Zonta-Norm regelwidrig
in alle Unendlichkeit zu erstrecken schien.
Ich verheimliche nicht, daß mir das Herz gegen die Rippen pochte, als ich die Schwelle überschritt …
Die ersten Schritte waren die schwersten. Dann erinnerte ich mich meiner Rolle. Ich, der Erbberechtigte, mußte zuversichtlich ausschreiten wie einer, der genau wußte, daß er diesen Korridor unbehelligt passieren würde. Niemand wußte genau, wieviel Prüf- und Abwehrmechanismen in Wänden, Boden und Decke des Ganges verborgen waren, aber wir mußten wenigstens ein Dutzend davon schon hinter uns gelassen haben. Nichts war geschehen. Meine Zuversicht wuchs, daß auch weiterhin nichts geschehen würde. Allmählich näherte sich mein inneres Empfinden jenem Zustand der Selbstsicherheit, den ich nach außen hin bis jetzt lediglich vorgetäuscht hatte.
Der Gang war breit genug für zwei Männer. Hannibal schritt forsch an meiner Seite, den Blick geradeaus gerichtet, dorthin, wo in einiger Entfernung der Zugang zu ZONTAs Allerheiligstem lag. Ich hatte den Helm übergezogen, jedoch nicht geschlossen. Als wir zweihundert Meter zurückgelegt hatten, hörte ich zum ersten Mal das vereinbarte Signal: zwei rasch aufeinanderfolgende Summtöne. Draußen war noch alles in Ordnung. Die Tür des Korridors hatte sich längst hinter uns geschlossen. Trotzdem war das Signal einwandfrei zu hören.
Fast einen Kilometer lang war der Gang, eine unerträglich lange Strecke für zwei Leute in unserer Lage. Die Angst vor der Zerstrahlung durch marsianische Hochenergiewaffen war längst gewichen. Geblieben war nur die entsetzliche Spannung, was wir vorfinden würden, wenn wir das Kontrollzentrum erreichten. Würde es uns gelingen, den Superkodator zu erbeuten?
Das Ende des Ganges war bereits in Sicht, da blitzte es plötzlich vor mir auf, und eine Barriere aus grellgelbem Licht entstand, die sich quer vor mir durch den Korridor legte. Ich brauchte meine ganze Willenskraft, um nicht vor Entsetzen aufzuschreien. Eine bange Zehntelsekunde lang erwartete ich, von dem gelben Leuchten erfaßt und zerstrahlt zu werden.
»Halt!« dröhnte ZONTAs Stimme.
Der Befehl war unnötig. Wir hatten ohnehin angehalten.
»Marsquotenberechtigter Nang-Tai, im Besitze des Bewußtseins des Befehlshabers Okolar-drei, Thor Konnat!« sagte ZONTA. »Ich habe die Gelegenheit benützt, Sie eingehend zu prüfen und bin zu dem Schluß gekommen, daß Sie mit Generalmajor Thor Konnat identisch sind. Welchem Zweck dient die Täuschung?«
Er hatte mich also durchschaut. Hier half kein Leugnen.
»Die Täuschung dient zur Irreführung des Gegners, der sich auf dem Mars eingenistet und das Erbe der Vorfahren widerrechtlich mit Beschlag belegt hat. Als Abtrünniger, als angeblicher Feind meines eigenen Volkes, fiel es mir leichter, mit den Invasoren Kontakt aufzunehmen.«
»Sie bekennen, Generalmajor Thor Konnat zu sein?« fragte ZONTA.
»Ich bekenne«, antwortete ich.
»Setzen Sie Ihren Weg fort!« befahl ZONTA, und im selben Augenblick erlosch die gelbe Lichtbarriere.
Wir gelangten unbehindert bis ans Ende des Korridors. Eine Tür öffnete sich vor uns und gab den Zutritt zu einer halbrunden Halle frei. Am gerundeten Teil der Wand, in dessen Mitte der Zugang lag, standen mächtige Schaltaggregate marsianischer Herkunft. Über mattschimmernde Lichttafeln huschten Hunderte von bunten, unverständlichen Leuchtsymbolen. Die gerade Wand der Halle, uns gegenüber, war leer. In der Mitte gab es eine weitere Tür, die ins Kontrollzentrum führte.
Wir waren eingetreten und ein paar Schritte weit gegangen. Da ließ sich ZONTA von neuem hören:
»Sie haben durch die
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