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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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niemandem gegenüber erwähnte. Er würde die Feiertage irgendwie überstehen, alle Formalitäten regeln, und wenn das erledigt war, schnellstens mit seiner Tochter diese Stadt verlassen.

5. Kapitel
     
     
     
    M arc erwachte aus einem Nickerchen. Er fühlte sich besser, das Fieber war fort, die höllischen Schmerzen hatten sich in leichteres Brennen der Muskeln gewandelt, sein Körper begann, sich sehr langsam zu regenerieren. Die Infusionsschläuche waren entfernt worden. Er schluckte die Medikamente, aß Suppe und leichte Kost. Die Physiotherapeutin gab sich große Mühe mit der Narbenbehandlung und allerlei passiven Bewegungen des Stumpfes. Schließlich forderte sie ihn zu ein paar leichten Übungen auf. Aber er weigerte sich strikt, ihren Anforderungen Folge zu leisten. Sie sollten ihn einfach in Ruhe lassen, verdammt noch mal. Da konnten sie noch so viel von Spannungsübungen, Anhakstrichen und Zirkelungen der Narbenränder oder von Muskelaufbau faseln. Für ihn hatte sich das alles erledigt. Sein Leben war vorbei – er war ein Krüppel. Was blieb da noch groß? So ein beschissenes Leben würde er nicht führen. Angewiesen auf die Hilfe anderer, die seinen Rollstuhl durch die Gegend karrten, ihm Essen brachten, ihn auf den Topf setzten oder ihn wuschen.
    Es war erniedrigend, dass Zimmerman noch immer täglich ein Wattestäbchen in seine Nase und anschließend in seinen Hintern schob. Dass die Schwestern ihn wuschen und den Urinbeutel, der an seinem Bett hing, lächelnd auswechselten. Bei den jämmerlichen Versuchen, sich aufzusetzen und die Beine aus dem Bett zu baumeln, brach ihm der blanke Schweiß aus, und schon nach wenigen Minuten musste er erschöpft aufgeben. Vielleicht sollte die Therapeutin besser auf ihre Wortwahl achten. Von Beinen konnte nun wirklich nicht mehr die Rede sein. Da war er nah dran, sie anzublaffen. Immerhin hatte Jefferson ihm mitgeteilt, dass die Amputation komplikationslos gelungen war. Er selbst hatte den Stumpf nicht eines Blickes gewürdigt. Marc verbot sich, an sich hinunterzuschauen. Vielleicht hoffte er, dass sie nicht real wurde, wenn er sich einredete, mit dieser Tatsache nichts zu tun zu haben. Alles, was er fühlte, war pure Verzweiflung. Er rebellierte gegen seinen Zustand und ließ sich am Pflegepersonal und an den Ärzten aus. Sie hatten Schuld! Ihn plagten unangenehme Blähungen. In Kombination mit dem Phantomschmerz und der Erschöpfung ließen sie seine Stimmung noch weiter gen Gefrierpunkt sinken.
    »Hallo Marc, lassen Sie mich noch mal Ihre Peristaltik abhören.« Zimmerman war gut gelaunt wie immer, obwohl er an Weihnachten zum Spätdienst eingeteilt war.
    »Könnt ihr euch nicht hin und wieder dazu herablassen, euch so auszudrücken, dass ein normaler Mensch auch versteht, was ihr da faselt?«
    Ungerührt, ein halbherziges »Entschuldigung« nuschelnd, schob Zimmerman ihm das Krankenhemd hoch und horchte mit dem Stethoskop seine Darmbewegungen ab. »Ziemlich träge, Ihr Darm.«
    »Was soll der auch treiben, wenn ich die ganze Zeit hier nutzlos rumliegen muss.«
    »Das liegt an den vielen Medikamenten, mit denen wir Sie vollgepumpt haben. Da müssen wir wohl oder übel etwas nachhelfen.«
    Er funkelte den Arzt an, woraufhin Zimmerman ohne ein weiteres Wort hinausging.
    Kurz darauf kam eine Schwester und überreichte ihm ein Gläschen. »Trinken Sie das.«
    »Und was soll das für ein zwielichtiges Gebräu sein?«
    »Auf Anordnung vom Doktor …«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Was ist das für ein Zeugs?«
    »Laktosesaft.«
    »Ist das ein anderes Wort für Abführmittel?«
    »So ist es.«
    »Wie zum Teufel soll das hier mit …« Er suchte nach einer geeigneten Formulierung. »Mit … einem großen Geschäft vonstattengehen?«
    »Keine Sorge, ich schiebe Ihnen einen Topf unter.«
    »Ich kann nur hoffen, dass das ein Scherz sein soll. Allerdings ein schlechter, lassen Sie sich das gesagt sein.« Er sah die Krankenschwester böse an.
    »Mr. Cumberland«, hob sie an, ihr Gesicht nun ein Abbild unendlich strapazierter Geduld. »Sie werden ziemliches Bauchweh bekommen und …«
    »Das habe ich jetzt schon.«
    »Sehen Sie. Der Darm muss sich endlich entleeren. Kommen denn schon Pupse?« Sie sah ihn seelenruhig an.
    »Das hat mich noch nie eine Frau gefragt«, sagte er und spürte, wie er rot wurde.
    »Irgendwann ist immer das erste Mal. Wenn sich nach der Laktose nichts tut, gebe ich Ihnen ein Zäpfchen.«
    Das könnte Ihnen so passen. Vergessen Sie das ganz

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