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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Marc legere Kleidung. In Jeans fühlte er sich noch immer am wohlsten, doch vor Gericht wollte er, auch auf Anraten seines Anwalts, jeden Pluspunkt sammeln, den er kriegen konnte.
    Charly war schon dabei, ihm das Jackett über die Schultern zu ziehen. Er gab es auf, die kleinen Hemdknöpfe öffnen zu wollen.
    »Bist du sonst noch irgendwo verletzt?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Deine Lippe sollte ich besser nähen.«
    »Muss das sein?«
    »Ich schaue es mir noch genauer an.« Nach dem sie seinen Gürtel geöffnet hatte, hob sie den Kopf. »Kommst du jetzt allein klar?«
    Er nickte und gab sich Mühe, ihr leichtes Erröten zu ignorieren.
    »Kümmerst du dich um den Rest?«, bat sie ihren Mann. »Ich mache eine Kanne Tee für euch.« Rasch zog sie einen Hocker heran, sodass Marc sich setzen konnte, und legte frische Handtücher in Reichweite.
    »Danke, Liebling.« Tyler lächelte ihr zu.
    Marcs Hose rutschte an seinen Beinen hinab. Charly hatte es plötzlich sehr eilig, das Badezimmer zu verlassen. Sie vermied jeden Blickkontakt und huschte davon.
    »Ich wusste gar nicht, dass sie so schüchtern ist.«
    »Zwei Männer in Unterhosen sind zu viel für sie«, klärte Tyler ihn auf.
    »Verstehe.« Langsam kam wieder Leben in seine Zehen. Die Fußbodenheizung, die er selbst projektiert hatte, erwärmte die Fliesen und das wiederum verursachte ein hässliches Kribbeln in seinem Fuß. Die nasse Unterhose war mehr als unangenehm auf seiner Haut. Rasch streifte er sie ab. Seine Finger brachten nicht den nötigen Druck auf, um die Prothese vom Beinstumpf lösen zu können. Der Mechanismus reagierte nicht, so sehr er auch fluchend herumfummelte.
    »Soll ich?« Tyler stand abwartend neben ihm.
    »Ich … es ist …« Marc hielt die Satzfetzen in der Schwebe, da ihm gerade die Stimme versagte. Scham und Hilflosigkeit vertrug er überhaupt nicht. Fehlte bloß noch, dass er anfing, zu heulen. Er musste ein jämmerliches Bild abgeben. Zum Teufel!
    So sehen echte Kerle aus, dachte er bei Tylers Anblick. Langes, dunkles Haar, das bis auf die breiten Schultern fiel. Im Ohr steckte ein Ring, der das verwegene Aussehen eines Piraten noch unterstrich. Eine breite, muskulöse, tätowierte Brust, ein Sixpack, das sich sehen lassen konnte. Und aus den Boxershorts zwei lange Beine abwärtsführend, die fest auf der Erde standen. Er konnte nicht anders, als auf diese Beine zu starren. Obwohl ihm bewusst war, dass er durchaus einen sportlichen, durchtrainierten Körper besaß, beneidete er Tyler in diesem Moment um seine zwei gesunden Beine.
    Ob sein Freund ahnte, welchen inneren Kampf er ausfocht? Er gab ihm jedenfalls Zeit, indem er sein Haar zu einem Pferdeschwanz band.
    Sachte berührte Tyler schließlich seine unruhigen Hände und kniete sich vor ihn. »Ed, dieser Bastard«, begann er leise. »Hat damals versucht, mir meine Seele aus dem Leib zu jagen. Aber ich habe es nicht zugelassen. Habe mir im Kopf meine Würde bewahrt. Das hat ihn fuchsteufelswild gemacht. Wenn ich dir nun die Prothese ausziehe, bedeutet das rein gar nichts. Es ist okay. Du bist du und das bleibt auch so. Ich gehe dir einfach nur kurz zur Hand und beim nächsten Mal ist es vielleicht umgekehrt. Lass nicht zu, dass dein fehlendes Bein dich unwürdig macht, Marc. Du lebst und hast jemanden, der dich liebt. Das allein zählt.«
    Er sah Tyler in die dunklen, sanften Augen. Bei jedem anderen hätte er vielleicht protestiert, doch Tyler strahlte etwas ganz Besonderes aus. Marc hatte verstanden, mehr als ein Nicken brachte er allerdings nicht zustande.
    Tyler begriff sofort und betätigte beherzt die Mechanismen. Die Prothese glitt vom Oberschenkelstumpf. »Und nun ab mit dir in die Wanne, bevor das Wasser kalt wird.«
    Gott, tat das weh, als sein Körper wieder zum Leben erweckt wurde. Erschöpft lehnte Marc seinen Kopf auf den Wannenrand und schloss die Augen.
    Tyler stellte sich unterdessen unter die heiße Dusche. Als er sich abtrocknete, lag Marc immer noch reglos im warmen Nass.
    »Bist du eingepennt? Nicht, dass du mir absäufst.«
    »Ich döse nur vor mich hin. Aber danke der Nachfrage.«
    »Was wollte der Typ überhaupt von dir?«
    »Das war Scott Peterson, der Ehemann des Unfallopfers.« Mit geschlossenen Augen berichtete Marc ihm seine Misere.
    »Jetzt wird mir einiges klar«, sagte Tyler. Gerade, als er sich das Handtuch um die Hüften schlang, wurde die Tür aufgerissen.
    Flo stand im Rahmen und starrte auf den nackten Rockstar – na gut, fast

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