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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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dem Zimmer um. Dann wandte er sich wieder an Cerny: „Weißt du, was mich am meisten magerlt?“
    „Was denn?“
    „Dass mir jetzt gleich beide Spuren abhanden gekommen sind. Denn es ist mehr als unwahrscheinlich, dass ein aufgebrachter Vater, der den Suchy g’macht hat, weil der mit seinem Sohn widernatürliche Unzucht trieb, auch diesen alten Trottel da aus dem Weg räumt.“
    „Es sei denn, der Frank hat etwas spitzgekriegt und den Täter erpresst.“
    „Komm, Cerny, das ist ein Topfen. Du hast selber g’hört, dass das lauter arme Hund’ sind. Wie soll der Frank sojemanden erpressen? Die haben doch keinen Groschen Geld in der Tasche.“
    „Hast recht. Das heißt, wir stehen wieder ganz am Anfang.“
    „Schaut ganz so aus.“
    Bronstein dachte nach. Dann straffte er seinen Körper. „Gut“, begann er, „du schaust, was wir alles über den Frank haben. Ich geh trotzdem noch zu diesen Vätern. Vielleicht weiß ja doch irgendwer irgendwas. Und um vier treffen wir uns im Präsidium noch einmal und gleichen unseren Wissensstand ab.“ Cerny nickte nur.
    Die beiden verließen die Wohnung und gingen die Treppe abwärts. Sie hatten fast das Haustor erreicht, als die Tür aufflog und die Raczek ins Innere des Hauses eilte. Sie wirkte abgekämpft und sichtlich erregt.
    „Ja Joh…, Asia, was ist denn?“, fragte Bronstein besorgt.
    „Ah nix“, gab sie unwillig zurück, „die depperten Nazibuam regen mich auf. Die lungern da an der Ecke und feixen in einer Tour. Die tun grad a so, als g’hörat ihnen das Land scho. Und ihr schauts dabei a noch zu.“
    Bronstein fühlte sich in seiner Ehre gekränkt. „Das werden wir gleich haben. So weit ist es ja zum Glück noch nicht, dass diese Falotten einer Dame eine Goschen anhängen dürfen. Noch nicht!“
    „Aber, David, lass nur“, lenkte die Raczek ein, „das hat ja keinen Sinn. Die lernen’s eh nie.“
    „Was haben s’ denn überhaupt g’sagt oder tan?“
    „Ah, das Übliche. Dass, wenn sie einmal an der Macht sind, Leute wie ich am Strick baumeln. Weil ich eine perverse Ostsau bin. So Sachen halt. Das machen die jedes Mal. Eigentlich bin ich ja schon dran gewöhnt. Aber weißt eh, irgendwann wird einem das auch zu viel.“
    Bronstein öffnete das Haustor und sah sich um. Tatsächlich standen ein paar junge Männer an der Ecke und grinsten provokant. Ihr ganzes Erscheinungsbild passte zu den illegalen Nationalsozialisten. Sie hatten die Haare hinten ausrasiert, während selbige vorne weit in die Stirn hingen. Dazu trugen sie weiße Hemden, Knickerbockerhosen und weiße Kniestrümpfe, die in genagelten Goiserern steckten. Die schwarzen Hosenträger waren unverkennbar Teile der NS-Uniform, doch konnte man sie dafür kaum belangen. Dennoch fühlte sich Bronstein bemüßigt, seine Reputation bei Johanna wiederherzustellen. „Fahrts o do, es Bagage!“, belferte er und hielt dabei seine Kokarde hoch, „schauts, dass weiterkommts!“
    „Geh in Oasch, Kieberer“, erntete er als Antwort, „mit dein’ Blech kannst abmarkieren. Aber gach aa no.“
    „Genau! Des zählt elfe“, ließ sich ein zweiter Jungnazi vernehmen.
    „Hörst, i werd dir gleich zeigen, was das zählt!“, brauste Bronstein auf, „die nimm i mit aufs Revier, da werden dir deine Sprüch’ gleich vergehen.“
    Die Jungen sahen sich kurz an, dann setzten sie sich in Bewegung. Sie kamen drohend auf Bronstein zu, der blitzschnell seine Chancen kalkulierte. Die Gegner waren zu fünft. Sie waren wesentlich jünger und wohl auch wesentlich stärker als er. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. „Ich warne euch!“, rief er, doch es klang alles andere denn überzeugend.
    Die Männer waren nur noch zwei, drei Meter von ihm entfernt. Sie ballten die Fäuste und begannen links und rechts auszuscheren. Es war offenkundig, dass sie ihn erst umkreisen und dann verprügeln wollten.
    „Jetzt ist es aber genug!“, hörte er Cernys Stimme hinter sich.
    „Da schau, noch so a Spinatwachter“, kam es verächtlich zurück.
    Ganz plötzlich tauchte Cerny links in Bronsteins Gesichtsfeld auf. Er lief auf den ersten der Nazis zu, packte ihn, ehe dieser reagieren konnte, und schleuderte ihn mit dem Kopf voran gegen die Hausmauer. Es folgte ein dumpfes Geräusch, und der Nazi drehte sich langsam um die eigene Achse. Deutlich konnte Bronstein sehen, wie das Blut aus der Platzwunde an der Stirn quoll. Der Mann verdrehte die Augen, dann sackten ihm die Beine weg, und er schlug der Länge nach auf dem

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