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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war ein gewaltiges Land, und dort lagen noch immer versteckt die gefährlichen Klöster, in denen sich auserwählte Menschen mit der Totenmagie beschäftigten. Wenn sie ausgelernt hatten, könnten sie mit bestimmten Worten die Leichen aus den Gräbern holen.
    So einer war Wang. Und auch Mary Ann Baxter gehörte zu ihnen. Nur hatte sie nicht in den Klöstern ihre Ausbildung bekommen, ihr war es gelungen, Aufzeichnungen zu stehlen und sich so die Kunst des Zombie-Sprechens selbst beizubringen. Alle Menschen, die sich mit dieser magischen Kunst beschäftigten, nannten sich Wang. Rein aus Tarnungsgründen, aber sie hatten viele Augen und Ohren. Sie durften nicht zulassen, dass ein Fremder sich ihre alten Riten aneignete und ihnen ins Handwerk pfuschte. Geschah das trotzdem, waren sie gehalten, die Person, die nicht zu ihnen gehörte, zu töten.
    Das wusste auch die Frau. Hatte vorhin Spiro seine Gesichtsfarbe verloren, so erging es ihr jetzt ebenso. Dieser Wang hatte nicht geblufft. Er hielt sich bestimmt in London auf, und er würde auch bald bei ihr erscheinen, um abzurechnen.
    Wer konnte ihr dann helfen? Die drei Zombies?
    Nein, Wang würde auch mit ihnen fertig werden. Er beherrschte die Untoten, er konnte sie dirigieren, nach seinem Willen leiten, sie waren wie Wachs in seinen Händen.
    Spiro fiel ihr ein. Dabei musste sie gleichzeitig lächeln. Spiro war ein harter Brocken, der nahm es mit drei Gegnern gleichzeitig auf, wenn es darauf ankam, aber gegen einen Feind wie Wang kam er nicht an. Dieser Chinese arbeitete mit ganz anderen Mitteln. Der setzte nicht allein seine Fäuste oder irgendwelche Schusswaffen ein, er verließ sich mehr auf seinen Intellekt. Und der Geist war immer stärker als eine Waffe. Wenn Mary Ann Baxter alles zusammenzählte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich dem Problem selbst zu stellen. Und das gefiel ihr überhaupt nicht, wie sie sich eingestand.
    Sie griff zur Zigarette. Während sie den blaugrauen Rauchschwaden nachschaute, drehten sich die Gedanken um die drei Zombies. Es waren ihre Männer gewesen. Durch sie hatten es die Toten geschafft, wieder in ein Leben zurückzukehren. Zwar konnte man bei ihnen nicht von einer Dankbarkeit sprechen, aber so etwas Ähnliches besaßen sie vielleicht, und die Frau war gewillt, die Probe aufs Exempel zu machen. Sie stand auf, schaute durch das Fenster in den leer wirkenden Garten und fühlte den Schauer auf ihrer Haut. Hoffentlich hatte sie nicht zu hoch gereizt.
    »Unsinn!« zischte sie. »Da muss ich durch.«
    Mit einer entschlossen wirkenden Bewegung drehte sie sich um und verließ ihr Büro. Der Weg sollte sie in den Keller zu den dort hausenden lebenden Leichen führen. Lieber hätte sie Spiro an ihrer Seite gehabt. Da dies nicht möglich war, musste sie allein die Treppe nehmen.
    Sie ließ die Treppe hinter sich. Sonst war es stets still in den Kellerräumen gewesen. Das hatte sich nun geändert. Sie hörte die drei Untoten, wie sie sich bewegten. Aus dem Verlies drangen die Geräusche ihrer schlurfenden Schritte.
    Der Verwesungsgeruch, sehr süßlich und gleichzeitig widerlich, wehte ihr entgegen. Manchmal fiel auch eine der Gestalten gegen die Tür. Dann hallte ein dumpfes Echo durch den Gang. Selbst der abgebrühten Mary Ann Baxter wurde unheimlich zumute, und über ihren Rücken floss eine Gänsehaut.
    Vor der Tür blieb sie stehen, starrte auf den Riegel, als überlegte sie, ob sie ihn überhaupt zurückziehen sollte. Noch konnte sie die Zombies in dem Verlies lassen, vielleicht war es tatsächlich besser. Aber wenn Wang erschien, hatte sie keine Hilfe. Deshalb sollten die drei Horrorgestalten frei im Keller umherlaufen können. Ihre Finger umfassten den Riegel. Sie musste sich schon anstrengen, um das Eisen zurückzuziehen. Es klemmte etwas, beim zweimaligen Versuch klappte es, und sie zog die Tür auf.
    Ihr Blick fiel in das Verlies, sie sah die Zombies, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck…
    Spätestens jetzt wurde auch einer abgebrühten Person wie Mary Ann Baxter klar, was sie angerichtet hatte. Sie hätte die lebenden Leichen in den Särgen lassen sollen. Das konnte sie nicht mehr rückgängig machen, und so schaute sie starr zu, was die Zombies angerichtet hatten.
    Von dem Polizisten sah sie die Uniform. Ein zusammengeknüllter Haufen Stoff, mehr nicht…
    Erst als Harry auf sie zukam und seine ausgebreiteten fünf Finger streichelnd durch ihr Gesicht ziehen wollte, kam Bewegung in die Frau, und sie wich hastig zurück.

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