Zonta-Norm regelwidrig
hatte. Das Zeug schmeckte erstaunlich gut, obwohl es zum größten Teil aus synthetischer oder konzentrierter Nahrung bestand. Von all den Sprichwörtern, die die Menschheit im Laufe ihres langen Daseins ausgeheckt hat, halte ich auch heute noch dasjenige für das treffendste, das da besagt, daß der Hunger der beste Koch sei. Zu trinken gab es eine wohlschmeckend milde alkoholische Lösung, die so recht dazu angetan war, die Spannung zu lockern und ein sorgloses Wohlbefinden hervorzurufen.
Während wir aßen, begannen die Atomsonnen zu verblassen. Der Tag neigte sich dem Ende zu. Der Marstag ist von dem Tag der Erde in seiner Dauer nicht wesentlich verschieden, er ist gerade vierzig Minuten länger, nämlich 24 Stunden, 37 Minuten und ein paar Sekunden.
Gerade als ich meinen Becher hob, um ihn zu leeren, kam Framus G. Allison auf mich zu. Er sah fürchterlich aus, mit schweißverklebtem Haar, geröteten Augen und schweren Tränensäcken. Ich rechnete mir aus, daß es wenigstens achtundvierzig Stunden her war, seitdem er zum letzten Mal geschlafen hatte. Trotzdem wirkte er, abgesehen von seiner äußeren Erscheinung, noch recht munter.
»Sagen Sie’s nicht! Lassen Sie mich raten!« sagte ich zu ihm. »Sie haben eine neue Theorie, nicht wahr?«
»Theorie möchte ich nicht sagen«, antwortete er und ließ sich neben mir nieder. »Eine Hypothese wäre eher das richtige Wort.«
»Theorie oder Hypothese, das ist mir gleich«, ließ ich ihn wissen. »Sie waren in letzter Zeit im Theorisieren und im Hypothesieren so erfolgreich, daß ich mir mit Vergnügen anhöre, was Sie jetzt schon wieder ausgeheckt haben.«
»Das ist sehr freundlich, Sir«, erwiderte er. »Und was ich mir überlegt habe, ist womöglich sogar von Nutzen für unser weiteres Vorgehen. Ich meine nämlich, daß die Soghmoler nicht nur nicht wissen, wo sich der Superkodator befindet. Sie haben nicht einmal eine Ahnung, wo ZONTA, das Rechengehirn, steht.«
Ich muß ihn doch ziemlich entsetzt angeschaut haben, denn er sprach sofort und mit bemerkenswertem Eifer weiter:
»Bitte hören Sie mir zu, Sir, bevor Sie widersprechen. Diese Überlegung ist keineswegs unbegründet. Erinnern Sie sich an unsere Situation heute morgen. Sie und Major Utan waren verschwunden. Man hatte Listerman und seine Leute in ein Scheingefecht verwickelt, das sie daran hinderte, Ihre Spur sofort aufzunehmen. Inzwischen arbeitete ich an meiner Apparatur und kam dank Nishimuras Hilfe rasch voran. Sobald der Sensor funktionierte, versuchte ich Sendungen des soghmolischen Kodators abzuhören und anzupeilen. Am Inhalt der Sendungen war ich vorläufig nicht so sehr interessiert wie an einem genauen Peilergebnis. Schließlich glaubten wir zu wissen, wo ungefähr der soghmolische Kodator stand. Niemand konnte uns garantieren, daß Sie und Utan sich in unmittelbarer Nähe des Gerätes befanden. Wir konnten nur hoffen, daß es so war … und wie sich später herausstellte, hat diese Hoffnung nicht getrogen.«
Ich hatte ursprünglich geglaubt zu wissen, worauf er hinauswollte. Aber mittlerweile war er so weit vom ursprünglichen Thema abgekommen, daß ich mich nicht mehr auskannte.
»Kurz und gut, Sir«, nahm er den Faden wieder auf, »Nishimura und ich präparierten sodann unsere Szene. In ihrem Versteck konnten wir die Soghmoler nicht angreifen. Wir mußten sie aufscheuchen, ins Freie treiben, um ihnen an einem Ort unserer Wahl eine Falle zu stellen. Dazu fingierten wir die Unterhaltung mit ZONTA. Die Soghmoler hörten sie ab und reagierten entsprechend. Sind Sie nicht auch der Ansicht, Sir, daß die Soghmoler die Strahlung unseres Kodators ebenso
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