Zitronentagetes
Medizin.«
»Bertha, du bist mir doch nicht böse, dass ich gestern so …«
Ihre ältere Freundin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Papperlapapp. Ich kann dich ja verstehen. Du schläfst mit ihm und hast dich in ihn verliebt.« Bei Flos Gesichtsausdruck stieß sie ein heiteres Lachen aus. »Hast du geglaubt, ich bekomme es nicht mit? Auch wenn ich jeden Abend Krimis schaue, weiß ich, dass du dich zu ihm schleichst.«
Sie hörte Marc husten. Oje, das klang nicht gut. Gerade, als sie zu ihm gehen wollte, läutete es an der Haustür.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Flo erleichtert und ließ Elizabeth Tanner eintreten.
»Du hast gerufen, und da bin ich.« Sie trug ihre Arzttasche. Gemeinsam betraten sie Marcs Wohnung. Der Tee, den sie ihm hingestellt hatte, war alle. Im Apfelmus hatte er bestenfalls herumgerührt. Missbilligend schüttelte Flo den Kopf. »Hallo Cowboy, wie geht es dir? Ich lass kurz frische Luft rein, deck dich schön zu.«
»Bist du wieder in Miz Nightingales Uniform geschlüpft?«, krächzte er. Finster sah er zu Liz.
Bevor er fragen konnte, was sie hier machte, ergriff Floriane das Wort. »Nora hat mir Stoffstreifen geschenkt. Denk nur, einen ganzen Beutel voll. Wir wollen einen Freundschaftsquilt für Irene nähen, es soll eine Überraschung sein. Da habe ich Elizabeth angerufen, wir wollen unser Vorgehen beratschlagen.«
Er glaubte ihr nicht, und das zu Recht. Sie hatte ihre Freundin einzig aus dem Grund angerufen, Marc zu untersuchen. Ihre Sorge um ihn hatte momentan die Oberhand, selbst auf die Gefahr hin, dass sie sich unbeliebt machte. Sie konnte eben nicht aus ihrer Haut, das würde er schon irgendwann einsehen.
»Rein zufällig hat sie ihre Arzttasche dabei«, sagte er.
»Die habe ich ständig parat«, verteidigte sich Liz.
Er stieß einen undefinierbaren Laut aus.
»Hast du Fieber?«, wollte Elizabeth wissen.
»Nein, keine Ahnung.«
»Was denn nun?«
»Ich glaube nicht.«
»Menschenskinder, da muss man halt messen.«
»Letztens warst du noch Chirurgin.«
Sein alarmierender Tonfall veranlasste Floriane, sich zu verdrücken. »Ich mache frischen Tee.«
*
»Na prima, jetzt lässt sie uns allein und das, wo du mit mir als Ärztin auf dem Kriegsfuß stehst. Du siehst wirklich schlecht aus, obwohl ich dich schon in einem weit schlimmeren Zustand gesehen habe.«
Marc hatte nicht die geringste Lust, etwas zu erwidern.
Liz schloss das Fenster und trat an sein Bett. »Hör zu. Ich bin Flo zuliebe gekommen. Sie hat mir erzählt, was gestern passiert ist und macht sich große Sorgen. Das kannst du ihr nicht verübeln. Ja, du hast recht, ich bin keine Internistin. Aber ich kann sehr wohl eine Lungenentzündung diagnostizieren. Darf ich dich also abhorchen oder willst du, dass ich auf der Stelle verschwinde?«
Ihre unverblümte Art hatte ihm schon immer imponiert. Trotzdem war er sauer.
»Ich habe Flo gleich gesagt, dass dir das nicht passen wird. Auch, dass sie sich besser nicht in dich verlieben soll.«
»Was?«
»Du bist ein Hitzkopf, welche Frau will so etwas schon?«
»Na hör mal.« Forschend sah er sie an. Sie kratzte doch absichtlich an seinem Ego.
Liz blies sich ihre Locken aus der Stirn. »In diesem Punkt habe ich recht.«
»Hast du nicht.« Es fuchste ihn, dass sie ihn so leicht manipulieren konnte. Dennoch gab er es auf. »Okay, dann mach.«
»Wie bitte?« Sie verkniff sich ein triumphierendes Lächeln.
»Übertreib es nicht.« Aus dem beabsichtigten Knurren wurde lediglich ein Krächzen, was ihn noch mehr ärgerte.
»Armer Josh.«
»Wie bitte?«
»Nichts.«
Sie öffnete ihre Tasche und schob ihm ein Thermometer unter den Arm. Mithilfe einer kleinen Lampe und eines Holzspatels sah sie in seinen Hals. Für sein Empfinden steckte sie den Spatel viel zu tief in seinen Rachen. Sein Magen hob sich gefährlich.
Nach einem Blick in seine Miene zog Liz den Störfaktor rasch heraus. »Entschuldige.« Ihre Finger tasteten seinen Hals ab. »Deine Lymphknoten sind angeschwollen. Die erhöhte Temperatur hält sich allerdings in Grenzen. Eine rektale Messung wäre natürlich genauer.«
Sein Kopf schoss hoch, und er tippte sich an die Stirn.
Sie lachte schallend. »Kleiner Scherz. Du springst auch jedes Mal drauf an.«
»Kommst dir sehr witzig vor, was?«
Sie stöpselte sich das Stethoskop in die Ohren und bedeutete ihm, sein T-Shirt hochzuhalten. Liz horchte konzentriert. »Gottlob sind die Lungen frei, keine Lungenentzündung. Eine
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