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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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Sinnieren auf und zog die Augenbrauen nach oben: „Ah ned?“
    „Nein. Es gehört der Partei.“ Cernys Lächeln hatte etwas Überlegenes. Es war ihm anzusehen, wie stolz er auf seine Entdeckung war.
    „Du meinst, der Suchy war nur ein Strohmann?“
    „Na ja, eigentlich nicht so direkt.“ Cerny holte kurz Luft und fasste dann seine Erkenntnisse für den Chef zusammen.
    „Es dürfte tatsächlich so gewesen sein, dass der Suchy das Haus seinerzeit selbst gekauft hat. Also für sich, meine ich. Mit eigenem Geld. Wobei – im Nachhinein kann man das natürlich nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls dürfte dem Suchy mit derZeit das Geld ausgegangen sein, denn er hat das Haus zuerst teilweise und dann nach und nach ganz belehnt. Im 31er Jahr hat es de facto der Creditanstalt gehört.“
    „Der Creditanstalt?“ Bronstein war seine Verwunderung deutlich anzumerken. „Der Oberarier war ausgerechnet beim alten Rothschild in der Kreide?“
    „Ja, genau. Das nennt sich Ironie, was? Na ja, aber die Creditanstalt ist ja dann zusammengebrochen …“
    „Ja, erinnere mich nicht daran!“ Bronstein verzog den Mund zu einer angewiderten Grimasse.
    „… und da kommt jetzt die Partei ins Spiel“, fuhr Cerny dessen ungeachtet fort. „Offenbar war das Haus Teil jener Konkursmasse, die irgendwie veräußert wurde, um die Schulden der Bank wenigstens teilweise abzudecken.“
    „Und der Suchy selbst hat sich das nicht leisten können, weshalb …“, fuhr Bronstein mit Cernys Erzählung fort, „er seine Partei bat, für ihn einzuspringen.“
    „Genau“, bestätigte Bronsteins Visavis, „das dürfte gar nicht so leicht für ihn gewesen sein, denn immerhin musste er seinen arischen Freunden erklären, warum er sich ausgerechnet bei einem jüdischen Bankhaus verschuldet hat.“
    „A wos“, Bronstein machte eine wegwerfende Geste mit der rechten Hand, „im Gegenteil, der wird genau das g’sagt haben, was diese Brüder immer sagen. Shylock, raffendes Kapital, Wucher … das ganze Programm halt.“
    „Ja, kann sein. Jedenfalls gehört das Haus seit Anfang 32 der NSDAP.“
    Bronstein griff nach einer Zigarette und hielt plötzlich inne. „Moment“, sagte er, „die Partei ist doch seit 33 verboten. Wie kann die also irgendeinen Besitz haben? Rechtlich, meine ich.“
    Cerny grinste: „Gratuliere, Chef. Du hast den Nagel wieder einmal auf den Kopf getroffen. Hätten die Nazis nicht aufgepasst, wäre das Haus so wie all ihr anderes Vermögen beim Verbot einfach beschlagnahmt worden. Also haben die Parteigranden das Haus rechtzeitig einem treuen Parteigenossen geschenkt.“
    „Also doch dem Suchy?“
    Noch ehe Cerny Enttäuschung signalisieren konnte, bremste ihn Bronstein mit einer erhobenen Rechten, „nein, Blödsinn, kann nicht sein, weil sonst hättest du ja am Anfang nicht g’sagt, es g’hört gar nicht ihm. … Hmm, dem Frauenfeld, dem Seyß-Inquart, dem …“
    „… dem Frank.“
    Cernys triumphierendes Lächeln ließ keine Interpretationsmöglichkeit zu.
    „Dem alten Grantscherm aus dem dritten Stock?“ Bronstein war ehrlich überrascht.
    „Genau dem. Aber es kommt noch besser. Der Frank ist seit jeher beim Suchy hoch verschuldet, und so haben die beiden vor ziemlich genau einem Jahr bei einem Notar, der übrigens auch der Bewegung nahesteht, einen Vertrag aufgesetzt. Wenn der Frank seine Schulden nicht bis zum 1. Mai 1938 auf Schilling und Groschen zurückzahlt, dann fällt das Haus automatisch wieder an den Suchy zurück.“
    „Waren denn die Schulden so hoch?“
    „Wahrscheinlich nicht. Aber der Frank muss sich ziemlich sicher gewesen sein, bald zu Geld zu kommen. Sonst wäre er auf so eine riskante Variante gar nicht eingestiegen.“
    „Entweder das, oder er hat gehofft, dass die Bewegung vorher in Österreich an die Macht kommt, sodass der Vertrag aus politischen Gründen hinfällig wird.“
    Cerny nickte. „Jedenfalls sollten wir uns den sauberen Herrn Frank noch einmal genauer anschauen.“
    Nun nickte Bronstein. „Allerdings stellt sich die Frage, warum er ausgerechnet jetzt so eine Panikreaktion setzen sollte. Immerhin waren es ja noch eineinhalb Monate bis zum Fälligkeitsdatum, und bis dahin kann ja noch viel passieren.“
    „Das stimmt“, pflichtete Cerny bei, „aber das könnte bedeuten, dass Frank entweder nicht das Geld bekommen hat, mit dem er gerechnet hatte, oder er hat schon jetzt zugeschlagen, um den Zusammenhang mit besagtem Vertrag zu verschleiern.“
    Jetzt schüttelte

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