Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Mund.
Oh Gott.
Panik durchzuckte Becca. »Das war kein
Ice
! Was hast du ihm gegeben?«
Dorian richtete seine Aufmerksamkeit auf Becca, und eine abgebrühte Herzlosigkeit, die seinen jungen Jahren hohnsprach, grub sich in seine klar konturierten Gesichtszüge, als er nun Miltons Kopf mit dem Gesicht voran auf die Tischplatte hämmerte.
Als Becca das harte Krachen von Schädelknochen auf Holz hörte, rebellierte ihr Magen.
»Gute Dame«, ergriff Dorian das Wort und legte den Kopf schräg, als sei sie ein besonderes Exemplar irgendeiner Spezies, das es zu beurteilen galt, »ich habe ihm gegeben, was Sie wünschten. Er muss nun nicht mehr leiden. Das sollte doch ganz in Ihrem Sinne sein.«
Milton zuckte krampfartig zusammen und fiel vom Stuhl.
»Was hat das zu bedeuten?«, schrie sie und machte einen Schritt vorwärts, nur um ein warnendes Knurren der Wölfe zu provozieren, das ihr bedeutete, sich nicht von der Stelle zu rühren. »Was soll das heißen, dass er nicht mehr leiden muss?« Sie richtete einen flehenden Blick auf Adam. »Adam, bitte! Bitte, helfen Sie ihm. Ich mache alles, was Sie wollen.«
»Sie werden so oder so machen, was ich will«, antwortete er. »Aber ohne ihn. Er ist tot. Und es gibt außer Ihnen unter meinem wissenschaftlichen Personal hier auch andere, die über so viel Fachkenntnis verfügen wie Sie. Aber Sie sind eine Frau, und ich will Sie nicht tot, sondern nur entsprechend motiviert sehen. Und als Motivationsschub habe ich die folgende Mitteilung für Sie: Jedes Mal, wenn Sie mich enttäuschen, werde ich einen dieser Menschen töten. Und Sie haben schon angefangen, mich zu enttäuschen. Bedenken Sie: Miltons Blut klebt an
Ihren
Händen, Becca.«
Becca schnappte verzweifelt nach Luft, und diesmal hatte es nichts mit dem Krebs zu tun. Das konnte nicht sein. Sie kniff die Augen fest zusammen und sagte sich, dass sie bald aufwachen würde. Das Ganze war nur ein schlimmer Albtraum, nichts als eine Nebenwirkung ihrer Behandlung in Deutschland. Es waren lediglich ein paar Minuten im Schlaf verstrichen, nicht Stunden in Gefangenschaft.
Plötzlich war Adam dicht vor ihr – die Wölfe hatten ihm Platz gemacht. Becca keuchte auf, entsetzt über seine Nähe. Er berührte sie nicht, doch sie hätte fast schwören können, dass sie seine Hände um ihre Kehle spürte. Sie versuchte, sich nicht zu bewegen, aber er starrte sie an, und das tiefe Böse in seinen schwindelerregenden schwarzen Augen ergoss sich in sie wie Säure und fraß sie bei lebendigem Leib.
»Ich schlage vor, Sie machen sich an die Arbeit«, sagte Adam mit leiser, giftiger Stimme. »Bevor ich mich entscheide, einen weiteren Menschen zu töten, einfach nur, weil … nun ja, es ist unterhaltsam. Vor allem wenn ich mit ansehen kann, wie Sie sich um ihn sorgen.« Er machte eine dramatische Pause, dann fügte er hinzu: »Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Sie nickte. »Ja«, flüsterte sie, aber das Wort war kaum hörbar, ihre Stimme verloren in der bitteren Wut, die seine Nähe in ihr aufsteigen ließ.
Einige Sekunden lang musterte er sie, die Züge steinern und eindringlich. »Dann tun Sie es auch«, sagte er schließlich. »Ich lasse Milton hier liegen, um Sie daran zu erinnern, welche Folgen es hat, mich zu verstimmen.«
Er drehte ihr den Rücken zu, und seine Wölfe folgten ihm auf dem Fuß. Nachdem er Becca noch einen höhnischen Blick zugeworfen hatte, schloss sich Dorian seinem Vater an. Der Junge war durch und durch böse. Schon böse geboren. Und mit jedem Tag, der verstrich, wurde er böser.
Gerade als Becca zu der Überzeugung gelangt war, dass dieser Tag nicht mehr schlimmer werden konnte – die Türen wollten sich gerade schließen –, trat Tad Bensen ein.
»Gute Neuigkeiten, Becca. Süße, Liebling, Honigschnäuzchen. Wir haben nun ein wenig Zeit ganz für uns. Ich soll auf dich aufpassen.« Er lächelte und zwinkerte ihr zu. Dann ging er zu Milton und stieß ihn zur Seite, als wäre er nichts als Abfall, der ihm im Weg war. »Ihr habt gehört, was Adam gesagt hat«, rief er den Übrigen zu. »Machen wir uns an die Arbeit!«
Zorn, Schmerz und Angst prallten mit solcher Wucht in Becca aufeinander, dass sie glaubte, zusammenbrechen zu müssen. Und irgendetwas geschah mit dieser Kraft – die Luft knisterte vor Energie. Glas zersprang an verschiedenen Stellen im Labor. Es war, als seien ihre Gefühle elektrisch geladene Wellen, die durch die Luft pulsten. Alles drehte sich in ihrem Kopf, und ihre Brust schnürte
Weitere Kostenlose Bücher