Zonta-Norm regelwidrig
Vorbereitungen waren abgeschlossen, die letzten Entscheidungen getroffen. Schweren Herzens hatte ich darauf verzichten müssen, Hannibal bei der am Rande der Ringstraße zurückbleibenden Gruppe zu belassen. Das wäre wichtig gewesen, um die Möglichkeit ständiger Kommunikation zu schaffen. Denn ob die kleinen Funkgeräte, die jeder von uns in seiner Montur trug, kräftig genug waren, um die Felsmassen zu durchdringen, die das Kontrollzentrum schützten, daran mußte gezweifelt werden.
Ausschlaggebend war jedoch die Überlegung, daß die beiden Männer, die das Kontrollzentrum aufsuchten, eindeutig marsquotenberechtigt sein mußten. Ich hätte versuchen können, einen nichtberechtigten Begleiter einzuschleusen, und unter normalen Bedingungen wäre mir das mit Hilfe der Autorität, die mir der Besitz des Kodators verlieh, auch ohne weiteres gelungen. Die Bedingungen waren jedoch nicht normal. Niemand konnte vorhersagen, wie ZONTA auf das Eindringen eines Nichtberechtigten reagieren würde. Wir hatten nicht mehr genug Spielraum, um ein unnötiges Risiko einzugehen.
Maykoft übernahm in bewährter Weise das Kommando über die Zurückbleibenden. Von ZONTA selbst drohte nach unser aller Meinung denen, die hier auf der Ringstraße lagerten, vorläufig keine Gefahr mehr. Um so schärfer mußte nach den Soghmolern Ausschau gehalten werden. Im Laufe der vergangenen Stunde war der Schlachtenlärm, der aus den Tiefen der Mondfestung zu uns drang, schwächer geworden. Das mußte bedeuten, daß es einer der beiden Seiten gelungen war, eine Entscheidung herbeizuführen. Hatten die Soghmoler gesiegt, waren sie in Kürze hier zu erwarten. Aber selbst wenn ZONTA den Kampf für sich entschieden hatte, mochte es versprengte Gruppen von Soghmolern geben, die sich um so erbitterter bemühen würden, das ursprünglich gesteckte Ziel doch noch zu erreichen.
Knossis’ Tod hatte mir einiges klargemacht. Kämpfer eines Volkes, das einen so strikten Ehrenkodex besaß, daß Versagen automatisch mit dem Tode bestraft wurde, würden nicht so rasch aufgeben. Die Gewißheit, daß der Tod auf jeden Fall in Kauf genommen werden muß – entweder im Kampf oder als Folge eines posthypnotischen Blocks im eigenen Bewußtsein – verleiht einem Krieger eine durch nichts zu erschütternde Hartnäckigkeit.
Das versuchte ich den Zurückbleibenden einzubläuen. Mit den Soghmolern mußte auch dann noch gerechnet werden, wenn ihre Hauptmacht von ZONTA geschlagen worden war. Auf Maykoft konnte ich mich in dieser Hinsicht verlassen. Gewiß, in Augenblicken der höchsten Gefahr war er ein tollkühner, verwegener, impulsiv handelnder Draufgänger. Aber in demselben Maße war die kühle, vorausberechnende Taktik seine starke Seite. Ich war sicher, daß er die von den Soghmolern ausgehende Gefahr nicht unterschätzte.
Was die Kommunikation zwischen Hannibal und mir auf der einen und den Zurückbleibenden auf der anderen Seite anging, so einigten wir uns auf eine Serie von Signalen, die von den Funkgeräten mit höchster Intensität ausgestrahlt werden sollten. Auf den Sprechverkehr wollten wir uns lieber nicht verlassen. Zwei dicht aufeinanderfolgende Summtöne bedeuteten: ALLES RUHIG. Dieses Signal war nur deswegen von Bedeutung, weil es uns im Innern des Kontrollzentrums festzustellen ermöglichte, ob überhaupt noch Funkverbindung bestand. Drei Summtöne von kurzer Dauer bedeuteten: GEFAHR IM VERZUG. Und eine Folge von abwechselnd langen und kurzen Tönen hieß: DIE SOGHMOLER GREIFEN AN.
Um vierzehn Uhr zwanzig machten
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