Zombie-Ballade
Erfahrungen gemacht. Ich dachte an ganze Heere von lebenden Toten, die damals von Xorron befehligt wurden. Aber auch ein Zombie kann furchtbar sein, und nun war dieser Wang eingetroffen, um möglicherweise lebende Leichen zu dirigieren.
»Hat dein Vetter diesen Wang verfolgen können?«
Suko schüttelte den Kopf. »Das war nicht möglich.«
»Wir müssten also Wang finden.«
»So ist es.«
Ich lehnte mich zurück. »Suko, das ist eine Aufgabe für dich und deine Vettern. Ich halte mich da raus.«
»Wann willst du denn eingreifen, John?«
»Wenn Wang uns zu den Zombies geführt hat. Außerdem will ich dir ehrlich sagen, dass mir diese Figur zu schwammig und zu vage ist. Man kann sie nicht fassen, nicht begreifen. Ich weiß auch nicht. So gut komme ich mit ihr nicht zurecht.«
»Kann ich mir vorstellen. Ich weiß allerdings auch, dass wir durch Wang die Hölle erleben können.« Suko hob warnend den Zeigefinger, bevor er zum Telefon griff und wahrscheinlich einen seiner Bekannten anrief.
Ich ging zu Glenda ins Vorzimmer. »Na, was gibt es?« fragte sie.
»Wang«, sagte ich und grinste nicht einmal, als ich Glendas überraschtes Gesicht sah. Dazu war mir die Sache viel zu ernst…
***
Mary Ann Baxter hatte sich den Longdrink selbst gemixt, stand am Fenster und hielt das beschlagene Glas in der Hand. Sie schaute in den parkähnlichen Vorgarten und sah auch die weißen Bäume. Die Natur wirkte wie tot. Bäume und Pflanzen warteten auf den Sonnenstrahl, die Zombies nicht. Für sie allein war die magische Beschwörung wichtig.
Und die lag hinter Mary Ann. Sie lachte leise in der Erinnerung daran. Das alte Buch hatte ihr viel gebracht. In China war es geschrieben worden. Sie hatte es übersetzen lassen und den Übersetzer anschließend für immer beseitigt. Es musste so sein, niemand sollte ihre Spur verfolgen können.
Dreimal hatte sie geheiratet, und ihre Männer waren sanft entschlafen. Sie hatte ihnen nicht wehtun wollen, sie wurden schließlich noch gebraucht. Heute war der Tag endlich da.
In der Fensterscheibe spiegelte sich auch die moderne Einrichtung des Zimmers. Weiße Möbel, vermischt mit wertvollen Antiquitäten, gaben dem Raum einen persönlichen Stil.
Als Mary Ann Baxter Schritte hörte, drehte sie sich um. An der Zimmertür stand Spiro. Er traute sich nicht näher. Erst als die Frau winkte, schritt er über den lindgrünen Teppich.
Spiro war noch immer bleich. Er hatte den Mund verzogen und sah aus, als wollte er jeden Augenblick anfangen zu schreien. Die Frau kümmerte sich nicht darum. Sie ging zur Tagesordnung über.
»Morgen beginnt das Fest«, sagte sie. »Wir haben noch einige Vorbereitungen zu treffen. Die Tanzstunden fallen heute Abend aus, wie immer vor einer Feier, aber du weißt ja darüber Bescheid.«
Spiro schüttelte seinen Kopf.
»Ist was?« fragte Mary Ann.
»Dass Sie an so etwas denken können, Madam.«
Sie lachte und nahm dann einen Schluck. »Wieso sollte ich nicht daran denken?«
»Ich habe ihn schreien hören!« brach es aus Spiro hervor. »Es war furchtbar, glauben Sie mir. Ich… ich… bin so etwas nicht gewohnt. Darf ich Ihnen ehrlich etwas sagen?«
»Bitte.«
»Bisher habe ich all Ihre Hobbys für Spinnereien gehalten, Madam. Ich nahm dies zur Kenntnis, ohne darüber nachzudenken. Ab jetzt sehe ich das anders. Ich habe erleben müssen, dass es Ihnen verdammt ernst damit gewesen ist.«
»Das hätte ich dir auch vorher sagen können.«
»Ja, ja, Sie haben recht. Das stimmt ja alles, nur kann ich es nicht akzeptieren. Ich bringe es einfach nicht fertig, mit lebenden Leichen unter einem Dach zu leben.«
Die Frau schaute ihn scharf an. »War das alles?« fragte sie mit leiser Stimme.
»Ja.«
»Gut, dann will ich dir mal etwas sagen, mein Lieber. Du bist mein Angestellter…«
»Aber nicht Ihr Sklave!« rief er dazwischen.
»Fast, Spiro, fast. Hör genau zu. Ein Sprichwort lautet: Mitgefangen, mitgehangen. Auf dich trifft beides zu. Du kannst es drehen und wenden, ein Zurück gibt es für dich nicht. Denk daran, kein Zurück, Spiro.«
»Meinen Sie wirklich?«
»Ja, denn wer mich verrät, wird vernichtet. Die Rechnung ist einfach, Spiro.«
Der Mann überlegte. Er bewegte die Finger. Es sah so aus, als wollte er sich auf die Frau stürzen und sie mit den eigenen Händen erwürgen. Doch die Baxter zeigte nicht die Spur von Angst. Sie blickte ihm nahezu locker ins Gesicht.
Spiro wägte seine Chancen ab. Er überlegte und rechnete nach. Wer hätte ihm schon
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