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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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sie nicht?«, erkundigte sich Lucretia.
    Jeronimus erwiderte nichts. Er erhob sich, straffte seine Schultern, stemmte die Fäuste in die Seiten und warf gebieterische Blicke in die Runde.
    »Ihr seid ein Feigling, Herr Generalkapitän«, beschied Lucretia ihn.
    »Nanu, wie denn das?«, gab er zurück. »Ich denke, der Feind ist unbewaffnet. Da gilt es doch keinen Mut zu beweisen.«
    Noch immer war nichts von den Söldnern zu sehen. Vielleicht hielten sie sich geschickt verborgen, überlegte Lucretia. Die Lange Insel war deutlich größer als der Friedhof, und mittlerweile dürften die Söldner eine Vielzahl von Schlupflöchern gefunden haben. Vielleicht würde es doch gut ausgehen, vielleicht würde niemand von ihnen getötet.
    Mit einem Mal bewegte sich etwas hinter den Sträuchern, und auch in die Ränder der Klippen schien Leben zu kommen.
    »Na also!«, bemerkte Jeronimus zufrieden. »Nun ist es so weit. Da sind sie!«, rief er seiner Truppe zu. »Beeilt euch!
    Schnappt sie euch, ehe sie verschwinden!«
    Seine Männer kämpften sich durch das Wasser vor, doch ihre Bewegungen wirkten unbeholfen und schwerfällig. Sie strauchelten über Korallenriffe und stolperten in Untiefen. Der Steinmetz rutschte in ein Loch, in dem er bis zur Brust versank.
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    Er brüllte wie ein Tier, und es waren zwei Mann nötig, die ihn unter den Armen packten und an ihm zogen, ehe er wieder befreit war.
    Lucretia hatte wie Jeronimus geglaubt, die Söldner würden bei ihrem Anblick die Flucht ergreifen und sich verkriechen, doch plötzlich sprangen etwa ein Dutzend von ihnen hervor, postierten sich oben auf den Klippen und schleuderten schwere Steine auf ihre Angreifer herab.
    Der Steinmetz wurde am Kopf getroffen. Er ruderte mit den Armen durch die Luft und ließ sein Schwert fallen. Aus seiner Schläfe sickerte Blut.
    Weitere Söldner waren nun hinzugekommen. Sie standen dicht an dicht und ließen Steine auf Jeronimus' Männer herunterregnen, die daraufhin brüllend und fluchend die Köpfe einzogen und sie schützend mit bloßen Händen bedeckten.
    Offenkundig war den Eroberern nicht klar, wie sie weiter verfahren sollten. Mattys Beer und Wouter Loos stapften mutig drauflos und forderten die anderen auf, ihnen zu folgen. Doch diese machten bereits Anstalten umzukehren, allen voran Jan Pelgrom, der sich mit der gleichen Hast in den Rückzug stürzte wie zuvor in den Angriff.
    Lucretia lächelte. »Ihr hattet Recht«, bemerkte sie, an Jeronimus gewandt. »Ein grandioses Schauspiel! Ich bin froh, dass Ihr mich mitgenommen habt.«
    Zeevanck war, in seinem Eifer zu flüchten, kopfüber in die Wellen gestürzt. Als er auftauchte, entdeckte Lucretia eine klaffende Wunde an seiner Stirn. Wässriges Blut strömte über sein Gesicht.
    »Gratuliere«, fuhr Lucretia spöttisch fort und lächelte Jeronimus an. »Ihr verfügt über eine prächtige Truppe. Sie dürfte der Neid aller -«
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    »Halte augenblicklich deinen Mund!«, herrschte Jeronimus sie an, ehe er seinen Blick zurück auf das Geschehen lenkte.
    »Gottverdammt!«, flüsterte er mit kreideweißem Gesicht. »Wie haben diese Mistkerle das geschafft?«
    Die Söldner hatten sich an den Felsen herabgelassen und setzten ihren Feinden nach. Sie schwangen kräftige Holzprügel, aus deren Enden Nägel ragten. In diesem Moment machten auch Mattys Beer und Wouter Loos kehrt und ergriffen die Flucht.
    »Greift an, ihr Schlappschwänze, ihr Memmen, ihr Wurmgesindel -!« Jeronimus' Stimme überschlug sich. Er wischte sich den Schaum vom Mund.
    Der Steinmetz erreichte das Floß als Erster. Ungelenk zog er sich hoch und blieb bäuchlings liegen. Die anderen kletterten und krochen hinter ihm her. Jan Hendricks und Allert Janz ergriffen die Ruder.
    Hinter ihnen ertönte Gejohle. Die Söldner klatschten in die Hände, lachten und stießen spitzes, hohes Triumphgeschrei aus.
    Lucretia warf einen Blick auf das Wasser, maß die Entfernung zwischen sich und dem Ufer und erhob sich blitzschnell. Doch ebenso schnell hatte sich eine Hand um ihren Arm geschlossen.
    »Wohin so eilig?«, fragte Jeronimus mit hochgezogenen Brauen. Er hatte sich wieder im Griff, brach in Lachen aus und zog Lucretia an sich. »So hatten wir nicht gewettet«, raunte er an ihrem Ohr. »Ich habe noch viel mit dir vor, mein Schatz.«
    Er versetzte dem Steinmetz einen Tritt in die Rippen. »Wir steuern die Robbeninsel an«, befahl er den Ruderern. »Wer weiß, wer sich da noch alles verbirgt.«
    »Ich habe einen entdeckt«,

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