Zitronentagetes
schnell wieder. »Solange ich nicht zur Toilette kann …«
»Mr. Cumberland, Sie haben noch den Blasenkatheter und außerdem …«
Dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen wollte, stachelte seinen Zorn erst recht an. Er hatte das alles so satt. »Holen Sie einen Rollstuhl«, herrschte er sie an.
»Seien Sie doch vernünftig.«
»Wozu? Ich war mein ganzes Leben lang vernünftig und was hat mir das eingebracht? Ich war nicht mal betrunken.« Wütend schlug er die Bettdecke zurück. »Und dieses blöde Katheterdings brauche ich auch nicht mehr.« Er zerrte an dem elastischen Plastikschlauch, der in seinen Penis mündete. Der Schmerz war überwältigend. »Auuuuu – verdammte Scheiße, tut das weh.« Tränen schossen in seine Augen, er fiel erschöpft in die Kissen.
»Natürlich, was dachten Sie denn? Das Dings ist geblockt.«
»O mein Gott, so fühlt es sich auch an.« Am liebsten hätte er sich in den Schritt gefasst und sich zusammengerollt. Aber dann würde er sich vollkommen zum Gespött machen. Der heftige Schmerz wollte nicht aufhören, er biss sich auf die Unterlippe. Ob er durch seinen Wutanfall irgendwas kaputt gemacht hatte? Das wurde ja wirklich immer schöner.
»Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Cumberland?«
Alles, du dumme Pute. »Kann es sein, dass sich da was … verklemmt hat … irgendwie?«, fragte er kleinlaut.
Sie seufzte. »Ich hole einen Arzt.«
Ich bitte darum.
Kurz darauf betrat sie gemeinsam mit Lizzy wieder das Zimmer. Jetzt nicht auch noch seine ehemalige Mitschülerin. Ihm blieb offenbar nichts erspart. Bestimmt war Liz bereits über seinen Wutausbruch im Bilde. Krankenschwestern petzten immer. »Wo ist Zimmerman?«, blaffte er in seiner Hilflosigkeit.
»Hat zu tun.«
Der Katheter brannte beinahe ein zweites Loch in sein empfindlichstes Körperteil. Schon streifte sich Liz Vinylhandschuhe über. Sie schob sein Nachthemd hoch.
»Halt, halt, halt – nichts anfassen, nur gucken«, startete er einen eher halbherzigen Versuch, seine – Fassade? Lächerlich – aufrecht zu halten.
»Vielleicht ist es an der Zeit, Tacheles zu reden«, begann Liz. »Du schikanierst das Personal, du weigerst dich, deine Übungen zu machen, du würdigst mich kaum eines Blickes. Was soll das Ganze eigentlich?«
Dabei drückte sie auf seinem Bauch herum, dass er fürchtete, die dämlichen Blähungen würden sich zu Wort melden. Was eine Katastrophe wäre.
»Was passt dir an dem Katheter nicht?«
»Ich brauche ihn nicht mehr«, antwortete er patzig.
»Das kannst du also einschätzen, sieh an. Vielleicht hast du recht. In ein, zwei Tagen wäre er ohnehin entfernt worden. Erledige ich das eben jetzt .«
»Moment … braucht man dafür keine Narkose?«
»Nein, wirklich nicht. Gerade wolltest du ihn dir noch im geblockten Zustand herauszerren, jetzt stell dich nicht so an.«
»Ich wusste doch nicht …«
»Ja eben – also lass gut sein.«
»Liz … du tust mir doch nicht weh … oder?«
»Nicht mehr, als ich es in letzter Zeit ohnehin tat. Tief Luft holen.«
»Luft holen?«
»Ja, mach schon.«
»Aber …« Er gehorchte besser.
»Langsam ausatmen«, meinte sie knapp und zog vorsichtig den Katheter raus.
Am liebsten hätte Marc mit den Zähnen geknirscht. Das Gefühl in seinen unteren Regionen war ganz und gar … scheußlich. Er verkniff sich mit aller Macht ein Aufquieken.
Es wummerte an der Tür, die im gleichen Moment geöffnet wurde. »Ho, ho, ho, ho – fröhliche Weihnachten.«
»Auch das noch«, brachte er mit hoher Stimme hervor und starrte auf den kleinen, dicken Santa Claus. Der blieb sekundenlang wie angewurzelt stehen, bevor er den Rückzug antrat und leise die Tür hinter sich zuzog.
»So, geschafft«, erklärte Liz.
»War’s das für heute?«
»Vorerst ja.«
»Dem Himmel sei Dank.«
»Curtis schaut später noch mal nach dir. Ich gehe jetzt nach Hause, und du solltest dich ausruhen. Du wirst noch alle Kraft brauchen, Marc.«
*
Im Umkleideraum traf Liz auf Floriane, die sich durch ihr feuchtes Haar wuselte.
»Na, machst du Feierabend?«
»Ja, zum Glück«, antwortete Liz und stellte jetzt erst fest, wie sehr ihr die vergangenen Tage zugesetzt hatten.
»Ich habe den Weihnachtsmann für alle Patienten gespielt.«
Liz nickte. »Hoffentlich bist du nicht sauer, dass ich der leitenden Schwester diesen Vorschlag unterbreitet habe, als unser Mann für solche Fälle ausfiel.«
»Natürlich nicht – Hat auch alles prima geklappt. Außer mit
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