Zonta-Norm regelwidrig
den tragbaren Kodator hervor, für den ich mir eigens eine Tasche auf den rechten Oberschenkel meiner Montur hatte aufschweißen lassen. Ich reichte das Gerät dem Kleinen.
»Da, hast du!« sagte ich. »Von jetzt an dirigierst du die Geschicke dieser Expedition.«
Da fuhr er in gespieltem Entsetzen zwei Schritte zurück und gestikulierte abwehrend mit den Armen.
»O nein! O nein!« rief er. »Jetzt kommst du, wo du schon alles halb vermasselt hast! Nein, mein Lieber! Du hast uns die Suppe eingebrockt … du wirst sie auch auslöffeln!«
So war er – der kleine, liebenswerte Hannibal Othello Xerxes Utan, Major GWA, Kodename MA-23: konsequent bis zum letzten …
Die »1418« hatte uns verlassen. Auf meinen Anruf mit dem Taschenkodator hatte ZONTA prompt reagiert. Fast kam es mir vor, als sei er erleichtert darüber, daß das Raumschiff mit dem größeren Teil der Besatzung so rasch wieder abzureisen gedachte. Konnte es sein, daß ich mir das nur einbildete?
Auf jeden Fall hatte sich das Felsentor erneut geöffnet, und die »1418« war mit summenden Feldtriebwerken hinausgeschwebt. Zwanzig Minuten später hatte Lobral sich verabredungsgemäß durch einen Kodespruch gemeldet. Der Spruch bestand aus drei Zeichen: MAS – für »moving ahead on schedule«. Der Orterschutz hatte also funktioniert, und die »1418« war auf Kurs in den interplanetarischen Raum zwischen Erde und Mars.
Damit waren wir uns selbst überlassen. Unsere Aufgabe: den Superkodator zu finden, auf den marsianische Rechner bereitwilliger und unterwürfiger ansprachen als auf jedes andere Befehlsgerät. Ob es hier in ZONTA einen Superkodator gab, stand keineswegs fest. Wir vermuteten es nur. Wir wußten, daß die Soghmoler nach ZONTA einzudringen versucht hatten und waren deswegen etwas verwirrt gewesen, da wir doch wußten, daß sie bereits einen Superkodator besaßen, mit dem es ihnen gelungen war, das Hauptrechengehirn des Mars, NEWTON, in ihre Gewalt zu bringen. Was also konnte sie dazu veranlassen, nach dem Gerät zu suchen, das wir hier in ZONTA vermuteten … wenn sich nicht eine ganz und gar andere, von uns nicht erkannte Absicht hinter ihrem lunaren Einsatz verbarg?
Es gab nur eine Erklärung. Das Gerät, von dem wir als sicher annahmen, daß es hier irgendwo in den sublunaren Tiefen existierte, war noch wirkungsvoller als der Superkodator der Soghmoler. Das würde bedeuten, daß uns allein der Besitz des ZONTA-Superkodators in die Lage versetzen konnte, die Soghmoler aus dem Sonnensystem zu vertreiben – indem wir nämlich alle marsianischen Geräte, über die sie im Augenblick die Gewalt ausübten, wieder unter unsere Kontrolle brachten. Der Gedanke war verlockend und faszinierend zugleich: einfach den Mars anzufliegen und NEWTON zu befehlen, er solle die Soghmoler entfernen.
Bis es jedoch soweit kam, hatten wir noch ein gutes Stück Arbeit zu leisten. Ich selbst fühlte mich in den sublunaren Hallen alles andere als behaglich. Ich sprach mit den andern, während wir unsere Vorräte sortierten und sie untereinander verteilten, und kam zu dem Schluß, daß sie ähnlich empfanden wie ich. Framus G. Allison, unser verkapptes Genie, bedachte mich durch die Helmscheibe hindurch mit einem typisch zerfahrenen Lächeln.
»Wenn Sie den Ausdruck verzeihen, Sir«, sagte er: »Ich spüre es förmlich in der Blase, daß hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. ZONTA ist anders als früher, irgendwie verwirrt, möchte ich meinen.«
»Oh, gewiß doch!« meldete Hannibal sich forsch. »Verwirrte Computer sind unsere Spezialität, nicht wahr, Großer?«
Ich antwortete nicht. Im Laufe unserer
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