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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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roten Burgunder einzuschenken. Ergeben hielt Lucretia ihm ihren Becher hin. Der Wein ist das Einzige, was noch genießbar ist, dachte sie.
    Die Unterhaltung am Tisch hatte abermals die Abenteuer des Kommandeurs in Indien zum Inhalt. Die jungen Edelleute hatten ihn um eine Schilderung der fremdländischen Frauen gebeten und lauschten nun gebannt, als der Kommandeur mit der Beschreibung eines Harems begann.
    »Dann stimmt es also«, ließ Herr Deschamps, der jüdische Kaufmannsgehilfe, sich vernehmen. »Selbst einem gewöhnlichen Mann ist mehr als eine Ehefrau vergönnt.«
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    »Vorausgesetzt, er kann sie sich leisten«, bestätigte Francois amüsiert. »Einen armen Mann kann bereits eine Frau teuer zu stehen kommen.«
    Einige am Tisch brachen daraufhin lauthals in Gelächter aus.
    »Warum sollte ein Mann denn überhaupt mehr als einer Frau bedürfen?«, wollte Lucretia wissen.
    Sie bemerkte, dass David Zeevanck, der Schreiber, seinem Gehilfen de Vries verstohlen zuzwinkerte, woraufhin dieser den Blick senkte und verlegen vor sich auf seine Hände starrte.
    »Manche Männer würden sich tatsächlich mit einer Frau glücklich schätzen«, murmelte Francois. Als sein Blick dem von Lucretia begegnete, sah er eilig fort.
    Lucretias Herz begann schneller zu schlagen.
    Jeronimus räusperte sich. »Ich habe mir sagen lassen, dass es Fürsten gibt, die sich ganze Paläste voller Frauen halten.«
    »Dann möchte ich gern einer von ihnen sein«, bemerkte Zeevanck, was ihm einen tadelnden Blick seitens des Pfarrers eintrug.
    »Für fremde Fürsten mag derlei angehen«, antwortete Francois. »Aus unserer Sicht dauern mich allerdings die Frauen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie glücklich sind. Gewiss, sie werden verwöhnt und können in ihren Frauengemächern ein sorgenfreies Leben führen - aber werden sie auch geliebt?«
    Deschamps schob unauffällig ein Fleischstück beiseite, in dem er Maden entdeckt hatte. »Und doch scheint es welche zu geben, die ihrem Ehegemahl freiwillig ins Grab folgen«, murmelte er.
    »Das stimmt«, pflichtete Francois ihm bei. »Ihr bezieht Euch auf die Sitte des sati.«
    »Eine sehr außergewöhnliche Sitte«, warf Jeronimus ein.
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    Pfarrer Bastians schüttelte den Kopf. »Ich will davon nichts wissen«, protestierte er. »Sich des Lebens zu berauben ist eine schwere Sünde wider den Herrn.«
    Jeronimus hob die Brauen, sagte jedoch nichts.
    »Ich würde dennoch gern wissen, worum es eigentlich geht«, beharrte Lucretia, woraufhin der Pfarrer ihr einen vernichtenden Blick zuwarf.
    Francois nippte an seinem Burgunder. »Die Frau, die ich sterben sah, war wunderschön und gewiss nicht älter als achtzehn Jahre. In ihren Augen wie auch in denen ihrer heidnischen Götter beging sie eine ehrenvolle Tat.«
    Pfarrer Bastians schnaubte verächtlich.
    »Sie legte ihr bestes Gewand an und schmückte sich«, fuhr Francois fort, »so, als ginge es zu ihrer Hochzeitsfeier.
    Dergestalt überließ sie sich dem Scheiterhaufen, auf dem die Leiche ihres Mannes verbrannte. Dort verzehrten die Flammen sie nach und nach, ohne dass sie den leisesten Klagelaut von sich gab. Ich muss sagen, ich empfand das Ereignis als zutiefst ergreifend, und erst eine ganze Weile später wurde mir klar, dass es zugleich auch äußerst verstörend gewesen war.«
    Die Zuhörer schwiegen für eine Weile und warteten wohl darauf, dass er weiterredete.»Ich glaube, dafür könnte ich einen Mann nie genug lieben«, sagte Lucretia in die Stille hinein.
    Jeronimus hob den Kopf. »Wie seht Ihr das, Herr Kommandeur«, wollte er wissen, »ob ein Mann wohl sein Leben freiwillig für eine Frau opfern sollte?«
    Ehe Francois Pelsaert etwas erwidern konnte, schaltete Pfarrer Bastians sich ein. »Ein Mann sollte ausschließlich dem Herrn sein Leben opfern! Das ist das Einzige, was zählt.«
    »Das ist leicht gesagt«, hielt Francois ihm entgegen. »Ich frage mich jedoch, ob wir überhaupt bereit sind, unser Leben zu
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    opfern, ganz gleich für wen. Ist es nicht so, dass wir eher dazu neigen, alles zu tun, um unser Leben zu verlängern?«
    »Das sind sehr unnütze Überlegungen«, ließ Pfarrer Bastians sich vernehmen. »Ich glaube, es entscheidet immer noch Gott, wann er uns zu sich nimmt -«
    »Ach ja?«, unterbrach Jeronimus ihn mit kalter, schneidender Stimme. »Sind wir tatsächlich nur diese treibenden, willenlosen Wesen? Sind wir tatsächlich so schwach - oder führen wir nicht eher sehr überlegt Gottes Willen aus?«
    Pfarrer

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