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Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Angst den Schweiß auf die Stirn. Das Ge­fühl, daß ein Frem­der sich un­mit­tel­bar in mei­nem Be­wußt­sein ein­ge­nis­tet ha­be, war so zwin­gend, daß ich ein paar Se­kun­den lang fürch­te­te, den Ver­stand zu ver­lie­ren.
    Da brach plötz­lich, wie ab­ge­schnit­ten, das La­chen ab. Einen Atem­zug lang herrsch­te tie­fe Stil­le. Dann er­klang ei­ne frem­de Stim­me, ei­ne Fol­ge frem­der Men­ta­lim­pul­se:
    »Du wirst noch recht­zei­tig er­fah­ren, Frem­der, ob wir da sind oder nicht!«
    Dann war al­les vor­bei. Ich war wie­der Herr mei­nes Be­wußt­seins. Das Frem­de war ver­schwun­den. Ich lausch­te ei­ne Zeit­lang in mich hin­ein; aber da war nichts mehr. Plötz­lich spür­te ich Han­ni­bals tas­ten­de Ge­dan­ken.
    »Was ist los, Großer? Du kommst mir er­schüt­tert vor!«
    Ich be­griff so­fort, was das zu be­deu­ten hat­te: Han­ni­bal hat­te nichts ge­hört … we­der das wahn­sin­ni­ge La­chen noch die Stim­me. Ich frag­te ihn da­nach.
    »Ge­hört?« rea­gier­te er ver­wirrt. »Na­tür­lich ha­be ich ge­hört. Du frag­test, ob ich von der An­we­sen­heit der So­gh­mo­ler wüß­te, wenn es …«
    »Nein, nicht das«, un­ter­brach ich ihn. »Sonst hast du nichts ge­hört?«
    »Nein, sonst nichts, Großer«, ant­wor­te­te er, noch im­mer ein we­nig aus dem Gleich­ge­wicht. »Warum? War da was?«
    Ich schwieg vor­erst, selbst Han­ni­bal ge­gen­über. Es hat­te kei­nen Zweck, den Leu­ten Angst ein­zu­ja­gen, so­lan­ge ich sel­ber nicht wuß­te, wer oder was da zu mir ge­spro­chen hat­te. Im­mer­hin be­stand die Mög­lich­keit, daß ich ei­ner Hal­lu­zi­na­ti­on zum Op­fer ge­fal­len war. Über­spann­te Ner­ven und so, das hat­te es al­les schon ge­ge­ben.
    Wir bra­chen auf. Da sich ZON­TA nicht mehr mel­de­te, be­trach­te­ten wir es als un­ser gu­tes Recht, den Gang zu be­nüt­zen, den uns die Mars­ro­bo­ter ge­zeigt hat­ten. Lis­ter­man und drei sei­ner Leu­te bil­de­ten die Vor­hut. Da­hin­ter kam ich mit Al­li­son und Nis­hi­mu­ra. Hin­ter uns mar­schier­ten Stea­mers und May­koft. Als Nach­hut ka­men wie­der Lis­ter­mans Män­ner und Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan als ihr Be­glei­ter.
    Von Zeit zu Zeit ver­such­te ich mich mit ZON­TA in Ver­bin­dung zu set­zen. Aber die Sa­che war wie ver­hext: Der Rech­ner mel­de­te sich nicht mehr. Al­li­son ent­gin­gen mei­ne Be­mü­hun­gen nicht.
    »Da ist et­was grund­le­gend faul«, be­merk­te er.
    »Ich weiß«, ant­wor­te­te ich sar­kas­ti­scher, als ich es vor­ge­habt hat­te: »Sie spü­ren es in der Bla­se.«
    »Und auch sonst noch wo«, be­kräf­tig­te der Aus­tra­lier. »Ich er­in­ne­re mich an ei­ne Be­mer­kung, die Lis­ter­man vor kur­z­em mach­te.«
    »Wel­che?« woll­te ich wis­sen.
    »Daß ZON­TA über­ge­schnappt sein müs­se.«
    »Das war aber doch wohl nur ei­ne flüch­ti­ge Hy­po­the­se«, mein­te ich.
    »Ich weiß nicht, wie Lis­ter­man jetzt dar­über denkt«, hör­te ich Al­li­son sa­gen, »aber mir er­scheint die Sa­che um so plau­si­bler, je län­ger ich mich da­mit be­schäf­ti­ge.«
    »Was? Daß ZON­TA über­ge­schnappt ist?«
    »Ja.«
    »Wie könn­te so et­was ge­sche­hen? Ich mei­ne … ein Rech­ner be­steht aus Schalt­krei­sen, Tran­sis­to­ren und Ma­gnetspei­chern. Es fällt ei­nem schwer sich vor­zu­stel­len …«
    »Ganz recht, es fällt ei­nem schwer«, fiel mir Al­li­son schul­meis­ter­haft ins Wort, »aber es ist ganz ge­wiß nicht un­denk­bar. Die ter­ra­ni­sche Ro­bo­tik, haupt­säch­lich der theo­re­ti­sche Zweig, hat sich mit sol­chen Über­le­gun­gen be­schäf­tigt und ei­ni­ge Mo­dell­fäl­le ent­wi­ckelt, die zwar in Wirk­lich­keit noch nicht auf­ge­tre­ten sind, an­hand de­ren sich je­doch ein­wand­frei und zwin­gend nach­wei­sen läßt, daß auch Ro­bo­ter geis­ti­gen Stö­run­gen un­ter­wor­fen sein kön­nen.«
    Er be­weg­te da­bei den Kopf, wie es ty­pisch für ihn war; be­son­ders nick­te er ziem­lich häu­fig und mit Nach­druck, als müs­se er sich sel­ber da­von über­zeu­gen, daß das, was er vor­brach­te, nicht blü­hen­der Un­sinn war.
    Wir wa­ren in­zwi­schen recht gut vor­wärts ge­kom­men. Da der Gang nur ei­ne ge­rin­ge Hö­he be­saß,

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