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Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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schi­en es mir, als kön­ne ich das obe­re En­de des Schach­tes un­deut­lich se­hen; aber ich war mei­ner Sa­che nicht si­cher, eben­so­we­nig wie die an­dern, die ge­nau­so wie ich im­mer sehn­süch­ti­ger in die Hö­he starr­ten, um zu er­mit­teln, wann und wo un­se­re Klet­ter­tour end­lich zu En­de sein wür­de.
    Im­mer­hin war zu be­grü­ßen, daß es auf un­se­rem Marsch bis­lang noch kei­ne Zwi­schen­fäl­le ge­ge­ben hat­te. Als wir vor Stun­den aus der Hal­le auf­bra­chen, in der uns die »1418« ab­ge­setzt hat­te, war wohl kei­ner un­ter uns, der nicht er­war­tet hät­te, in al­ler­nächs­ter Zu­kunft dro­hen­den Ge­fah­ren ge­gen­über­zu­ste­hen. Da­bei wa­ren wir in ste­ti­gem Tem­po Ki­lo­me­ter um Ki­lo­me­ter vor­ge­drun­gen und hat­ten uns un­se­rem Ziel ge­nä­hert, oh­ne auch nur auf ein ein­zi­ges Hin­der­nis zu sto­ßen.
    Mit sol­cher­lei Ge­dan­ken wieg­te ich mich in ei­ne selbst­ge­fäl­li­ge Ru­he. Ich trot­te­te mehr oder we­ni­ger stumpf­sin­nig vor mich hin und über­ließ es Han­ni­bal, sei­ne Men­tal­füh­ler nach al­len Rich­tun­gen aus­zu­stre­cken. Aber auch Han­ni­bal hat­te kei­ner­lei Vor­ah­nung des kom­men­den Un­heils. Er konn­te mich nicht war­nen, weil er nicht wuß­te, was auf uns zu­kam.
    Dies­mal schlug der Geg­ner mit bru­ta­ler Wucht zu. Das ers­te, was ich fühl­te, war ein mör­de­risch har­ter Schlag, der den gan­zen Kör­per traf und mich hilf­los zu Bo­den schleu­der­te. Ein schril­les Heu­len drang mir ins Be­wußt­sein, ein Ge­räusch, das es im Va­ku­um der al­ten Mars­fes­tung gar nicht hät­te ge­ben dür­fen …
     
     
4.
     
    Es ist merk­wür­dig, wie der mensch­li­che Ver­stand manch­mal funk­tio­niert. Im ers­ten Au­gen­blick war ich noch völ­lig ver­wirrt und rat­los. Aber ei­ne Zehn­tel­se­kun­de spä­ter – oder hat­te es wirk­lich so lan­ge ge­dau­ert? – wuß­te ich ge­nau, wo­mit wir es zu tun hat­ten. Das fre­ne­ti­sche Heu­len hat­te die Tak­tik des Geg­ners ent­larvt. Ich hör­te einen ent­setz­li­chen Schrei in mei­nem Helm­emp­fän­ger, den Schrei ei­nes Men­schen, und gleich­zei­tig sah ich un­deut­lich ei­ne schat­ten­haf­te Ge­stalt an mir vor­bei in die Tie­fe schie­ßen.
    Ich selbst hat­te mich auf dem Bo­den flach ge­macht. Ei­ne un­wi­der­steh­li­che Ge­walt preß­te mich ge­gen den Fels, aus dem die Ram­pe ge­hau­en war. Ich hör­te mich schrei­en:
    »Flach hin­le­gen! Schnell! Den Bauch ge­gen den Bo­den! Sucht euch Halt!«
    Die War­nung war ei­ne rein in­stink­ti­ve Re­ak­ti­on. Ich hat­te die Ge­fahr er­kannt und teil­te den an­dern mit, wie sie zu ban­nen war. Das Heu­len, das ich hör­te, kam von ei­ner La­wi­ne hoch­be­schleu­nig­ter Ga­se, wahr­schein­lich Luft, die von oben nach un­ten durch den Schacht braus­te. Wir wuß­ten, daß die Mar­sia­ner in ih­re sub­lu­na­re Stadt rie­si­ge Druck­tanks ein­ge­baut hat­ten, die es ih­nen er­mög­lich­ten, Tei­le der Stadt – be­son­ders die­je­ni­gen, in de­nen Mar­sia­ner wohn­ten und ar­bei­te­ten – at­mo­sphä­risch zu be­flu­ten.
    Ei­ner die­ser Tanks war vor kur­z­em ge­öff­net wor­den. Die ex­pan­die­ren­den Ga­se nah­men den Weg des ge­rings­ten Wi­der­stan­des: Sie ström­ten in die rie­si­ge Hal­le, in der die »1418« ge­lan­det war. Mit un­wi­der­steh­li­cher Wucht wa­ren sie auf uns ge­prallt und hat­ten uns von den Bei­nen ge­ris­sen. Für mich gab es kei­nen Zwei­fel, daß es sich hier nicht um einen zu­fäl­li­gen Vor­gang, son­dern um einen ge­ziel­ten An­griff han­del­te. Der Auf­prall der Luft­mas­sen hat­te uns in die Tie­fe rei­ßen sol­len. Vier­hun­dert Me­ter Sturz, da­zu noch die zu­sätz­li­che Be­schleu­ni­gung, die die to­ben­den Gas­mas­sen aus­üb­ten, reich­ten aus, um selbst den wi­der­stands­fä­higs­ten Men­schen un­ten auf der Soh­le des Schachts zu zer­schmet­tern.
    Das Schrei­en in mei­nem Helm­emp­fän­ger war längst ver­stummt. Ohn­mäch­ti­ge Wut pack­te mich bei dem Ge­dan­ken, daß die­ser heim­tücki­sche An­griff uns be­reits ein Men­schen­le­ben ge­kos­tet hat­te. Hin­zu kam das im­mer lau­ter wer­den­de Stöh­nen, das von

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