Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
Vom Netzwerk:
mir leid.«
    Seine Mutter kam zurück.
    Kevin beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas zu. Obwohl er kaum verstand, nickte er.
    »Was gibt es zu flüstern?« Megans missbilligender Ton machte deutlich, dass ihr dieses Vorgehen keinesfalls behagte.
    »Keine Sorge, Mom.« Er küsste ihren Scheitel. »Der Advent ist die Zeit der Heimlichkeiten.«
    Megan schien nicht überzeugt.
    »Ich zeige dem Jungen die alte Werkstatt, wenn du nichts dagegen hast. Er ist neugierig.«
    »Was sollte ich dagegen haben?« Sie strich sich eine Strähne ihres aschblonden Haares hinter das Ohr.
    Kevin zog sich seine Jacke über.
    »Warte, mein Junge, ich habe eine Tüte Marshmallows für dich. Vielleicht macht Marc ein kleines Lagerfeuer und du kannst die süßen Dinger auf einen Stock spießen und rösten.«
    »Was für eine nette Idee.« Flo lächelte.
    Marcs Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Brief, der mittels Magneten an der Kühlschranktür haftete. Er trat näher und las das Geschriebene. »Oh, ich habe einen Onkel namens Gregory? Nie von dem gehört.«
    »Nein, hast du nicht, er war mein Onkel.«
    »Immerhin noch mein äh … Großonkel?«
    »Lass die Spitzfindigkeiten. Es spielt sowieso keine Rolle mehr, denn er ist mausetot.«
    Eine merkwürdige Bezeichnung, wenn man seine Mutter kannte, die stets sehr ernst über den Tod oder Verstorbene redete. Marc warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Gott, Junge, schau nicht so. Ich wusste nicht, dass er überhaupt noch am Leben war, bis ich vor fünf Monaten eine Benachrichtigung von seiner Witwe erhielt. Er war ein alter, seniler Mann, da muss man kein Aufheben drum machen.«
    Megan erstaunte ihn immer mehr. Keine Spur von ihrer üblichen Respektbezeugung.
    »Kanntest du ihn?«
    »Flüchtig, als Kind. Du lieber Himmel, das ist ewig her. Ich erinnere mich kaum.«
    »Warum hebst du das Schreiben dann auf?« Er konnte beim besten Willen keinen Sinn darin erkennen.
    »Du kannst Fragen stellen.«
    Sie wich seinem Blick aus. Seine Mutter log doch nicht etwa? Nein, bestimmt nicht. Lügen war eine Sünde. Er musste sich irren.
    »Entschuldigen Sie, dass Sie so lange warten mussten«, meinte Megan zu Flo, als sie zurück ins Wohnzimmer kam.
    »Kein Problem.«
    Während er mit Kevin in die alte Werkstatt stapfte, ließ er noch einmal den Prozess Revue passieren.
    George hatte bemerkt, wie Marc zusammenzuckte, als sich Petersons Zeigefinger auf ihn richtete. Was, sein eigener Vater hatte den BMW manipuliert? Er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Der Gerichtssaal drehte sich vor seinen Augen.
    Fast unmerklich schüttelte George den Kopf, um anzudeuten, dass er keine vorschnellen Schlüsse ziehen sollte. Bill blieb keine andere Wahl, als Cumberland senior in den Zeugenstand zu bitten. George nannte dem Gericht seinen vollständigen Namen.
    »Demnach sind Sie mit dem Angeklagten verwandt?«
    »Er ist mein Sohn.«
    In diesem Fall hatte George das Recht, die Aussage zu verweigern. Sollte er aber aussagen, dürfe er nichts als die Wahrheit sagen. Das übliche Blablabla ging Marc allmählich auf die Nerven. Zu seinem Erstaunen willigte sein Vater in die Befragung ein. George berichtete, am besagten Abend eine Gelegenheit gesucht zu haben, um mit seinem Sohn zu sprechen. Von der Weihnachtsfeier habe er nichts gewusst. Weil er Marc in dessen Apartment nicht angetroffen habe, sei er zur Firma gelaufen. »Es ging um eine rein private Angelegenheit.«
    Aalglatt, sein alter Herr. Er log nicht, verdrehte allerdings die Wahrheit stets nach Belieben.
    »Ich war auf der Durchreise, daher hatte ich mein Gepäck dabei.«
    Blödsinn, George war gerade vorzeitig aus dem Knast entlassen worden.
    »Nachdem ich eine Weile in der Tiefgarage auf und ab gelaufen war und immer wieder den Stellplatz meines Sohnes frequentierte, wurde mir die Zeit zu lang. Mit dem Lift fuhr ich nach oben. In den Büros war niemand mehr. Im Veranstaltungscenter oben war eine Feier, ich hörte Musik. Am Eingang informierte man mich, dass dies keine öffentliche Feier sei, und bat mich, das Gebäude zu verlassen. Es hatte keinen Sinn, dort irgendwo mit Marc zu sprechen, das sah ich ein. Daher fuhr ich nach Hause, um am nächsten Tag erneut mein Glück zu versuchen.«
    Das hatte er prima hingedreht. Kein Mensch nahm an dieser Aussage Anstoß. Sie klang plausibel. Man ging zum nächsten Punkt über.
    Aurelia Hart wurde in den Zeugenstand gerufen. Sie konnte nur Verhaltensauffälligkeiten schildern und wusste auch, dass Liza

Weitere Kostenlose Bücher