Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
zu­rück, wo­her sie ge­kom­men wa­ren: nach oben. Noch be­vor ich in die Glut­zo­ne stürz­te, war ich von den auf­wärts strö­men­den Gas­men­gen mit­ge­ris­sen und aus der Ge­fah­ren­zo­ne be­för­dert wor­den. Weiß der Him­mel, was mit mir ge­sche­hen wä­re, wenn ich nicht noch im letz­ten Au­gen­blick die Kan­te der Ram­pe zu fas­sen be­kom­men hät­te.
    Im auf­stei­gen­den Luft­strom war ich je­den­falls an un­se­ren Män­nern vor­bei­ge­se­gelt. Des­we­gen fand man mich, zu die­sem Zeit­punkt noch be­wußt­los, weit ober­halb der Stel­le, bis zu der un­se­re Vor­hut vor­ge­drun­gen war. Wir mar­schier­ten nicht gleich wei­ter, son­dern gönn­ten uns ei­ne Ru­he­pau­se. Wir hat­ten einen Mann ver­lo­ren – den, des­sen Schat­ten ich an mir hat­te vor­bei­se­geln se­hen. Es war zweck­los, nach ihm zu schau­en. Er lag auf der Soh­le des Schachts un­ter glut­flüs­si­gem Fels­ge­stein be­gra­ben. Ich faß­te den bit­te­ren Vor­satz, den­je­ni­gen zur Re­chen­schaft zu zie­hen, der für sei­nen Tod ver­ant­wort­lich war … wenn ich ihn je­mals zu fas­sen be­kam.
    Die Luft im Schacht be­ru­hig­te sich all­mäh­lich. Wir hät­ten jetzt die Hel­me öff­nen kön­nen, denn die Meß­ge­rä­te iden­ti­fi­zier­ten die Schacht­at­mo­sphä­re als ein atem­ba­res, wenn auch vor­läu­fig noch ko­chend­hei­ßes Ge­misch. Aber an­ge­sichts der Über­ra­schun­gen, die wir hier schon er­lebt hat­ten, zö­ger­te ich, die ent­spre­chen­de Er­laub­nis zu ge­ben. Eben­so wie es in der al­ten Mar­s­stadt Hoch­druck­re­ser­voirs gab, aus de­nen sich wei­te Stadt­tei­le at­mo­sphä­risch flu­ten lie­ßen, gab es auch Va­ku­um­tanks, in die die künst­li­che At­mo­sphä­re zu­rück­flu­te­te, wenn die Ven­ti­le ge­öff­net wur­den. Die­ses Ri­si­ko ließ sich ver­mei­den.
    Es war mir fast schon zur Rou­ti­ne ge­wor­den, von Zeit zu Zeit den Ko­da­tor ein­zu­schal­ten, um zu pro­bie­ren, ob ZON­TA schon wie­der an­sprech­bar sei. Ich tat es auch dies­mal oh­ne viel Hoff­nung auf Er­folg. Um so grö­ßer war mei­ne Über­ra­schung, als der Mars­rech­ner sich plötz­lich mel­de­te.
    »Es ge­sche­hen in die­ser Stadt Ak­te des of­fe­nen Ver­rats an ei­nem Mar­s­quo­ten­be­rech­tig­ten!« be­schwer­te ich mich. »Ich wer­de dich da­für zur Re­chen­schaft zie­hen müs­sen.«
    ZON­TA ant­wor­te­te:
    »Hand­lun­gen des be­wuß­ten Ver­rats sind mir ei­nem Erb­be­rech­tig­ten ge­gen­über un­mög­lich. Ich wei­se je­doch dar­auf hin, daß pe­ri­phe­re Ele­men­te nur be­dingt mei­nem Kom­man­do un­ter­ste­hen.«
    Ich war ver­blüfft. Was mein­te er mit pe­ri­phe­ren Ele­men­ten? Doch wohl die Ro­bo­ter, die Ven­ti­le der Druck­re­ser­voi­re und ähn­li­che Din­ge!
    »Wie kann das sein?« woll­te ich wis­sen.
    »Der Man­gel an Kon­trol­le er­gibt sich aus der In­ter­fe­renz zwei­er Be­fehlss­trö­me«, er­klär­te ZON­TA.
    »Sprich deut­li­cher!« be­fahl ich. »Ich ver­ste­he dich nicht!«
    »Ich ge­hor­che …«, sag­te ZON­TA noch, dann war es plötz­lich still.
    Die klei­ne Kon­trol­lam­pe auf der Ober­flä­che des Ko­da­tors, die das Be­ste­hen ei­ner Ver­bin­dung mit dem Mars­rech­ner an­zeig­te, er­losch. Der Kon­takt war un­ter­bro­chen. Ver­wirrt ver­such­te ich, den Ko­da­tor von neu­em zu ak­ti­vie­ren. Ein Er­folg woll­te sich je­doch nicht ein­stel­len. ZON­TA mel­de­te sich nicht mehr. Es fiel mir schwer, das ei­gen­ar­ti­ge Ver­hal­ten des Rech­ners zu er­klä­ren. Wenn er mit mir in Ver­bin­dung stand, ge­bär­de­te er sich, wie ich als »be­dingt Erb­be­rech­tig­ter« es ver­lan­gen durf­te: nicht un­be­dingt un­ter­wür­fig, aber im­mer­hin doch will­fäh­rig. Dann aber gab es Zei­ten, in de­nen ich kei­nen Kon­takt mit ZON­TA auf­zu­neh­men ver­moch­te und in de­nen Din­ge ge­sch­a­hen, die für uns ge­fähr­lich wa­ren.
    War der Rech­ner, wie Fra­mus G. Al­li­son ver­mu­te­te, wirk­lich über­ge­schnappt? Be­saß er sein un­ge­trüb­tes Funk­ti­ons­ver­mö­gen nur noch wäh­rend kur­z­er Zeit­span­nen, die von im­mer län­ger und häu­fi­ger wer­den­den Pe­ri­oden der

Weitere Kostenlose Bücher