Zivilcourage - Keine Frage
Albanien helfen, ist das eigentlich ganz schön cool. «
Es ist » sozialer Tag « in Deutschland, die Lehranstalten sind leer. Tausende Schüler mähen den Rasen bei der Nachbarin, assistieren dem Lokführer bei der Bahn, fegen den Hof des Bauunternehmens oder verkaufen Biohühner auf dem Wochenmarkt. Meist wählen die Schüler einen Job, der sie persönlich interessiert und der ihnen einen Vorgeschmack auf ihr späteres Berufsleben gibt. Welche Projekte in Südosteuropa die Freiwilligen mit ihrem Verdienst unterstützen, entscheiden sie selbst. Die Stiftung » Schüler helfen leben « , die den » sozialen Tag « organisiert, hat 130 Projekte zur Auswahl, die benachteiligte Kinder und Jugendliche auf dem Balkan unterstützen. Bisher haben eine Million Kinder und Jugendliche rund 18 Millionen Euro erarbeitet. Seit 1992 koordiniert » Schüler helfen leben « das Engagement der Heranwachsenden.
Sich ehrenamtlich zu engagieren ist hierzulande weiter verbreitet, als viele denken. Schon jeder dritte Deutsche über 14 Jahren betätigt sich freiwillig. Weit mehr sind grundsätzlich bereit, ein Ehrenamt zu übernehmen.
Ob im Sportverein, in Kultur- oder Umweltprojekten, der Kinder- und Jugendarbeit – wer sich einbringt, übernimmt Verantwortung, setzt sich für andere und damit für das Gemeinwohl ein. Am meisten haben ältere Menschen in Sachen Ehrenamt zugelegt. Sie engagieren sich immer stärker vor allem im Sozialen, der Pflege und Betreuung. Aber auch Eltern investieren zunehmend ihre freie Zeit als Freiwillige: in Schulen, Kindergärten, Sportvereinen oder für die Kultur. Kindertagesstätten in Trägerschaft einer Elterninitiative zum Beispiel sind heute nicht mehr wegzudenken. Und der » soziale Tag « lässt es erkennen: Aktiv in Sachen Ehrenamt sind auch immer mehr junge Menschen.
Auch Zivilcourage ist eine Form von sozialem Engagement. Unabhängig von der individuellen Motivation oder der Kultur, in der sich Menschen zivilcouragiert verhalten, passiert das meist aus freien Stücken und oft auch plötzlich. Nicht selten nehmen die Helfer dabei sogar Risiken für das eigene Leben oder das ihrer Lieben in Kauf. So zum Beispiel der zweifache Vater Wesley Autrey aus Manhattan, der einem epileptisch krampfenden Mitpassagier in der New-Yorker-U-Bahn 2007 das Leben rettete – und dabei fast vergaß, seine eigenen Kinder aus der Gefahrenzone zu entfernen. 19 Der amerikanische Vorarbeiter gilt als Held, zieht durch Talkshows und wurde ins Weiße Haus eingeladen.
Promis zeigen, wie es geht
Autrey ist mit seiner spontanen Rettungsaktion keine Ausnahme. Zwar galt der Mensch in der Verhaltensforschung bisher vor allem als eigennütziges, egoistisches und gieriges Wesen. Doch allein der Blick in die Promigazetten lässt vermuten, dass es längst en vogue ist, sich für andere einzubringen.
Den Stein ins Rollen brachte Al Gore, US-Präsidentschaftskandidat im Jahr 2000 . Als prominenter Aktivist der ersten Stunde gegen den Klimawandel wurde er 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der derzeitige US-Präsident Barack Obama – bereits kurz nach Beginn seiner Amtzeit ebenfalls zum Friedensnobelpreisträger gekürt – war in Sachen soziales Engagement bereits in den Achtzigerjahren aktiv. Obama arbeitete fünf Jahre als Sozialarbeiter in den Armenvierteln Chicagos.
Bill Gates hat die größte private Aidsstiftung weltweit gegründet. Brad Pitt, George Clooney und andere Hollywoodstars engagieren sich gegen den Klimawandel und für Kinder in ärmeren Ländern. Interesse und Engagement der anderen Art zeigte der britische Kultregisseur Danny Boyle. Er widmete einen ganzen Film dem Elend indischer Slumkinder. Der Film » Slumdog Millionaire « gewann acht Oscars.
Ehrenamt hilft auch in Zeiten der Finanzkrise
Doch es ist nicht nur die Barmherzigkeit, die Hollywoodstars und Normalsterbliche antreibt. In der glamourösen Welt geht nichts mehr ohne Charity. Im normalen Leben setzt vor allem der Staat bedingt durch leere Kassen wieder mehr auf die Eigenverantwortung seiner Bürger. Insgesamt sind rund 23 Millionen Menschen aktiv. Geschätzt gibt es etwa 500 000 gemeinnützige Vereine und 15 000 gemeinnützige Stiftungen.
Dennoch ist bürgerliches Engagement hierzulande noch lange nicht so selbstverständlich wie zum Beispiel in den USA. Dort ist ehrenamtliches Arbeiten Normalität, weil es weniger soziale Sicherheit gibt. Außerdem ist persönliches Engagement für viele Amerikaner auch Ausdruck ihrer bürgerlichen
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