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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Nachtmahl fangen«, sagte Judith.
    Bis weit in die Abendstunden hinein stand Pfarrer Bastians bis zur Taille im Wasser und versuchte vergeblich, mit einer Leine und den Ködern, die man ihm reichte, einen Fisch zu fangen.
    Als ihr Vater mit leeren Händen vor sie trat, runzelte Judith die Stirn. »Ich weiß nun, weshalb du Pfarrer geworden bist«, erklärte sie kalt. »Dir war klar, dass du zu nichts anderem taugst.«
    Auch Jeronimus hatte die Szene mit Pfarrer Bastians mitangesehen. Er hatte große Lust gehabt, ihn zum Töten freizugeben, doch eine innere Stimme befahl ihm abzuwarten.
    Er hatte das sichere Gefühl, Pfarrer Bastians noch einmal gebrauchen zu können, ehe dieser starb.
    Allerdings war Jeronimus auch aufgefallen, dass seine Männer sich zu langweilen begannen. Die Menschen auf den Nachbarinseln waren beseitigt worden, da gab es nichts mehr zu tun, und auf die Lange Insel wagte er sich noch nicht. Eines Tages würde er dort für Ordnung sorgen, doch bis dahin galt es, eine Abwechslung zu finden.
    Als Jeronimus nachmittags am Strand entlang spazierte, kam ihm eine Idee. Er würde seine Gefolgsleute aufeinander hetzen.
    Das würde für alle gewiss sehr spannend.
    »Schau dir diesen Jungen an«, forderte er den Steinmetz ein wenig später auf, und deutete auf die Lagune. »Wie heißt er?
    Und was tut er da?«
    »Das ist Aldersz«, erwiderte der Steinmetz. »Er säubert das Netz, mit dem wir fischen. Warum? Was stört Euch an ihm? Er ist einer von uns.«
    »Ich finde, er stellt sich nicht sehr geschickt an.«
    »Er war früher Küfer, vielleicht liegt es daran.«
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    »Er war früher und ist heute ein Tollpatsch, darin Hegt der Grund.«
    Der Steinmetz zuckte die Achseln. »Er hat nicht viel im Kopf«, brummte er.
    »Um so besser.« Jeronimus grinste.
    Er ging in sein Zelt und kam mit einem Schwert zurück. Als er Pelgrom und Mattys Beer entdeckte, rief er sie herbei. Er warf Pelgrom das Schwert zu. »Fang!«, sagte er lachend. »Ich habe einen Auftrag für dich.«
    Pelgrom schnappte sich das Schwert und hieb damit durch die Luft. »Soll ich einen Hai erlegen?«, fragte er.
    »Nein«, entgegnete Jeronimus. »Nur einen kleinen Bückling.
    Die anderen werden ihn fangen, du schneidest ihn auf.«
    Der Steinmetz schüttelte den Kopf. »Pelgrom kann mit dem Schwert nicht einmal Butter zerteilen. Mattys sollte das übernehmen.«
    Mattys begann, Pelgrom die Waffe aus den Händen zu winden. Pelgrom wehrte sich und bestand darauf, den ersten Streich auszuführen. Mattys rammte ihm die Faust in den Magen, und Pelgrom stürzte zu Boden. Mattys bückte sich und nahm das Schwert auf.
    »Ich muss es ein wenig schärfen«, erklärte er Jeronimus. »Der Steinmetz soll schon mal das Netz auswerfen.«
    Es war noch früh am Nachmittag, doch Conrad war bereits betrunken.
    Schon beim Aufwachen vergreift er sich am Wein, dachte Judith, vielleicht, um sein Gewissen zu beruhigen.
    Sie rüttelte Conrad auf. »Du musst wach werden«, sagte sie.
    Conrad streckte einen Arm nach ihr aus.
    »Nein«, erklärte Judith, »darum geht es nicht.« Sie zog eine Grimasse, als Conrad aufstieß. Er stank.
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    »Was willst du denn dann?«, murmelte er.
    »Du musst mir helfen. Sie bringen Aldersz um.«
    »Ja und?«
    »Er hat keiner Menschenseele etwas zu Leide getan.
    Außerdem ist er dein Diener, falls du das vergessen hast. Sag ihnen, dass du ihn brauchst.«
    »Lass mich zufrieden«, brummte Conrad und drehte sich zur Wand. »Aldersz kann von mir aus zum Teufel gehen.«
    Judith stand auf und betrachtete Conrad. Mein Gemahl ist ein Säufer geworden, dachte sie. Das ist gefährlich. Ich muss besser auf ihn achten.
    Aldersz blickte hoch, als die anderen durch das Wasser auf ihn zukamen. Er begriff sofort, was sie im Schilde führten, und seine Hände begannen zu zittern.
    »Komm her zu mir!«, rief Jeronimus ihm vom Ufer aus zu.
    Aldersz schüttelte den Kopf. »Ich muss das Netz sauber machen«, erwiderte er.
    Der Steinmetz schlug Aldersz ins Gesicht. »Wird's bald«, sagte er.
    Als Aldersz vor Jeronimus stand, schien er zu schwanken.
    »Du wirkst etwas schwächlich«, bemerkte Jeronimus fürsorglich. »Vielleicht möchtest du dich lieber setzen?«
    »Tut mir nichts«, wimmerte Aldersz. »Ich habe doch -«
    Der Steinmetz versetzte ihm einen zweiten Schlag, und Aldersz sank auf die Knie.
    »Ich will dir nichts tun«, versicherte Jeronimus dem Jungen.
    »Wir möchten uns lediglich ein wenig amüsieren.«
    »Sagt mir, was Ihr von mir wollt«,

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