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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Meer geschleudert? Ohne ein Wort zu sagen? Einfach so?
    Der gutherzige, sanfte Deschamps?

    -408-

    XXVI

    In der Welt der griechischen Mythologie besitzt der Gott Pan die Hörner, Ohren und Hufe eines Ziegenbocks, und seine Fleischeslust ist unersättlich. Gewöhnlich spielt er den Nymphen mit seiner Flöte auf, woraufhin sie hübsche Reigen tanze n. Das war indes alles, was sie für ihn taten, denn Pan war abstoßend, so abstoßend, dass die Nymphen ihm jeglichen weiteren Spaß verwehrten.
    Zeevanck, dem Steinmetz und Mattys Beer war es früher ähnlich ergangen. Auch sie genossen selten die Vergnügen, die sie ersehnten.
    Sie sind natürlich nicht die Einzigen. Jeder Mann, dessen Träume an seinen Unzulänglichkeiten scheitern, wird wissen, wie Pan sich fühlte.
    Inzwischen vergreifen sich Zeevanck, der Steinmetz und Mattys Beer an den Frauen und nehmen sie mit Gewalt. Ob sie das glücklich macht, weiß ich nicht.
    Es gibt noch immer einen Begriff aus jener versunkenen Zeit der Mythen, der das Verhalten der Frauen beschreibt, wenn Pan sich ihnen näherte.
    Sie haben richtig geraten. Ich bin stolz auf Sie.
    Macht es einen Mann also glücklich, wenn eine Frau panisch auf seine Begierde reagiert?
    Ehe Sie nun beginnen, lange darüber nachzugrübeln, hier die Antwort eines erfahrenen Mannes: Bei allem was recht ist, aber auf Dauer ist das nichts.

    Auf dem Friedhof

    -409-

    Zum Nachtmahl versammelten sich Jeronimus' Anhänger in dessen Zelt, wo sie andächtig lauschten, wenn Jeronimus ihnen von ihrem zukünftigen Königreich erzählte, ihnen das Ausmaß ihres Reichtums beschrieb und ihnen ausmalte, wie sie sich jeden Traum erfüllten konnten.
    Bisweilen holte er auch die Kästchen des Kommandeurs hervor und öffnete sie vor ihren glänzenden Augen. Das waren die Schätze, die die Companie ihnen hatte vorenthalten wollen.
    Doch dank seiner klugen Machenschaften würden nun sie darüber verfügen.
    Ehe Jeronimus die große Kamee vorzeigte, machte er für gewöhnlich eine Pause. Dann zog er sie wie ein Zauberer hervor und hielt sie in die Höhe. Berühren durften sie indes keiner außer ihm.
    »Dieses kostbare Stück ist aus Achat gefertigt«, erklärte Jeronimus seinen Zuhörern leise. »Hier seht ihr den Kaiser Konstantin auf seinem Wagen, und hinter ihm die Zentauren, zu deren Füßen die gefallenen Feinde liegen. Vor dreizehnhundert Jahren befand sich diese Kostbarkeit im Besitz des römischen Kaisers, danach ist sie über tausend verschlungene Wege in die Hände von Peter Paul Rubens gelangt. Sie wird auf fünftausend Gulden geschätzt. Pelsaert sollte sie Shah Jahan verkaufen.«
    Die Männer pfiffen anerkennend durch die Zähne.
    Als Letztes führte Jeronimus stets die Achatvase vor.
    »Hiermit werden wir Pelsaert höchstpersönlich ein Schnippchen schlagen«, verkündete er stolz. »Denn dieses unbezahlbare Juwel wollte der feine Herr auf eigene Rechnung verkaufen, hinter dem Rücken der Companie. Auf den Schiffen, die wir kapern, werden wir ähnliche Prachtstücke finden.«
    Dieser Hinweis war jedes Mal das Stichwort für die anderen.
    »Wann, glaubt Ihr, ist es soweit?«, erkundigte Zeevanck sich begierig. »Kommt, lasst uns nochmals den Plan durchgehen!«
    -410-

    Jeronimus lächelte nachsichtig. Er trank einen Schluck Wein, ehe er ihre Lieblingsgeschichte ausspann. »Wenn das Rettungsschiff einläuft«, begann er genüsslich, »gehen zuerst die Offiziere von Bord. Mit ihnen werden wir trinken und den glücklichen Ausgang unseres Abenteuers feiern. Später, wenn sie betrunken sind und schlafen, schneiden wir ihnen die Kehlen durch.«
    Der Steinmetz gluckste erregt.
    »Im Schutz der Dunkelheit rudern wir zum Schiff und überwältigen die restliche Mannschaft«, fuhr Jeronimus fort.
    »Mit Jacobs als Kapitän haben wir leichtes Spiel, denn er wird sich uns anschließen. Danach bergen wir die Silbertruhen, laden sie auf und segeln unserem Königreich entgegen.«
    »Verehrter Herr Graf!« Conrad kicherte und stieß Zeevanck an.
    Zeevanck grinste verschämt und errötete.
    »Was machen wir mit den Frauen?«, wollte Zeevanck wissen.
    »Nehmen wir die mit?«
    Jeronimus runzelte die Stirn. »Die ein oder andere möglicherweise. Sagen wir, diejenigen, die sich bewähren.«
    Jeronimus hatte Lucretia zu sich gebeten.
    »Ich habe hier etwas, das ich Euch zeigen möchte«, hub er an.
    Lucretia sah das Kästchen auf seinem Schoß. »Was ist das?«, fragte sie mit gleichgültiger Miene.
    »Oh, wie kühl wir heute sind!«

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