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Zone One: Roman (German Edition)

Zone One: Roman (German Edition)

Titel: Zone One: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colson Whitehead
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Lily.
    »Was?«
    »Es ist schrecklich«, wiederholte Lily, diesmal lauter, um ihrem Helm und dem neuerlichen Gewehrfeuer am Ende der Straße Rechnung zu tragen. »Die Umwelt.« Angesichts des sich nähernden scharrenden Geräuschs drehten sich alle um. Mark Spitz identifizierte Chip als den Träger des weißen Anzugs, der die frische Ladung von Leichen steuerte. Chip erinnerte ihn an die alten Arbeiter im Fashion District, die ihre Kleiderständer den Bürgersteig entlangschoben und auf die Idioten schimpften, die ihnen im Weg standen. Das alte New York. Mark Spitz fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Das war Asche, was er da schmeckte. Ob er tatsächlich welche im Mund hatte, war eine andere Frage.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst erst mal keine mehr bringen«, sagte Annie. »Wir haben immer noch den ganzen Schub hier.«
    »Die sind von unten in der Zone«, sagte Chip. »An der Mauer sammeln wir erst wieder welche auf, wenn die den Kran repariert haben.«
    »Komplikationen«, sagte Bozeman zu Ms. Macy. Er lächelte. »Sollen wir unsere Rundfahrt fortsetzen?«
    Mark Spitz hatte genug Zeit vergeudet. Er hatte seinen Zeitvertreib gehabt, im Restaurant, im Hotel und jetzt auf dieser Touristenrundfahrt. Downtown warteten die anderen auf ihn. Der Ausflug hier würde ihm über die Runden helfen, bis sie morgen zu ihrem Ruhe- und Erholungsabend zurückkehrten. Er wollte sich gerade verabschieden, als Lily sagte: »He, Lady.«
    »Ja?«
    »Es hat Gerüchte gegeben.«
    »Welcher Art?« Ms. Macy drückte sich den Aktenordner an die Brust und presste die Lippen zusammen, das Kinn leicht angehoben, wie um sich der Brandung entgegenzustellen.
    »Ms. Macy – stimmt es, dass wir Vista Del Mar verloren haben?«
    Bozeman seufzte. »Bubbling Brooks.«
    »Nein, ist schon in Ordnung«, sagte Ms. Macy. Sie war vorbereitet. »Irgendwann musste es schließlich herauskommen. Die Wahrheit zu sagen ist keine Schande. Wir sind immer noch dabei, die Sache zu klären, aber es sieht so aus, als ob es außerhalb davon ein Problem mit einem erhöhten Aufkommen gegeben hätte, und irgendwie sind die Tore durchbrochen worden. Höchstwahrscheinlich menschliches Versagen.«
    »Wie viele –«
    »Das wird noch untersucht.«
    »Was ist mit den Drillingen?«
    »Einer ist davongekommen, das weiß ich.«
    »Cheyenne?«
    »Ich weiß nicht, welcher.«
    Annie legte ihrer Partnerin die Hand auf die Schulter. Es war ein jämmerlicher Anblick, wie die beiden sich in ihren Schutzanzügen in einer Pantomime von Trost bewegten. Die sabotierte Verbindung. Sie sahen aus wie die Maskottchen irgendeiner Keksbackmischung, dazu gedacht, die Kinder zwischen zwei Zeichentrickfilmen zu hypnotisieren. Kannte Annie jemanden in Bubbling Brooks oder bloß die Drillinge? Aller Wahrscheinlichkeit nach kannten beide dort jemanden, ob sie sich dessen nun bewusst waren oder nicht: den entsetzlich freundlichen Wachmann von dem Bürokomplex vor drei Jobs oder die sommersprossige beste Freundin aus dem Sommercamp, an die man seit Jahren nicht mehr gedacht hatte. Er hörte Ms. Macy das Wort »Einzelfall« sagen.
    »Wenn Sie wieder im Norden sind«, sagte Chip, »dann sagen Sie denen, wir brauchen hier noch einen Kran. Vielleicht auch zwei. Sie sehen doch, mit welchen Mengen wir es hier manchmal zu tun haben.«
    Ms. Macys Finger trudelten zu einer frischen Seite in ihrem Notizbuch. Sie lächelte. »Aus Ihrem Mund in Buffalos Ohr.«
    Sie überließen den Entsorgungsdienst seinen Verbrennungsproblemen und gingen in Richtung Bank. Ms. Macy fragte Mark Spitz, wo Fort Wonton ihn gefunden habe, und er begann die Operation auf der I-95 zu schildern, wurde jedoch von einem der Scharfschützen auf dem Dach unterbrochen, der einem MG -Schützen auf der Mauer Anweisungen zurief. »Da drüben, Mann – der Priester!« Der MG -Schütze schwenkte den Lauf herum und gab zwanzig Schuss ab. Der Scharfschütze johlte und führte einen kleinen Freudentanz auf.
    »In Buffalo ist es so ruhig«, sagte sie.
    Bozeman nahm das kurze Flackern in Ms. Macys Blick wahr und sagte: »Je mehr, desto besser, so sehe ich das. Es wird noch eine Weile dauern, bis Buffalo uns die Manpower schickt, die wir brauchen, um die Insel endgültig abzuriegeln, aber je mehr Touristen bis dahin aus den Vororten hier hereinströmen, desto weniger müssen wir später neutralisieren.« Er fasste sie unter und steuerte sie um das Trio von Mechanikern herum, die vor der offenen Platte am Sockel des Greifkrans knieten. Drei

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