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Zone One: Roman (German Edition)

Zone One: Roman (German Edition)

Titel: Zone One: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colson Whitehead
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eingeschlagen war, dem Leben vor der Agonie, einer Zeitschrift für die berufstätige Frau von heute entsprungen. Die Verträglichkeitstests und Depeschen von den Grenzen der »Wie Sie Ihrem Mann gefallen«-Forschung waren aus den Cover Lines verbannt, die stattdessen mit Zeugnissen von Selbständigkeit, den Tugenden einer überschaubaren Existenz, dem heiligen Gral vollständiger Selbstverwirklichung neugierig machten. Mit einem glänzenden weißen Hefter bedrohte sie eine Fliege und lächelte Mark Spitz an, die erste echte Bürgerin, die er seit der Zone gesehen hatte. »Wir haben reichlich Platz«, sagte sie. Es war außerdem das erste Mal, dass er jemanden Perlen tragen sah, seit er auf der Flucht war.
    Mark Spitz tat wie geheißen. Bozeman teilte ihm mit, dass sie nach einem kurzen Boxenstop am West Broadway zum Hauptquartier führen. »Das hier ist Ms. Macy«, sagte er. »Sie kommt aus Buffalo, irgendeine Erkundungsaktion.« Bozeman verlieh dem letzten Wort einen gewissen Unterton, den Mark Spitz ironisch genannt hätte, wenn die Welt dergleichen nicht zur Mangelware gemacht hätte. Ironie war ein zu tief in der Kruste vergrabenes Erz, und die Maschine, die imstande war, es zu erreichen, gab es auf der Erde nicht. Der Militärverwalter hielt den Blick auf die Straße gerichtet und umkurvte riesige versengte Stellen auf dem Asphalt, wo die Marines vor der Einführung des Entsorgungsdiensts tote Skels geröstet hatten. Die schwarzen Flecken von verformtem Teer stellten keine Bedrohung für das Fahrzeug dar. Mark Spitz verbuchte die Fahrweise unter Aberglauben.
    Sie rasten an einer Reihe gehobener Kleidergeschäfte vorbei, deren letzte Auslagen und Sonderangebote im vergilbten Licht schmollten. Ms. Macy sagte: »Oh!« und dann: »Schon gut«, als ihr klar wurde, dass ihre momentanen Begleiter nicht mit einem spontanen Raubzug einverstanden wären. Mark Spitz lächelte. Es war wie auf einem langen Abstecher, bei dem man sich, ob zu Fuß oder im Wagen, mit Kaitlyn und Gary oder wem auch immer durch die Stadt bewegte. In einem Schaufenster machte sich schüchtern eine Phantasie bemerkbar, und die alten Konsumentenelektronen agierten zweckgerichtet. Dann unterdrückte man den Drang angesichts der Tatsache, dass man nicht anhalten würde, dass es zum Anhalten zu spät war und dass es noch andere Fahrgäste außer einem selbst und dieser Anwandlung gab. Der Augenblick ging vorüber. Man wäre ohnehin enttäuscht gewesen. Der Laden am Straßenrand war doch nicht so exzentrisch, jetzt wo man ihn genauer betrachten konnte, die authentische Hausmannskost gerann auf den Gabelzinken, die älteste Achterbahn des Staates hatte schon vor Jahren geschlossen, und die Warnungen vor Rattengift verhinderten selbst eine schnelle Runde durch die verfallene Anlage. Wie alle Trugbilder verflüchtigten sie sich beim Näherkommen.
    Die Vorschriften gegen das Plündern stellten die weltberühmten Shoppingmöglichkeiten von New York unter Verbot, aber er vermutete, dass Ms. Macy genügend Beziehungen hatte, um sich für einen bestimmten Preis eine Tour nach Feierabend zu organisieren. Vier Trinkpäckchen.
    Sie wandte sich an Mark Spitz. »Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen im Namen von Buffalo für die großartige Arbeit zu danken, die Sie und die anderen Männer und Frauen leisten«, sagte sie. Sie steckte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Sie haben da oben eine Menge Fans.«
    »Danke.«
    Der Jeep schoss nach links, und Ms. Macy hielt sich am Sitz fest, sodass sich perfekte Fingernägel ins Polster drückten. Er würde den Nagellack hellblau nennen, aber das Fläschchen zierte zweifellos eine schickere Bezeichnung. »Ich bin nicht oft hier draußen an der Front«, sagte sie. »Meistens sitzen wir um unseren kleinen Konferenztisch mit unserer traurigen kleinen Pflanze und unserer Weißwandtafel herum und denken uns unsere großen Pläne aus. Aber das ändert sich gerade.« Schmutzkörnchen gerieten ihr in die Augen, und sie drehte sich zur Seite, um sie im gesprungenen Spiegel ihrer Puderdose zu reiben, den sie neigte, um den richtigen Winkel zu finden.
    Bozeman fuhr vor einem kleinen Luxushotel rechts ran und streifte beim Anhalten den Bordstein. Die Army hatte diese Straßenseite von Autos geräumt, seit Mark Spitz das letzte Mal hier gewesen war. Die dunkle Metallverkleidung der Fassade war künstlich zerschrammt, gefurcht und mit kalkulierter Unvollkommenheit aufgerauht worden, die in dieser verarmten Zeit Voraussicht

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