Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
Lippen. »Erstaunlich, wie du die Gedanken und Gefühle dieser Frauen beeinflussen kannst.«
Sie strahlte überglücklich, was jedoch nur von kurzer Dauer war. »Wir sind mittlerweile wieder bei siebzig Frauen«, sagte sie. »Zwei der neuen Rekrutinnen leben sogar schon in einer Verbindung.« In Anbetracht der Tatsache, dass sie es trotz gedrosselter Fertilitätstests geschafft hatte, zehn Objekte zu töten, sprach die Anzahl der Frauen für Tads Rekrutierungsmethoden – wenn man Kidnapping so bezeichnen konnte.
Begleitet vom Grölen der Menge verließen die Frauen die Arena. Musik plärrte aus den Lautsprechern, während die eigentliche Show vorbereitet wurde. An den Tribünen erloschen die Lichter. Adams Wölfe schritten von Scheinwerfern beleuchtet den Steinboden entlang in die Mitte des Kolosseums. An den hohen Wänden und Tischen entlang des Rings flackerten Kerzen.
Gleich würden die kürzlich gefangenen menschlichen Soldaten erscheinen und um ihr Leben kämpfen, um sich das versprochene Serum zu verdienen. Adams Vorrat war natürlich nahezu erschöpft. Nur ein Krieger mit herausragenden Fähigkeiten wäre des Serums würdig. Es war zwar unwahrscheinlich, doch es machte Spaß, den Wölfen zuzusehen. Das Adrenalin schoss vor Begeisterung durch ihn hindurch, und er vergaß alles außer der Show.
Bis ihm der Geruch einer Frau in die sensible Nase drang und dann der von Angst. Er wandte den Blick dem steinernen Korridor zu, aus dem Tad gerade auf den Balkon trat, wobei er eine verängstigte Frau mit einer Pistole vor sich hertrieb. Ihr Gesicht war tränenüberströmt.
Adam war schon genervt, bevor Tad am äußersten Ende des Tisches stehen blieb. »Was willst du, Tad?«
Ava erhob sich, näherte sich der asiatischen Schönheit und nahm ihre Hände. »Alles ist gut«, sagte sie, dann sah sie der Frau in die Augen und berührte ihre Stirn. Ihr Gesicht nahm einen entrückten, gelassenen Ausdruck an, und sie hörte auf zu weinen. Ava musterte sie von Kopf bis Fuß. »Sie ist immerhin ein gutes Exemplar«, bemerkte sie trocken.
»Ihre Herkunft ist auch nicht uninteressant«, bemerkte Tad und strich ihr übers Haar. »Sag ihnen, wer dein Vater ist.«
»Tan Chin«, sagte sie leise.
Ava machte große Augen. »Wie Dr. Chin?«
»Ganz recht«, erwiderte Tad und wandte sich an Adam. »Sie hat bei Chins Exfrau in China gelebt. Aber ich habe sie aufgespürt.«
Adam zog eine Augenbraue hoch. »Weiß Chin davon?«
»Nicht nur das«, erwiderte Tad, »er hat mir versprochen, dass er uns heute Nacht Red Dart, einen Vorrat des Serums sowie Michael und Cassandra beschaffen kann. Er will sogar bei der Entbindung deines Kinds helfen.« Er sah Adam in die Augen. »Ich will Michaels Ersatzmann werden.«
Adam musterte ihn. Er war keine Augenweide und deshalb wertlos. Er hatte jedoch zu einer Zeit seinen Einfallsreichtum bewiesen, als Adam einen Krieg vermeiden musste, da er befürchtete, damit Ava und sein Kind zu gefährden. Fürs Erste würde Tad genügen. Wenn er Red Dart hatte, würde er sowohl seinen Bruder als auch Michael dazu bringen, mit ihm an einem Strang zu ziehen. Dann wären Leute wie Tad überflüssig.
Er neigte den Kopf. »Du redest eine ganze Menge«, sagte Adam. »Lass Taten folgen.«
In Begleitung von Sterling, Damion, Caleb und etwa einem Dutzend Soldaten verließen Cassandra und Michael kurz vor der Dämmerung Sunrise City. Cassandras Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Statt zu schlafen, hatte sie Michael von ihrem Vorhaben erzählt, mit den Frauen eine Organisation zu gründen, um den Entführungen Einhalt zu gebieten. Reden und Sex hatten sie von den bevorstehenden Ereignissen abgelenkt. Ganz gleich, wie triftig die Gründe auch waren, es würde nicht leicht werden, die Inhaftierung ihres Vaters miterleben zu müssen. Und dann war da noch das Windwalking.
Cassandra Powell – das einstige normale Armeemädchen – würde windwalken. Möglicherweise war sie doch nicht so normal – schon längst nicht mehr. Immerhin hatte ihr Vater eine neue Menschenrasse geschaffen, und ihr Freund war ein halber Außerirdischer und nun endgültig mit ihr verbunden. Die letzte Phase der Wandlung war glücklicherweise ohne Nebenwirkungen verlaufen, was hinsichtlich der bevorstehenden Ereignisse ein wahrer Segen war. Sie hatte so kurz davor gestanden, sich mit Michael zu verbinden, dass der letzte Schritt ein Klacks gewesen war. Obwohl sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Nacht durchgemacht hatte, fühlte sie sich,
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