Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
Michael ist ein Zodius.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das ergibt keinen Sinn. Powells Tochter würde sich nicht mit einem Zodius-Soldaten einlassen.«
»Michael war bei den Zodius. Er ist jetzt ein Renegade. Vermutlich gehört er zu den guten Jungs, aber andererseits weiß keiner, auf welcher Seite Michael wirklich steht, soviel ich das sagen kann. Und mal ehrlich, wer sind denn nun die guten Jungs?«
»Michael gehört nicht zu den Guten.«
Michael hatte wirklich ein Händchen dafür, jeden in ein verbittertes, kleines Häufchen zu verwandeln. »Aber Powell schon?«
Sie ging in die Defensive. »Er versucht, dieses Land vor Adam zu beschützen.«
Wohl eher die Welt zu kontrollieren – doch Brock scherte sich nicht darum. Nicht solange er seinen Anteil daran hatte. »Dann wissen Sie vermutlich, dass Powell Michael hasst. Er befürchtet offenbar, dass Michael seine Tochter skrupellos benutzt, um ihn aus dem Weg zu räumen.« Er hob eine Augenbraue. »Sie hassen ihn auch, stimmt’s?« Interessant. »Was mag er wohl verbrochen haben, dass sich die eigene Mutter gegen ihn wendet?«
»Kann es losgehen?« Powells Stimme hallte durch den Raum, bevor er in Begleitung von Dr. Chin auftauchte.
Jocelyn wirbelte herum. »Gehört Michael zu den Zodius oder den Renegades?«
Missbilligend funkelte Powell Brock an, ehe er sich wieder Jocelyn zuwandte. »Er ist ein GTECH, Jocelyn. Sie sind alle GTECHs, und jeder muss kontrolliert werden.«
»Aber er dient doch Adam«, sagte sie. »Du hast gesagt, dass er mit Adam arbeitet.«
»Bekommst du plötzlich Muttergefühle, weil du deinen Sohn retten willst, Jocelyn?«, schimpfte er. »Er stellt eine weitaus größere Bedrohung dar als sein Vater. Und wenn wir ihn nicht in den Griff kriegen, garantiere ich dir, dass es unschuldige Leben kosten wird. Und wir wissen beide, dass mehr Blut an deinen Händen klebt, als du ertragen kannst.« Er machte eine vage Geste zum Computer. »Zeig mir, was für brillante Dinge du bei Red Dart bewerkstelligt hast, meine Liebe.«
»Es könnte mit Risiken verbunden sein«, sagte sie und beäugte Dr. Chin. »Brock reagiert irgendwie auf die Transformation. Er ist aggressiv. Besitzergreifend.« Sie zögerte. »Sexbesessen.«
»Die wesentlichen Eigenschaften seines Charakters sind durch die Injektion nun stärker ausgeprägt«, erklärte Dr. Chin. »Deswegen müssen Sie sich nicht verrückt machen. Wenn er irgendwie aus der Rolle fallen sollte, bin ich hier, um einzugreifen.«
Brock packte die Gitterstäbe mit solcher Wucht, dass er nicht sicher war, ob der Stahl oder seine Arme brechen würden. Er war weder sexbesessen noch aggressiv. Und auf die Einmischung irgendwelcher Typen konnte er verzichten. Er wollte, dass das hier ein für alle Mal vorbei war.
»Tun Sie, was immer Sie wollen, und lassen mich verdammt noch mal hier raus!«, brüllte Brock und rüttelte an den Stäben. »Er hat recht, Jocelyn. Wir sind alle GTECHs. Und ich bin ihr Anführer.«
»Mach weiter, Jocelyn«, befahl Powell.
Sie zögerte. »Ich brauche den Kristall.«
Er zog eine schmale silberne Schachtel aus seiner Jacke und öffnete den Deckel. Der Kristall verströmte strahlendes rotes Licht. Jocelyn nahm ihn heraus und befestigte ihn an der elektronischen Vorrichtung neben dem Computer. Für einen qualvollen Augenblick sah sie zu Brock auf. Sie drückte einige Tasten, dann ertönte das Knacken von Zahnrädern, als sich neben den Kameras der Lauf einer Waffe ausstreckte. Brock wandte sich der Waffe zu – was ihm auch bevorstehen sollte, er war bereit. Alles, was er wollte, war, frei zu sein.
General Powell stand mit verschränkten Armen hinter Jocelyn, und beobachtete, wie sich West, der die Welt beherrschen wollte, zum Narren machte. Er wusste, dass ihn dieser Kerl hintergangen hatte, doch West würde auf dem schnellsten Weg lernen, wer hier am längeren Hebel saß.
»Es geht los«, murmelte Jocelyn und drückte eine Taste.
Auf Brocks Brust erschien ein roter Punkt, dem lautlos und schmerzfrei direkt ein zweiter folgte. Brock versteifte sich.
»Das ist der Tranquilizer«, erklärte Jocelyn. »Es ist ein Schock von zwei Sekunden, an den er sich nicht erinnern dürfte.«
Brock streckte sich und wandte sich an Powell. »War’s das?«, fragte er. »Bin ich fertig? Sind wir bereit, den GTECHs Feuer unterm Hintern zu machen?«
»Ist es vollzogen?«, fragte Powell an Jocelyn gewandt.
Sie betätigte noch ein paar Tasten und drehte den Monitor so, dass er ihn sehen
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