Zombie-Ballade
keine Zeugen gebrauchen. Noch nicht. Bis zum morgigen Abend muss es ruhig bleiben.« Sie verengte die Augen und beugte sich vor. »Dann beginnt das Fest.«
»Na und?«
»Auch für die Zombies, Spiro. Verstehst du?«
Der Mann wurde blass und begann zu schwitzen. Mit dem Zeigefinger strich er über seinen Nacken und flüsterte dabei: »Ich frage mich nur, wie das noch alles enden soll.«
»Gut wird es enden«, erklärte die Frau. »Sehr gut sogar. Für uns endet alles gut.« Sie wiederholte sich, aber sie wechselte auch das Thema, wobei ihre Stimme einen harten Klang bekam. »Nur eines möchte ich dir noch mit auf den Weg geben, Spiro. Solltest du versuchen, mich zu hintergehen, wird es dir schlecht bekommen. Verstehst du? Du wirst einen Ärger kriegen, den du nicht überlebst.«
»Ja, ich habe verstanden.«
»Dann sei froh.«
»Soll ich mich jetzt um die Vorbereitungen kümmern, wie wir abgesprochen haben?«
»Ja, nimm den Mercedes und fahr noch einmal die Händler ab. Dann schaue die Einladungen nach. Na, du weißt ja.«
»Gut.« Er drehte ab und hörte noch einmal die Stimme seiner Chefin.
»Draußen ist es glatt, Spiro. Keinen Unfall mehr, du verstehst.«
»Sehr wohl, Madam.«
Er verschwand endgültig und sah deshalb nicht den lauernden Blick, den ihm die Frau nachwarf. Es gefiel ihr überhaupt nicht, wie dieser Typ reagierte. Sie hatte geglaubt, ihn zu kennen, aber diese Angst hätte sie bei ihm nie vermutet.
»Nimm dich nur in acht«, flüsterte Mrs. Baxter. »Auch du hast bei mir keinen Freibrief.«
Sie widerstand dem Drang, ihren drei Männern einen Besuch abzustatten, da noch Arbeit auf sie wartete. Rechnungen mussten durchgesehen werden. Es sollten auch noch einige Briefe rausgehen, die aber wollte sie nicht selbst tippen. Dafür hatte sie eine Sekretärin, die allerdings erst am Montag wieder aus dem Urlaub zurückkam. Ihre Tanzlehrer würden erst am morgigen Tag eintreffen. Sie sollten einen Schautanz aufs Parkett legen. Es war also für alles gesorgt, und es hätte auch alles normal laufen können, wäre da nicht der Besuch des Chiefinspektors gewesen.
Dieser Mann war längst nicht so harmlos, wie er sich gab. Der besaß eine gewisse Routine, und er schien genau zu wissen, wo er den Hebel anzusetzen hatte.
Hoffentlich bohrte er nicht zu tief…
Das Summen des Telefons unterbrach ihre Gedanken. Automatisch hob sie ab und meldete sich mit einem geschäftlich klingenden »Ja, bitte…?«
Zuerst hörte sie nichts, dann die fragende Stimme. »Spreche ich mit Mary Ann Baxter?«
Sie zögerte mit einer Antwort und lauschte dem Echo der Stimme. Sie klang anders, höher, fast schon fistelnd, aber gleichzeitig auch gefährlich.
»Wer sind Sie?«
»Ich hatte Sie gefragt, ob ich mit Mary Ann Baxter spreche.«
»Ja, ich bin es selbst.«
»Mein Name ist Wang!«
Die Frau saß auf dem Platz, als wäre sie festgefroren. Sie vergaß sogar, Luft zu holen, schloss für einen Moment die Augen und öffnete sie wieder.
»Sind Sie noch dran, Mrs. Baxter?«
Mary Ann erkannte ihre Stimme kaum wieder, als sie mit einem einfachen »ja« antwortete.
»Dann möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich mich bereits in London befinde.«
»Ja, das hatte ich mir schon gedacht.«
»Wissen Sie auch, was das für Sie persönlich bedeutet?«
Mary Ann war vorsichtig. »Noch nicht.«
»Ich werde Sie bald besuchen kommen.«
»Und wann?«
»Den Zeitpunkt bestimme ich, nicht Sie. Rechnen Sie mit mir, Mrs. Baxter. Sie haben einen Fehler gemacht. Sie hätten die Formeln nie sprechen sollen. Wenn wir merken, dass uns jemand hintergeht, gibt es nur eine Strafe für ihn. Den Tod…«
Mit dieser Drohung legte der geheimnisvolle Wang auf. Mary Ann sprach in eine »leere« Leitung, und es wurde ihr erst nach einigen Sekunden bewusst, dass ihr keiner zuhörte.
Wütend schleuderte sie den Hörer auf den Apparat. »Verdammt!« zischte sie. »Verdammt, das hat mir gerade noch gefehlt.« Sie schüttelte den Kopf und ballte die Hände vor Wut.
Ausgerechnet Wang. Natürlich wusste sie, um wen es sich dabei handelte, aber sie hatte geglaubt, dass dies längst vergessen war und nicht mehr wieder vorkommen würde. Nun war sie eines Besseren belehrt worden, und sie musste sich etwas einfallen lassen, denn sie kannte die Gefährlichkeit dieser Person. Zwar hatte sie Wang noch nicht persönlich gesehen, es war aber genug über ihn geschrieben worden. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die eine besondere Ausbildung bekommen hatten. China
Weitere Kostenlose Bücher