Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
dünnen elastischen Band am Kopf fixiert. An seinem Kinn hatte er Narben, die von Akne stammten.
»Seine Nase war nicht besonders klein«, berichtete sie, »und sein Kinn war recht ausgeprägt. Sein braunes Haar trug er in einem Bürstenschnitt - das war wahrscheinlich der Grund, warum ich annahm, dass er etwas mit dem Militär zu tun haben musste. Er war durchschnittlich gebaut und so um die fünfundsiebzig Kilo schwer.
Ich hatte das Gefühl, dass ihm gar nicht bewusst war, was er tat. So als wäre er tagsüber ein ganz normaler Mensch, der keine Ahnung hatte, was er nachts manchmal trieb. Der Mann war offenbar krank.«
Es war eine Vollmondnacht und Kathleen versuchte, möglichst viele Einzelheiten aufzunehmen. Sein Wagen war ein amerikanisches Fabrikat mit den alten schwarzgelben kalifornischen Nummernschildern. Im Inneren des hellen Wagens herrschte eine ziemliche Unordnung. Auf den Sitzen lagen Bücher, Papiere und sogar Kleider herum, und selbst das Armaturenbrett war voll mit irgendwelchem Kram. Es handelte sich größtenteils um Männerkleider, doch es waren auch einige kleine T-Shirts dabei, wie zehn- bis zwölfjährige Kinder sie trugen.
»Er ist so adrett gekleidet«, dachte Kathleen, »aber hier im Wagen liegt alles so schlampig herum.« Auf dem Armaturenbrett lagen zwei bunte Topfreiniger, und daneben eine schwarze Taschenlampe mit Gummigriff.
Der Wagen hatte schwarze Schalensitze und eine sportliche Automatikgetriebekonsole, dazu einen speziell eingebauten Zigarettenanzünder auf der rechten Seite und einen Aschenbecher am vorderen Ende.
Der Fremde sprach mit monotoner akzentfreier Stimme. »Er redete ohne jedes Gefühl in der Stimme«, berichtete Kathleen. »Kein Zorn, gar nichts. Die Worte kamen völlig ausdruckslos. Er sprach nicht übermäßig langsam, aber sehr präzise. Einfach und klar, aber ohne Gefühl.
Ich hielt es einfach nicht mehr aus, deshalb beschloss ich, beim nächsten Mal, wenn er vor einem Stoppschild anhielt oder wenigstens fast zum Stillstand kam, aus dem Wagen zu springen.«
Plötzlich blieb er stehen. Der Mann war versehentlich auf eine Autobahnausfahrt aufgefahren.
Kathleen sprang mit der kleinen Jennifer im Arm aus dem Wagen, lief über die Straße und weiter zu einem Bewässerungsgraben, der mitten auf einem Feld von hohem Gras umgeben war.
»Ringsum wuchs der Wein, und ich legte mich einfach nur flach auf den Boden.« Sie begrub ihre kleine Tochter unter sich, damit sie nicht schreien konnte.
Das Blut pochte ihr in den Schläfen und sie atmete schwer, während der Wagen weiter an der Straße stand. Sie konnte den Mann jetzt sehen. Er hatte eine Taschenlampe in der Hand und ließ den Lichtstrahl über das Feld schweifen. Mehrmals rief er ihr zu, dass sie zurückkommen solle. Dann war wieder Stille bis auf das Zirpen der Grillen. Der Mann näherte sich ihr und ließ die Taschenlampe hin und her schweifen.
»Da kam auf einmal ein alter Sattelschlepper daher und blieb stehen. Die Taschenlampe hatte den Fahrer wohl geblendet, denn er stieg aus dem Führerhaus und rief: ›Was ist denn hier los?‹ Da sprang der Kerl in seinen Wagen und machte sich aus dem Staub.«
Der Wagen des Fremden beschleunigte auf der dunklen Straße und ließ eine graue Staubwolke hinter sich. Der Fahrer des Sattelschleppers kam auf Kathleen zu, und sie bekam es erneut mit der Angst zu tun.
»Nicht noch ein Mann!«, dachte sie. »Er kam den Hügel herunter, direkt auf mich zu, und ich war völlig mit den Nerven fertig. Ich wollte einfach nicht mit ihm fahren und ließ ihn warten, bis eine Frau vorbeikam, mit der ich dann mitfuhr. Aber als wir dann in irgend so ein kleines Kaff kamen, ließ sie mich bei der Polizeiwache aussteigen, und ich ging in das muffige kleine Büro, in dem nur so ein alter Mann, ein Sergeant, saß. Ich erzählte ihm meine Geschichte, und er wurde ziemlich blass. Ich nehme an, dass solche Dinge in der Gegend nicht so oft vorkommen. Na ja, er holte ein Formular, und ich gab ihm eine detaillierte Beschreibung des Mannes und seines Wagens.«
Während sie mit dem Polizisten sprach, fiel Kathleens Blick auf die Wand, an der die Steckbriefe hingen. Sie erschrak und schrie laut auf.
»Oh, mein Gott! Das ist er! Das da ist der Mann!«
An der Wand hing das Phantombild des Mörders von Paul Stine - eine Zeichnung, die den Zodiac-Killer darstellte.
»Der Sergeant kriegte einen ziemlichen Schreck, als ihm klar wurde, dass ich gerade im Wagen eines gesuchten Mörders gesessen hatte.
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