Zonta-Norm regelwidrig
Rampe trieben mit wahnwitziger Geschwindigkeit an mir vorbei. Den Karabiner hatte ich verloren. Er war mir aus den Händen gerissen worden. Aber da war noch der marsianische Strahler. Ich weiß nicht mehr, wie ich ihn in diesen Sekundenbruchteilen – mehr können es nicht gewesen sein – aus dem Gürtel losbrachte; aber plötzlich lag er fest und sicher in meiner Hand, und eine grelleuchtende Glutbahn schoß vor mir her in die Tiefe.
Die Geschichtsforschung – falls sie sich überhaupt mit diesem Fall beschäftigt – wird nie ermitteln, wodurch das Wunder zustande kam: durch die sonnenheißen Explosionen der Miniraks oder durch den Glutodem des Mars-Strahlers. Auf jeden Fall erhielt ich plötzlich einen Schlag gegen den Körper, der ebenso wuchtig war wie der erste, der mich zu Boden geworfen hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde kamen die Konturen der Rampe, die ich bislang an mir hatte vorbeigleiten sehen, zum Stillstand – aber wirklich nur einen halben Atemzug lang, dann setzten sie sich wieder in Bewegung … in umgekehrter Richtung!
Ich wurde in die Höhe gewirbelt. Der Magen drückte plötzlich nach unten. Mir wurde schwindlig und schlecht zugleich. Die Welt drehte sich um mich in einem entnervenden, rasenden Reigen. Ich hörte Schreie. Ich hörte dumpfes, donnerndes Dröhnen, als aufgestaute Luftmassen mit denen zusammenprallten, die von oben nachzudrängen versuchten. Ich befand mich mitten in einem Taifun.
Irgendwo sah ich plötzlich die Kante der Rampe auftauchen. Mit einer Reflexbewegung griff ich danach, bekam Halt und zog mich auf den festen Boden hinauf. Instinktiv rollte ich mich zur Seite, weit von dem gähnenden Abgrund fort, bis ich mit der Schulter spürbar, trotz des Individualschirms spürbar, gegen die Wand des Schachtes prallte.
Da war es mit meinen Kräften zu Ende. Ich verlor das Bewußtsein …
Im Schacht herrschte eine schier unerträgliche Hitze und ein Luftdruck von gut einer Atmosphäre. Ich war wieder halbwegs bei mir; aber es gab keine Stelle meines Körpers, die nicht schmerzte. Der Teil der Rampe, auf dem ich nach meiner abenteuerlichen Fahrt schließlich Halt gefunden hatte, lag knapp einhundert Meter oberhalb des Punktes, bis zu dem Listerman vorgedrungen war, als der Sturm uns überfiel. Es gab ein paar Leute, die gaben mich schon verloren. Nur der unerschütterliche Kleine, Hannibal Othello Xerxes Utan, wußte dank seiner telepathischen Begabung, daß ich irgendwo Halt gefunden hatte und noch am Leben war.
Jetzt, da wir Zeit hatten, die Sache zu besprechen, war natürlich alles leicht zu erklären. Ich hatte von Anfang an die Absicht gehabt, den unteren Schachtausgang – die Mündung des Ganges nämlich, durch den wir gekommen waren – durch den Schmelzfluß des Gesteins zu schließen. War die Öffnung geschlossen, hatten die entfesselten Gasmassen keine Möglichkeit mehr, in die riesige Halle zu strömen. Der Sturm würde aufhören, und ebenso die Gefahr, der wir ausgesetzt waren.
Nun – gerade der Sturm hatte verhindert, daß mein Vorhaben einen raschen Erfolg erzielte. Wahrscheinlich waren die glutflüssigen Gesteinsmassen von dem wütenden Luftstrom widerstandslos in den Gang hineingetrieben worden, anstatt sich vor der Öffnung zu stauen. Die Stauung hatte erst später stattgefunden – als die Luftwirbel mich schon in die Tiefe gerissen hatten, gerade noch im letzten Augenblick also, denn ich bezweifelte, daß mein Individualschirm der Mischung von Gluthitze und tödlich schnellem Aufprall widerstanden hätte.
Als die Stauung erfolgte, mußte der Sturm notgedrungen die Richtung ändern. Die rasenden Luftmassen fanden plötzlich keinen Ausweg mehr und kehrten dorthin
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