Zonta-Norm regelwidrig
Zusammenarbeit hatte ich mich daran gewöhnt, auf Framus G. Allisons Ahnungen einiges zu geben. Er besaß eine fast unheimliche Fähigkeit, den Dingen mit dem ersten Blick bis auf den Grund zu sehen.
Wir waren zum Aufbruch bereit. Jeder von uns hatte eine gehörige Ladung zu tragen. Auf der Erde hätte uns die Last fast zur Unbeweglichkeit verdammt. Die geringe Gravitation des Mondes kam uns jedoch zur Hilfe. Zwar waren wir alles andere als wendig, denn Masse bleibt Masse, gleichgültig unter welcher Schwerkraft; aber wenigstens wurden unsere Muskeln nicht übermäßig beansprucht.
Ich zückte gerade den Kodator, um ZONTA mitzuteilen, daß wir weiter vordringen wollten. Da geschah es. Ich spürte ein leises Zittern unter den Füßen. Wenn die Halle nicht luftleer gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich ein Brummen gehört. Ich wandte mich zur Seite. Mein Blick flog die rückwärtige Wand der Halle entlang und entdeckte eine winzige, finstere Öffnung dicht über dem Hallenboden. Im selben Augenblick brüllte Listerman:
»Vorsicht! Marsroboter!«
In der Tat – da kamen sie! Gedrungene, wuchtige Gestalten, zum Teil auf eigenen Gliedmaßen daherschreitend, zum Teil von künstlichen Schwerefeldern getragen, eine ganze Kompanie, mindestens einhundertundzwanzig Roboter. Schweigend drangen sie aus der Öffnung und kamen in beschleunigtem Marschtempo auf uns zu. Und wer geglaubt hatte, da käme die Eskorte, die ZONTA uns als bevorzugten Besuchern zur Verfügung zu stellen gedachte, wurde spätestens jetzt eines Besseren belehrt, als die vorderste Reihe von Robotern in Stellung ging und die ersten Hochenergiesalven aus marsianischen Strahlern uns entgegenfauchten.
3.
Das mit dem Fauchen ist natürlich nur so eine Redensart: Im Vakuum faucht nichts. Aber die Bedrohung, die von den Robotern ausging, war darum nicht weniger offenkundig. Was uns vor dem sofortigen Verderben rettete, war der Umstand, daß die Maschinenwesen die Reichweite ihrer Waffen unterschätzt hatten. Sie waren fast zwei Kilometer von uns entfernt in Position gegangen, und über eine solche Entfernung hinweg kann selbst der leistungsstärkste Energiestrahler nur einen minimalen Effekt entwickeln, denn Strahler sind allein von ihrer Konzeption her, da das Energiebündel infolge der hohen Streuung durch lange Laufwege geschwächt wird, Nahkampfwaffen.
Ich hörte Listerman eine Reihe von Befehlen rufen. Männer sprangen auf und hasteten nach allen Richtungen davon. Das war geschickt. Dadurch wurden die Marsroboter gezwungen, ihr Feuer aufzufächern. Die Wirkung, die sie durch Konzentration des Strahlfeuers vielleicht hätten erzielen können, ging verloren. Listerman beging nicht denselben Fehler wie die Roboter. Seine Leute waren in die Knie gegangen. In ihren Armbeugen sah ich die charakteristisch stumpfnasigen Silhouetten der Rakwerfer, und noch im gleichen Augenblick sah ich leckende Flammenzungen in schnellem Rhythmus aus den Mündungen hervorbrechen.
Salven von Thermonitalgeschossen deckten die Roboterkompanie ein. Meine Leute verstanden zu zielen. Der Boden zitterte und bebte, als die kleinen, heimtückischen Geschosse über den Marsrobotern explodierten und sich in blauweiße, sonnenheiße Glutbälle verwandelten. Eine Feuerwand erstand über den Angreifern. Das Strahlfeuer erlosch vorübergehend.
Inzwischen bearbeitete ich den Kodator. Er war durch eine kur ze Mikrowellenstrecke mit meinem Helmmikrophon gekoppelt.
»Kommandant Okolar-drei an ZONTA!« schrie ich. »Was soll der hinterhältige Angriff der
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