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Zone One: Roman (German Edition)

Zone One: Roman (German Edition)

Titel: Zone One: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colson Whitehead
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kraftlos heraussickerte. Es sei eine Brutstätte von Moskitos, jammerten seine Eltern. Sie verbreiteten Krankheiten.
    Der alte Mann kam über den Asphalt getrabt. Eine graue Strickjacke flatterte über seiner nackten Brust, und grüne Karohosen endeten mit komischem Effekt ein ganzes Stück weit oberhalb seiner Latschen, die mit schwarzem Isolierband an den Füßen befestigt waren. Sechs von den Teufeln hatten sich auf dem Rasen eines Pseudo-Tudorhauses ein Stück weiter die Straße entlang zusammengeschart und drehten sich dem Geräusch zu, das er machte. Der Alte lief schneller, schlug einen Bogen, um sie zu umgehen, aber er schaffte es nicht. Eine dunkle Pilotenbrille verdeckte seine Augen, und in seinem Ohr steckte der Kopfhörer eines Funk-Headsets, in das er berichtete, wie er vorankam. Sprach er tatsächlich mit jemandem? Die Telefone waren tot, sämtliche robusten, zuverlässigen Netze hatten zu bestehen aufgehört, aber vielleicht waren die Behörden ja schon dabei, alles zu reparieren, hatte Mark Spitz, wie er sich erinnerte, gedacht, und der Staat gewann die Kontrolle zurück. Die Obrigkeit packte tatkräftig an. Zwei von ihnen rissen den Alten zu Boden, und dann machten sich alle über ihn her wie Ameisen, die ein chemisches Telegramm über einen Lutscher auf dem Bürgersteig bekommen haben. Der Alte kam einfach nicht mehr hoch. Es ging ganz schnell. Jeder von ihnen packte eine Gliedmaße oder einen geeigneten Angriffspunkt, während der Alte schrie. Sie begannen ihn zu fressen, und sein Geschrei lockte weitere an, die die Straße entlanggewankt kamen. Das passierte auf der ganzen Welt: eine Gruppe von ihnen reagierte gleichzeitig auf Fressen, und ihre Körper drehen sich synchron, in dumpfer Choreographie. Aus dem Gewühl schoss ein dicker Blutfaden hoch und blieb einen Moment lang hängen – so behielt er es in Erinnerung, das sah er, während er sich hinter den Hohlblöcken duckte und zusah. Ein Stück roter Faden, kurz in der Luft stehend, ehe der Wind ihn wegpustete. Sie prügelten sich nicht um den Alten. Jeder bekam ein Stück. Natürlich konnte am anderen Ende der Leitung niemand gewesen sein, weil die Telefone nie wieder funktionierten. Der Alte hatte in die Leere geblafft.
    Wenn sie einen erst mal am Boden festgenagelt hatten, war man tot. Dann waren sie nicht mehr daran zu hindern, einem abzureißen, was immer man sich an armseligen Panzer angelegt, worauf auch immer man seine Hoffnungen gesetzt hatte. Sie kriegten einen. Er war in Long Beach im durchdringenden Duft gebratener Muscheln durch feuchtheiße Sommernachmittage geschwebt. Cartoon-Lobster auf dem dünnen Plastiklätzchen, die betäubende Melodie des auf Beute ausgehenden Eiscreme-Wagens. (Ja, die Zeit verlangsamte sich, um den rivalisierenden Fraktionen in ihm Raum zum Rumoren zu geben, dem Dunklen und dem Hellen.) Sie würden Mark Spitz aus seinem Kampfanzug schälen, wie er Fleisch aus Scheren, Schwänzen, Panzern herausgepuhlt hatte. Sie waren eine Legion von Zähnen und Fingern. Er packte das flaumige Haar der Personalerin und riss ihren Kopf, der seiner Nase entgegenrückte, zur Seite. Er hatte keine Hand frei, um sein Messer zu packen, aber er lokalisierte die Stelle im Schädel, wo er es hineingesteckt hätte. Er sah sich nach seiner Pistole um. Sie lag neben seiner Taille. Das Marge lag auf den Knien und schob sich an seinem Arm entlang zu der Lücke zwischen Ärmel und Handschuh. Die Lichtverhältnisse waren so, dass er sein Gesicht in den milchigen, in jener geistlosen Leere fixierten Augen der Personalerin gespiegelt sah. Dann spürte er, wie das vierte Skel ihn am Bein packte, und verlor sich.
    Er hatte den verbotenen Gedanken.
    Er wachte auf. Er warf die Personalerin von seiner Brust ab, und sie fiel auf das Marge. Mark Spitz packte seine Pistole und schoss sie in die Stirn.
    Das vierte versuchte, die Zähne in sein Bein zu schlagen, und wurde vom Stoff des Kampfanzugs daran gehindert. Das Fleisch seines Gesichts war größtenteils weggenagt worden. (Er hatte in jener ersten Woche einen barmherzigen Samariter gesehen, der Wiederbelebungsversuche an einem befallenen Mitbürger machte, sich vorbeugte, um ihn künstlich zu beatmen, und die Nase abgerissen bekam.) Dünne, große Goldcreolen baumelten an den Ohrläppchen des Skels und schlugen klirrend gegeneinander, während es an seinem Körper hinaufkrabbelte, und Mark zielte auf eine Stelle oben am Schädel und erledigte es.
    Gary sagte: »Ich hab dich.« Mit dem Fuß

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