ihr könnt euch alles rausnehmen. Genug Kohle für einen guten Anwalt hast du ja. Ich habe selten jemanden erlebt, der so hinterfotzig ist wie du.«
Scotts Worte trafen ihn hart, er fühlte sich elend. Aber er sah ihm fest in die Augen. »Es tut mir leid.«
»Ach, es tut dir leid.« Blitzschnell löste Scott die Verschränkung und stieß Marc mit beiden Händen vor die Brust.
»Hör auf!«
»Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie es sich anfühlt, wenn dir jemand sagt, deine Frau ist tot? Wenn du deiner kleinen Tochter beibringen musst, dass ihre Mommy niemals wiederkommt? He?« Scott schubste ihn erneut. »Und weißt du, wem wir das zu verdanken haben? Dir ganz allein. Und nun versuchst du auch noch, uns zu ruinieren, nur um einer gerechten Strafe zu entgehen.«
Das stimmt so nicht, hätte Marc gern erklärt, aber der Kummer in Scotts Augen schnürte ihm die Kehle zu.
»Monatelang scharwenzelst du um uns herum und machst auf Freundschaft, nur um irgendetwas auszuspionieren, das sich gegen Liza verwenden lässt. Du bist echt zum Kotzen.« Scott stieß ihn wieder vor die Brust, diesmal kräftiger.
Der lose Sand bot Marc keinen ausreichenden Halt, er stolperte rückwärts. »Bitte hör auf. Ich kann verstehen, dass du aufgebracht bist, aber …«
»Aufgebracht nennst du das also.« Scott packte ihn am Kragen seines Mantels. »Du mit deinen geschniegelten Umgangsformen. Da hast du einmal schlechte Karten im Leben und schon wirfst du mit Dreck um dich. Du hast ein Bein verloren, bestimmt bitter für dich. Aber Liza ist tot, kapierst du das? Tot! Für immer!«
»Ich wünschte, es wäre andersherum.« Er zwang sich zur Ruhe.
»Lüg besser nicht schon wieder, du Mistkerl.«
»Lass mich los! Ich denke, darüber sollten die Anwälte und der Richter befinden. Egal, was du tust, es macht deine Frau nicht wieder lebendig.« Die Worte waren heraus, bevor er realisierte, dass es ein Fehler war, sie auszusprechen.
Scotts Körperhaltung stellte eine einzige Drohung dar. »Glaub ja nicht«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, »dass ich dir keine reinhaue, nur, weil du ein Krüppel bist.«
»Nur zu.« Bereits im selben Moment traf ihn Scotts Faust im Gesicht. Nicht meine Nase, zuckte der Gedanke durch sein Hirn und er drehte rasch den Kopf. Trotz allem hatte er nicht damit gerechnet, dass Scott tatsächlich zuschlug, daher traf ihn der Schmerz unvermittelt heftig. Bestimmt war seine Lippe aufgeplatzt, dachte er wütend und verpasste Scott nun seinerseits eine Ohrfeige. Der fackelte
Weitere Kostenlose Bücher