Zone One: Roman (German Edition)
Drillinge gehandelt haben könnte, übrig, bis auch dieser sich irgendwann hinauswagte, um Proviant zu besorgen. (Bei mehreren aufeinanderfolgenden Beziehungen war die Vaterschaft nicht festzustellen, und ein DNA -Test war leider unmöglich.) Er kam nie wieder. Die altbekannte Geschichte. Nach sechs Monaten Einsamkeit, in denen sie dank Gott weiß was – ballaststoffreiche Einzahlungsformulare und Kreditkartenprospekte – überlebte, wurde sie von einer Aufklärungseinheit aus Bubbling Brooks gerettet. Sie starb im Wochenbett, und die Drillinge waren in schlechtem Zustand, da es der Bankliteratur an den für die vorgeburtliche Entwicklung wesentlichen Nährstoffen fehlte.
Neues Leben inmitten der Verwüstung. Mais, Babys. Die Kunde von den Tromanhausers verbreitete sich rascher in den Siedlungen des Nordostens als jede erhebende Nachricht von dieser oder jener Wiederaufbauanstrengung oder Kontaktaufnahme mit irgendeinem fernen Land, das man längst abgeschrieben hatte. Die Babys lenkten die Überlebenden sogar von der Freude über die Entdeckung des neuesten Leichenfeldes ab, jenes Phänomens, auf das man inzwischen mit zunehmender Regelmäßigkeit traf, der rätselhaften Erscheinung, die auf ein Abebben der Seuche hindeutete. Hast du schon gehört, dass Finn die Augen aufgeschlagen hat, dass Cheyenne noch immer nicht reagiert, die sind sich nicht sicher, aber sie vermuten, dass irgendwas mit Dylans Herz nicht in Ordnung ist, ein Loch oder eine Erweiterung? Mark Spitz feuerte sie an, drückte ihnen die Daumen oder was immer man tat, wenn es mit der Welt zu Ende ging und einem statistisch unerheblichen Bruchteil der noch existierenden Bevölkerung des Planeten ein täglich wachsender Anteil an Unglück widerfuhr. Er wollte sich nicht allzu sehr engagieren. In Ermangelung eines traditionell anerkannten – oder auch nicht traditionellen und in diesen mörderischen Zeiten an Boden gewinnenden – Glaubens war er fest von der Notwendigkeit des Reservetanks überzeugt. Es war wichtig, für den Notfall einen vollen Gefühlsreservetank bereitzuhalten. Er hatte keine Lust, etwas davon für diese Babys zu verbrauchen. Noch vor einem Jahr, mitten im Zusammenbruch, wären sie nur eine weitere armselige Fußnote gewesen, ein zu unbedeutender Posten auf der Liste der Scheußlichkeiten, als dass sie mehr als ein trauriges Schütteln des von Tragödien gebeutelten Kopfes verdient hätten. (Überhaupt, eine Fußnote wovon? Kein Mensch schrieb das Buch. Sämtliche Schriftsteller waren damit beschäftigt, kanisterweise Petroleum auf die Leichenhaufen zu kippen, packten zur Abwechslung mal mit an.) Aber inzwischen war alles anders. Für Phönies waren diese Babys lokalisierte Hoffnung; die Drillinge mussten einfach durchkommen. Buffalo konnte morgen einen Impfstoff oder ein Verfahren zur Rückgängigmachung der Qualen der Seuche ankündigen, und sie würden trotzdem über die Tromanhauser-Drillinge reden.
»Bestimmt freuen wir uns alle über diese Nachricht«, sagte der Lieutenant mit monotoner Stimme. »Wenn ihr einen Teil eurer Rationen für ihre Pflege spenden wollt, dann macht euer Kreuzchen auf dem Formular, bevor ihr rausgeht.« Er drückte sich die Finger auf die Schläfen und begann sie in langsamen, beruhigenden Kreisen zu massieren. »Zu guter Letzt aus diesem regelrechten Füllhorn von Freudenbotschaften noch eine Nachricht, die euch sehr erleichtern wird: Die USS Endeavour ist ohne Zwischenfälle in See gestochen und unterwegs zum Gipfel.«
Die Endeavour war ein Atom-U-Boot. Nach den Ereignissen in der Air Force One wollte Seine Exzellenz auf keine andere Weise reisen, und wer konnte es ihm verdenken.
»Holt ihnen Gina!«, johlte Gary und erntete wieherndes Gelächter. Gina Spens war Italiens Abgesandte für den Gipfel. Vor der Katastrophe war sie ein Pornofilmstar von ausdauernder, gut dokumentierter Gelenkigkeit gewesen, auf drei Kontinenten als Suchbegriff auf Webseiten für Erwachsene unter den Top 25. Sie hatte ihre Fans. Anlass ihres Comebacks, wenn man es denn so nennen wollte – denn sie hatte sich aus dem Geschäft zurückgezogen –, war »Das Ende der Welt, wie wir sie kennen«, jenes Epos, bei dem alle zugleich Publikum und Nebendarsteller waren. Die Dreharbeiten dauerten noch an, und das Buch wurde wegen der entmutigenden Muster ständig umgeschrieben. In Italiens Kampf gegen die Toten machte Gina in einer Reihe von Action-Szenen – etwa die Begegnung in der Schlucht des Grauens und der legendäre
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