Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
als könnte sie Bäume ausreißen.
Die Tore zur Stadt schlossen sich hinter ihnen. Cassandra drehte sich um und blinzelte. Der Berg wirkte unberührt, als würde diese Tür nicht existieren.
»Ich bin mir nicht sicher mit diesem Wind-Ding«, sagte Cassandra. »Mein erster Versuch war ja nicht gerade berauschend.«
»Du bist jetzt anders«, versicherte Michael.
»Du vervollständigst ihn«, scherzte Sterling, der mit an die Brust gedrückter Hand ein Zitat aus Jerry Maguire zum Besten gab. Schnaubend fügte er hinzu: »Es macht süchtig. Das Windwalking, meine ich.« Er neigte den Kopf in Michaels Richtung. »Nicht er. Und falls er süchtig machen sollte, will ich’s nicht wissen.«
Michael zog sie an sich. »Bereit?«
Sie atmete nervös ein. »Glaube schon.«
Er wartete keine präzisere Antwort ab. Plötzlich wurde sie von einer Kraft von unglaublicher Gewalt ergriffen, und bevor sie reagieren konnte, stand sie auf der Straßenseite gegenüber ihrer Wohnung.
Sie blinzelte und lächelte. »O mein Gott, das war ja fantastisch. Können wir das noch mal machen?«
Michael küsste sie lachend. »Noch tausendmal«, versprach er. »Aber nicht jetzt. Geh rein und zieh dich um.«
Sie klammerte sich an ihn. »Kommst du denn nicht mit?«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte er. »Allerdings möchte ich nicht dabei gesehen werden.« Er ließ ein Handy in ihre Hand gleiten. »Sobald du an der Tür bist, wählst du die Eins und sagst mir, ob die Luft rein ist. Ich windwalke dann.«
»Meinst du, dort ist jemand?«, fragte sie ängstlich.
»Ich bin sicher, dass alles okay ist«, erwiderte er. »Die Zodius vermuten dich immer noch in Sunrise City. Bis sie merken, dass du nicht mehr dort bist, befindest du dich schon auf dem Stützpunkt. Allerdings will ich, was deine Sicherheit angeht, kein Risiko eingehen.«
Er tätschelte ihren Hintern. »Geh jetzt. Geh zur Tür, damit wir reingehen können.« Er küsste sie, bevor er sie auf den Weg schickte. Cassandras Magen verkrampfte sich, ihre Nerven begannen wieder zu flattern. Der Tag konnte gar nicht schnell genug vorübergehen.
Die Straße war in Windeseile überquert, und sie hatte schon das Telefon in der Hand, ehe sie sich der Treppe zuwandte, die zu ihrer Wohnung führte. »Sauber«, sagte sie, während sie den Eingangsbereich durchsuchte. Kurz darauf erschien Michael, zog ein Werkzeug aus seiner Tasche und hebelte damit das Schloss auf. Offensichtlich hatte er daran gedacht, dass sie keine Schlüssel dabeihatte.
Er stieß die Tür auf, zog eine Pistole unter dem Hosenbein hervor und trat ein. »Bleib bei der Tür«, sagte er.
Cassandra tat wie geheißen, und ihr Herz raste, als er die Wohnung durchsuchte. Als er die Waffe ins Halfter zurücksteckte und die Tür schloss, stieß sie schwer den Atem aus und bemerkte überrascht, dass sie die Luft angehalten hatte. »Ich bin froh, wenn alles vorbei ist.«
Er zog sie an sich. »Bald, Süße«, versprach er. »Auch wenn ich dich vor den Trackern abgeschirmt habe, bin ich nur ungern in der Wohnung. Mach dich für die Arbeit fertig. Ich folge dir bis zum Stützpunkt, dort bist du vor ihnen sicher. Verlasse unter keinen Umständen die Basis, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Ohne meinen Schutz gehst du nirgendwohin.«
»Das heitert mich nicht gerade auf«, sagte sie.
Er gab ihr einen Kuss. »Darum kümmere ich mich zu Hause, in unserem Bett.«
»Unser Bett?«, fragte sie leise.
»Unser Bett«, erwiderte er, während er in ihren Haaren wühlte. »An das ich dich mindestens eine Woche lang fesseln werde, wenn das hier vorbei ist.«
Sie klammerte sich an seine Zuversicht, an die süße Art, mit der er sie zu beruhigen suchte. Dennoch war da ein Knoten in ihrer Brust, der sich mit jedem Atemzug weiter zuzog. Etwas stimmte nicht. Sie sagte sich, dass das normal sei, da sie heute zur lebenslangen Haftstrafe ihres Vaters beitragen würde.
Trotzdem straffte und verdrehte sich dieser Knoten mit der schrecklichen Gewissheit, dass die Operation völlig misslingen würde. Michael teilte diese Vorahnung nicht mit ihr. Er war wie erwartet nervös und ruhelos. Ihr Vater hatte dieses Chaos zu verantworten, und sie musste helfen, es zu beseitigen. Sie fühlte sich, als stünde der Anfang vom Ende bevor, und sie müsste es irgendwie aufhalten.
Lucian stand vor dem Sicherheitstor von Zodius City und meldete sich, um Adam Bericht zu erstatten. Er hatte den Scanner kaum erreicht, da drehte der Wind, und er war von sechs Soldaten
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