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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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krähte Pelgrom und deutete aufgeregt auf eine geduckte Gestalt.
    »Lasst es für heute genug sein, Jeronimus«, bat Lucretia.
    »Dieser Mensch tut Euch doch nichts.«
    »Ich will von dir kein Wort mehr hören, Lucretia!«
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    Jan Hendricks spähte zu der Robbeninsel hinüber. »Die haben sich mit den Söldnern verbündet«, knurrte er. »Die waren von Anfang an auf deren Seite.«
    Lucretia sprang auf und wedelte mit den Armen. »Lauft weg!«, schrie sie aus Leibeskräften.
    »Lucretia!« Jeronimus zerrte sie auf ihren Sitz zurück und gab den Männern das Zeichen, schneller zu rudern.
    Wenig später legten sie an der Robbeninsel an.
    »Schleppt, wen ihr findet, an den Strand«, befahl Jeronimus.
    »Ich möchte vom Floß aus zusehen.«
    Lucretia sah seine Handlanger verschwinden, hörte, wie sie sich etwas zuriefen, und kurz darauf wurde ein Mann an den Strand geschleift. Lucretia stellte fest, dass er auf den Knien rutschte und musste beobachten, wie Allert Janz sein Schwert bis zum Heft in ihn stieß. Da wandte sie den Kopf ab und begann zu würgen.
    »Na bitte«, bemerkte Jeronimus. »So verfahren wir mit dem Feind.«
    Lucretia atmete krampfhaft ein und aus. »Ich habe gesehen, wie Ihr mit dem Feind verfahrt«, keuchte sie. »Ihr lauft vor ihm davon.«
    »Nun, dies eine Mal«, gab Jeronimus widerwillig zu. »Aber jetzt sind wir gewarnt. Beim nächsten Mal werden wir vorbereitet sein.«
    Lucretia schüttelte benommen den Kopf. »Wie wollt Ihr das anstellen? Auf der Langen Insel leben erfahrene Söldner. Haltet Ihr Euch für allmächtig? Glaubt Ihr, Ihr wäret Gott?«
    »Ich bin sehr viel entschlossener als Gott«, erwiderte Jeronimus grinsend.
    Am Abend versammelten sich die Männer um ein Feuer und begannen, ihre nächsten Schritte zu planen.
    -429-

    »Wir sollten morgen abermals los und die Musketen benutzen«, riet Wouter Loos. »Dagegen haben sie nichts einzusetzen.«
    Alle Augen richteten sich auf Jeronimus, der gedankenvoll in die Flammen starrte. »Ich denke nicht«, entgegnete er nach einer Weile. »Wir werden das Pulver brauchen, wenn das Rettungsschiff kommt.«
    Wouter Loos zog ein verdrießliches Gesicht, doch er wagte nicht zu widersprechen.
    »Erst einmal dürfen sie sich in Ruhe ihres Sieges erfreuen«, fuhr Jeronimus fort. »Wie trügerisch er ist, werden sie noch rechtzeitig erfahren. Wir haben einstweilen Zeit, nachzudenken.
    Wir sind schlauer als sie. Ich werde mir etwas einfallen lassen, um diese Narren zu überlisten.«

    Auf dem Friedhof
    fünfundzwanzigster Tag des Juli im Jahre des Herrn, 1629

    Jeronimus verschränkte seine Arme vor der Brust und wiegte den Kopf hin und her. »Wenn ich nur wüsste, wenn ich nur wüsste...«, wiederholte er. Ratlos die Brauen hebend wandte er sich an Lucretia. »Was meinst du, meine Liebe? Wie sollen wir mit Hans Hardens verfahren?«
    Lucretia kehrte ihr Gesicht ab und schwieg.
    Hans Hardens schleppte sich mühsam über den Strand. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt worden. Neben ihm ging Deschamps, der ihm zuweilen den Arm um die Schultern legte, so als befänden sich alte Freunde auf einer kleinen Wanderung.
    »Lucretia! Ich spreche mit dir«, mahnte Jeronimus. »Hans Hardens ist ein Dieb und ein Deserteur. Wir haben ihn ertappt,
    -430-

    als er ein Floß stehlen und zur Langen Insel rudern wollte. Wir müssen ihn leider bestrafen.«
    »Warum lasst Ihr ihn nicht einfach laufen?«, entgegnete Lucretia. »Wäre das nicht mal eine Abwechslung?«
    »Meine spöttische kleine Freundin«, sagte Jeronimus schmunzelnd. Nachdenklich legte er dann einen Finger an die Nase. »Ihn laufen lassen«, murmelte er. »Warum eigentlich nicht?«
    »Tut es mir zu Gefallen.«
    »Dir zu Gefallen?« Jeronimus wirkte entzückt. Er machte abermals eine Pause. Dann strahlte er. »Ich weiß etwas Besseres«, verkündete er.
    »Das tue ich ebenfalls dir zu Gefallen.« Er sah sich um, bis er einen Jungen entdeckte. Ihn winkte er zu sich.
    »Na, na, na, Lucretia«, murmelte Jeronimus mit geschlossenen Augen. »Mit einem Mal so zärtlich?«
    Blitzschnell ergriff er ihre Hand und drückte sie an seine Lippen. »Meine Schöne«, flüsterte er. »Leg deine Kleider ab!
    Ich will dir beweisen, wie sehr ich dich liebe.«

    Auf der Langen Insel

    Die Söldner hatten sich in eine Mulde verkrochen, um sich vor dem Wind zu schützen, der über ihre Insel pfiff.
    »Ich habe Zeevanck erwischt«, erklärte einer. »Habt ihr gesehen, wie schnell der -«
    »Lass gut sein«, unterbrach ihn

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