Zonta-Norm regelwidrig
marsianischen Erbes. Erkennst du mich an?«
»Diese Frage wurde zuvor beantwortet«, antwortete ZONTA mit der ihm eigenen Impertinenz. »Ich erkenne Sie als bedingt Erbberechtigten an.«
»Die Feinde des marsianischen Erbes sind in diese Stadt eingedrungen und haben auch den Mars besetzt«, erklärte ich frech. »Ich erwarte, daß du dich mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen sie zur Wehr setzt!«
»Negativ«, antwortete ZONTA. »Die Eindringlinge sind ebenso wie Sie als bedingt erbberechtigt anzuerkennen.«
»Du begehst einen schwerwiegenden Fehler!« hielt ich dem Rechner vor. »Die Eindringlinge sind im Besitz einer hochentwickelten Technologie, mit der es ihnen gelungen ist, dich zu täuschen. In Wahrheit aber sind sie beutegierige Räuber, die das marsianische Erbe an sich reißen wollen.«
Plötzlich erlosch die kleine Kontrollampe. ZONTA hatte abgeschaltet. Oder hatten die Soghmoler wieder dazwischengefunkt? Ihr Kodator war dem meinen überlegen. Man konnte sich ohne Mühe ausmalen, daß meine schwache Verbindung einfach zur Seite gedrängt wurde, wenn Knossis seinen Kodator einschaltete.
Ich wollte das Gerät schon wieder in die Tasche schieben, da geschah das Merkwürdige: Das Kontrollicht leuchtete von selbst wieder auf. Aus dem Empfänger drang ein Krächzen und Krachen, aber dann kam ZONTAs Stimme durch. Der Rechner sprach die Sprache seiner Erbauer, Marsianisch, und verkündete:
»Der Marsvogel weht, wenn der Südwind flieht …«
Dann schaltete er von neuem ab, und ich saß da und starrte fassungslos auf den handlichen Kodator, wobei mir langsam, aber sicher die fürchterliche Erkenntnis kam, daß ZONTA nun endgültig übergeschnappt war.
10.
In der Nacht wurden wir durch belfernde Minirak-Salven aufgeschreckt. Maykoft hatte, während er Wache schob, eine Gruppe verdächtiger Gestalten bemerkt, die sich unserem Lagerplatz näherten, und sie durch eine absichtlich nicht auf den Mann gezielte Salve vertrieben. Allison und ich wurden uns unseres Denkfehlers sofort bewußt: Da wir zu dem Schluß gekommen waren, daß Knossis Allisons Finte noch immer nicht durchschaut hatte, hätten wir uns sagen müssen, daß er über kurz oder lang nachsehen kommen würde; denn nach seinen Peilergebnissen mußte sich ZONTA an der Stelle befinden, an der wir lagerten, oder doch in unmittelbarer Nachbarschaft.
Wir verdankten es dem Glück und Knossis’ unterentwickelten taktischen Fähigkeiten, daß unser Schnitzer keine ernsthaften Folgen hatte. Als die Sonnenlampen wieder zu strahlen begannen, fanden wir von den nächtlichen Spähern keine Spur mehr. Sie hatten sich aus dem Staub gemacht.
Wir rüsteten uns zum Aufbruch. Meine Absicht war es, den innersten Stadtkern abzukämmen und dort einen direkten Zugang zum Komplex des alten Marsrechners zu finden. Diesmal blieb niemand zurück. Ich wußte noch immer nicht, wie stark Knossis’ Streitmacht war. Zwar gab es Hinweise darauf, daß seine zahlenmäßige Überlegenheit nicht allzu groß sein konnte. Aber ob die fünfzehn Mann, von denen er zu mir gesprochen hatte und von denen inzwischen drei gefallen waren, wirklich sein ganzes Kommando darstellten oder nicht, darüber konnte ich keine bestimmte Aussage machen. Mein Risiko war jedenfalls am kleinsten, wenn ich jeweils mit meiner gesamten Gruppe operierte und die Bildung von Unterabteilungen, die doch nur zu einer Schwächung unserer Schlagkraft führen konnte, nach Möglichkeit vermied.
Unser Trupp bewegte sich in der üblichen Marschordnung: Listerman und zwei seiner Leute als Vorhut, Allison, Nishimura und ich im zweiten Glied, hinter uns
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