Zone One: Roman (German Edition)
verriet. Bestimmt war das die vorausschauende Architektur, auf die sie alle gewartet hatten. Mark Spitz erkannte die bescheidene Herberge von den regelmäßigen Erwähnungen in den ausgestorbenen Klatschblättern wieder. Sie war Heimat von Premierenfeiern mieser Filme und von verzweifelten, wahllosen Drogenexzessen Prominenter und reicher Kinder gewesen, die nie richtig geliebt worden waren. Ms. Macy und ihr Begleiter traten auf den Bürgersteig, und die junge Frau eilte voraus unter das Vordach, das mit knochenweißem Glas und rostfreien Stahlträgern den Regen in Schach hielt. »Warum kommen Sie nicht mit«, sagte Ms. Macy und beugte sich herab, um Mark Spitz’ Gesicht zu sehen. »Ich könnte Ihre Kompetenz gebrauchen.«
Er wussste nicht, was sie meinte, denn seine einzige Kompetenz bestand in seiner Kakerlakenhaftigkeit: Die unendliche Widerstandsfähigkeit besagten Geschöpfs beherrschte er perfekt. Von der Mauer her unterbrach ständiges Grollen von Schüssen die Stille. Sie gingen über die funkelnden Glaswürfel, die einmal die Eingangstür gewesen waren, Ms. Macy in ihren Pumps vorsichtig und unter Stirnrunzeln und missbilligenden Schnalzgeräuschen. Bozeman eilte voraus, um die Lounge im Erdgeschoss zu erkunden, die wie ein Tumor in die Rezeption geschmiegte, düstere Einbuchtung. Mark Spitz warf einen raschen Blick in den Gang, der zu den Toiletten und verborgenen Bereichen der Angestellten führte. Er spürte, dass sie drei allein waren, kehrte aber dennoch schleunigst in die Lobby zurück. Der Ort war frei von Skels, aber keiner wäre glücklich, wenn er sich täuschte und eine aus Buffalos Stab bekäme in so schönen Schuhen das Gesicht weggefressen.
Ms. Macy schritt langsam und nachdenklich über die kalten Fliesen. Ihm gefiel das Geräusch ihrer Absätze auf dem Boden. Ein verlockender Glamour schwang darin mit, wie das Rumoren einer vielversprechenden Party hinter der Tür am Ende des Flurs. Sie sagte: »Fünf Blocks.« Es waren fünf Blocks bis zur Mauer, kalkulierte er, und etwas über zwanzig Etagen, bevor ihnen die Zimmer ausgingen. Sie war auf Quartiersuche.
Bozeman tauchte aus der Lobby auf und zuckte die Achseln, als Mark Spitz ihn eine Erklärung heischend ansah.
»Sie haben doch gesagt, die Türen wären repariert«, sagte Ms. Macy. »Wir wollen nicht, dass sich hier drin Eichhörnchen und Ratten und Gott weiß was sonst noch breitmachen.«
»Wir bemühen uns, einen richtigen Glaser zu finden, Ma’am«, sagte Bozeman.
»Einen Glaser?«
»Fensterbauer, Glashändler. Bis jetzt haben wir nur in den weit entfernten Camps welche aufgetrieben. In letzter Zeit sind die mächtig hinterher, was unnötige Flugreisen angeht, weil die Operation jetzt langsam in die Gänge kommt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Lassen Sie sich bloß nicht dieses Märchen von wegen Mangel erzählen. Das war mal.« Sie wirkte verärgert und verblüfft, was die Ursache ihres Ärgers anging. Dann blickte sie zur Decke auf, über die sich in flüchtigen gelben Strichen eine primitive Karte des alten, holländischen New York zog. Das Dilettantische der Wiedergabe war beabsichtigt und sollte die überall sonst zur Schau gestellte, blutlose Bedächtigkeit auflockern. Ms. Macy ließ die Schultern sinken. »Wie sind die Zimmer?«
»In Ordnung. Abgesehen von dem, was in der Akte steht.« Er fügte hinzu: »Soweit ich weiß. Ich war bei der Inspektion nicht dabei. Aber die sind sehr gut in ihrem Job.«
»In Buffalo können wir nur von dem ausgehen, was ihr uns sagt.«
»Mit der ersten Welle evakuiert. Das ganze Haus dichtgemacht.« Er hielt inne. Dichtgemacht bis auf die Eingangstür. »Aber wir können nach oben gehen und eine persönliche Inspektion durchführen, wenn Sie mögen.«
»Ohne funktionierende Fahrstühle?« Sie machte sich ein paar Notizen. »Die da müssen verschwinden«, sagte sie und deutete auf die Wandbilder. Über den schwarzen Ledersofas klotzten zwei monströse Gemälde, die die Metropole bei Nacht aus der Vogelperspektive darstellten. Auf dem ersten brannten – schwach, aber in ihrer gleichmäßigen Verteilung über das Straßengitter beunruhigend – Feuer auf den Kreuzungen, während das Gegenstück bei gleichbleibendem Winkel zeigte, wie sich die gefräßigen Feuer die Gebäude hinaufnagten, während die über die Fensterbänke gekrümmten Bewohner beobachteten, wie die Flammen näher kamen. Die gierige, rasch sich ausbreitende Katastrophe. Wandkunst.
»Sie sind ein bisschen düster«, sagte
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