Zivilcourage - Keine Frage
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Durch entsprechende Kampagnen, Aktionen und Preise hoffen die Experten für die Zukunft, dass der » gute Dienst für andere « nicht nachlässt. Denn nach dem kontinuierlichen Abbau von Sozialleistungen der letzten Jahre steht das nächste Problem an: Infolge des demographischen Wandels gibt es immer weniger junge und dafür mehr betagte Menschen. Sie leisten andere Freiwilligenarbeit als die Jungspunde: Die Mitarbeit in Kirchen und für eine Religion wird voraussichtlich in den Hintergrund treten, das Engagement rund um Alter und Gesundheit dagegen zunehmen.
Menschlich handeln und Kontakte knüpfen
Doch was bewegt uns dazu, Kraft und Zeit zu investieren und gelegentlich auch eigene Gefahren auf uns zu nehmen? Statt eines Lohnes lediglich die Gewissheit zu haben, etwas Gutes zu tun? Egal, ob es um Frieden, Ökologie, Menschen- und Bürgerrechte, Emanzipation oder Globalisierung geht – » wenn sich Menschen füreinander einsetzen, verfolgen sie ein höheres Ziel « , schreibt der kürzlich verstorbene Psychoanalytiker Kurt Singer in seinem Buch » Zivilcourage wagen « . Helfer und sozial engagierte Menschen demonstrieren mit ihrem Einsatz, dass sie moralische Wertvorstellung haben. Selbstloses Handeln besteht nicht darin, andere zu erziehen « , so Singer. Vielmehr gehe es darum, miteinander in einen Dialog zu treten und sich zu verständigen. Ein ähnliches Fazit ergab der deutsche Engagementatlas 2009 . Die meisten Aktiven wollen die Gesellschaft im Kleinen mitgestalten und mit anderen Menschen zusammenkommen.
Geld regiert NICHT die Welt
Finanzielle Motive sind offenbar nicht die wichtigste Triebfeder menschlichen Handelns. Das hat zuletzt die Finanzkrise der Jahre 2008 / 2009 gezeigt. Zwar befürchtete mehr als die Hälfte der Deutschen, dass das freiwillige Engagement im Zuge der Wirtschaftskrise abnehmen werde, fand eine Emnid-Umfrage heraus. Doch es kam anders: Der Crash der Banken ließ die Gesellschaft umdenken. Man rückte wieder näher zusammen, wurde sich bewusst, dass auch Zuneigung, Anerkennung und Mitgefühl das persönliche Dasein bereichern. Wer sich für andere engagiert, lebt zufriedener. Denn anders als die große Politik erleben wir soziales Handeln als konkret, zielgerichtet und schnell umsetzbar.
In Bürgerstiftungen tragen Bürger einer Region zusammen, was sie haben: Zeit, Geld und Ideen. Das Ziel einer Bürgerstiftung: möglichst viele Menschen sowie Unternehmen (Corporate Citizens) dazu zu bewegen, etwas fürs Gemeinwohl zu tun – und zwar unter einem gemeinsamen Dach. Die Stiftung dient dabei als Sammelbecken für Spenden. Weil private Geldgeber mitunter viel Geld geben, gelingt es vielen Stiftungen, ihr Vermögen gewinnbringend anzulegen und finanziell unabhängig zu sein. Es ist nicht festgelegt, welche Projekte unterstützt werden. Wohin die Mittel fließen, ist normalerweise transparent. Bürgerstiftungen sind eine der am schnellsten wachsenden Stiftungsformen weltweit. Mittlerweile gibt es mehr als 1400 Community Foundations in mindestens 50 Ländern rund um den Globus.
Der Mensch ist ein moralisches Wesen
Lange galt Darwins Evolutionstheorie: Der Mensch, der sich am besten seiner Umwelt anpasst, pflanzt sich fort. Anders ausgedrückt: Wer sich ohne Rücksicht auf Verluste durchs Leben kämpft, hat einen Überlebensvorteil. Mittlerweile zeigt die Wissenschaft jedoch, dass Gemeinschaftssinn und moralisches Handeln nicht nur anerzogen, sondern auch angeboren sind. Aktuelle Versuche weisen darauf hin, dass sich Gerechtigkeitssinn, Emotionen und moralisches Handeln in » uralten « Hirnregionen abbilden. Diese Bereiche hat der Mensch von entfernten Verwandten aus dem Tierreich übernommen.
Auch die Wirtschaft mischt mit
Ehrenamtliches Engagement ist jedoch längst nicht mehr nur ein privater Zeitvertreib. Mittlerweile erkennen auch immer mehr Unternehmen, dass sich soziales Engagement auszahlt, andere wollen zumindest den Anschein geben. So versorgt der TV-Kanal RTL II sein traditionell sensationslüsternes Publikum nicht nur mit brutalen Gewaltfilmen, sondern zeigt sich neuerdings verantwortungsbewusst und von seiner ernsten Seite: Mit einem Spot – ein Ausschnitt aus Videos des Sängers Gentleman – will der Sender seine Zuschauer zu mehr Zivilcourage motivieren. Im Film läuft der Reggae-Musiker alleine durch eine U-Bahn-Station und wird plötzlich von mehreren Männern attackiert und verprügelt. Die Botschaft
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