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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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lachen, doch es klang gekünstelt und nicht besonders froh.
    Als Nächstes hörten sie Judiths laute Stimme, die ihnen befahl, von ihrem Vater abzulassen, und wenig später ertönte ein Pfiff.
    Pelgrom und Hendricks schauten auf. Auf den Felsen stand der Jonker van Huyssen.
    Das Lachen der beiden Männer verebbte.
    »Sucht euch einen anderen zum Spielen aus!«, rief van Huyssen und scheuchte sie mit herrischen Handbewegungen fort.
    Pelgrom und Hendricks schlenderten mürrisch weiter.
    Schließlich gesellten sie sich zu den anderen Männern, die Domino spielten und tranken.
    Hie und da erhob sich einer, um sich mit den Frauen zu vergnügen. Doch auch das geschah mittlerweile lustlos und halbherzig.
    Es war noch nicht lange her, da hatten sie sich für unbesiegbar gehalten, hatten gemordet, getrunken, sich Frauen genommen und sich an ihren Träumen berauscht. Sie hatten geglaubt, sie würden so weitermachen, ihr Leben lang, ohne dass sie jemals einem Richter gegenüberstünden. Doch das war nun anders.
    Nun hatten sie Angst. Ihre Vergnügen waren schal geworden und ihr Vorrat an Wein war geschrumpft.
    Gottverdammt, dachte jeder Einzelne von ihnen, was ist, wenn Jeronimus' Pläne nicht aufgehen? Was, wenn sie mich schnappen und in Ketten legen? Was wird dann in Batavia aus mir? Jeronimus hat versprochen, dass alles reibungslos verläuft,
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    hielten sie sich in solchen Momenten vor Augen - aber was war, wenn er sich getäuscht, was, wenn er sich verrechnet hatte?
    Jeronimus' Offiziere saßen im Kreis und würfelten. Zuweilen warf einer einen missmutigen Blick zu der Langen Insel hinüber, die sich als graue Silhouette aus dem Meer erhob. Das Wetter hatte einen zweiten Angriff verhindert, doch unglücklich waren sie deswegen nicht. Manchmal malten sie sich aus, was sie mit Wiebe Hayes anstellen würden, sobald er sich in ihrer Gewalt befand.
    »Wir nehmen das Rad«, grunzte der Steinmetz. »Wir brechen ihm alle Knochen.«
    »Wir haben hier kein Rad«, wies Zeevanck ihn zurecht.
    »Gut, dass wir dich hier haben, Zeevanck«, spöttelte van Huyssen. »Das mit dem Rad wäre uns sonst gar nicht aufgefallen.«
    »Dann binden wir ihn eben auf ein Fass«, knurrte der Steinmetz. »Mir doch egal, wie er krepiert.«
    »Erst einmal müssen wir ihn schnappen«, betonte Mattys Beer.
    Van Huyssen wandte sich abermals an Zeevanck. »Übrigens habe ich dich noch gar nicht richtig dafür gelobt, dass du auf der Langen Insel kein Wasser gefunden hast.«
    »Da war keins«, brummte Zeevanck.
    »Und wie kommt es dann, dass sie noch leben?«
    »Wir hätten sie eben vorher erledigen müssen«, erklärte Mattys Beer. »Als wir hier noch die Gelegenheit dazu hatten.«
    »Jeronimus wollte, dass sie auf die Lange Insel verschwinden«, warf Zeevanck ein. »Sie sollten da verfaulen.«
    »Das würden sie auch tun, wenn du nicht gewesen wärst«, gab van Huyssen zurück. »Doch zuerst hast du übersehen, dass es dort Wasser gibt, und als Nächstes hast du den Arzt mit dem Floß entwischen lassen. Ich weiß nicht, ob du dich dessen
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    entsinnst. Du musstest in dem Moment unbedingt eine Frau besteigen.«
    Zeevanck zog die Brauen zusammen. Für diese Bemerkung wäre er van Huyssen am liebsten an die Gurge l gegangen, doch dummerweise hatte der aufgeblasene Pinsel Recht. Wenn Aris Janz auf der Langen Insel war, hatten die Söldner ein Floß zur Verfügung. Sie konnten das Rettungsschiff abfangen, sie konnten den Mund aufmachen und reden. Das wäre ihr Untergang!
    »Ich hatte einmal eine Kuh, die mehr Verstand besaß als du«, bemerkte Wouter Loos zu Zeevanck. »Wenn ich es mir recht überlege, war sie auch ganz allgemein zu mehr zu gebrauchen als du. Sie gab zum Beispiel jeden Tag Milch -«
    »Halt endlich dein Maul!«, fuhr Zeevanck ihn an. Er war aufgesprungen. In seiner Hand blitzte ein Messer auf. Van Huyssen und Mattys Beer versuchten, ihn zurückzuhalten, doch auch Wouter Loos hatte bereits sein Messer gezückt.
    »Schluss damit! Hört sofort auf!«, erscholl eine scharfe Stimme.
    Jeronimus war unbemerkt aufgetaucht.
    »Was ist hier los?«, wollte er wissen.
    »Wouter hat an Zeevancks Verstand gezweifelt«, spöttelte van Huyssen.
    »Und darüber lässt sich streiten?«, fragte Jeronimus.
    Alle außer Zeevanck lachten, doch die gefährliche Spannung war gebrochen. Die Streithähne sanken auf ihre Plätze zurück.
    »Ihr scheint zu vergessen, wo wir uns befinden«, hub Jeronimus an. »Wir können nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Luft

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