Zorn der Meere
wir über die Meere und sind frei. Wir werden reich sein, unendlich reich. - Na, was meint ihr dazu? Wäre das nichts?«
Zeevanck nahm van Huyssen eine Silbermünze aus der Hand und ließ sie in der Sonne funkeln.
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Die Söldner starrten zuerst ihn, danach die Münze an.
»Also, was sagt ihr zu meinem Vorschlag?«, erkundigte sich Jeronimus. »Gebt uns das Floß, auf dass wir anstoßen können.
Keiner von uns will noch mehr Blut vergießen. Heute Abend habt ihr warme Decken, und wir rudern zurück. Ich finde, das ist ein hervorragender Tausch. Jeder erhält das, was er braucht.«
Er strahlte seine Zuhörer an. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und nickte aufmunternd. »Was ist?«, fragte er siegesgewiss. »Hat keiner von euch Durst?«
Er stellte fest, dass der Einfaltspinsel zu der Gruppe um van Huyssen und Zeevanck hinübersah und ihnen ein Zeichen gab.
Na bitte, dachte Jeronimus. Er hat es endlich begriffen. Ich habe gewonnen. Jetzt werden sie mit dem Trinkgelage beginnen.
»Hier«, sagte Zeevanck und hielt den Söldnern die Silbermünze hin. »Nehmt sie. Sie gehört euch.«
Als die Männer sich nicht rührten, begann van Huyssen zu lachen. Er klimperte mit den Münzen in seiner Hand. »Hört ihr, wie sie nach euch rufen?«, fragte er grinsend. »Da, wo sie herkommen, gibt es noch mehr.«
Als er sah, dass die anderen weiterhin zauderten, warf er die Münzen in den Sand. Abwartend stemmte er die Fäuste in die Hüften. Na los, dachte er, werft euch darüber, ihr räudigen Köter, klaubt sie auf!
Einer der Söldner blickte sich um. Danach schaute er aus den Augenwinkeln die anderen an - und nickte.
Als Nächstes sah van Huyssen ihn vorspringen, ihm den Säbel entreißen und denselben drohend in die Höhe recken. Er blickte den Mann verwundert an. »Was soll das?«, fragte er. »Was hast du vor -?« Noch immer verwundert tat er einen Schritt zurück.
Der Söldner holte aus.
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Conrad spürte, dass etwas Warmes zwischen seinen Schenkeln hinunterrann. So ist das also, dachte er als Letztes. So fühlt sich das also an, wenn es zu Ende geht.
Als Jeronimus vorwärts stolperte und mit dem Kinn auf einem Felsen aufschlug, schmeckte er Blut zwischen den Zähnen.
Seine Arme wurden grob nach hinten gerissen und auf seinem Rücken zusammengezurrt und gefesselt. Er trat wütend mit den Füßen um sich.
Das ist nicht wahr, dachte er. Das können sie nicht tun! Nicht diese verlotterte Meute, dieses gottlose Söldnergesindel, dieser Pöbel, der nicht einmal weiß, dass man die weiße Friedensfahne ehrt.
Jeronimus hörte, dass jemand brüllte und schrie und um sein Leben winselte. Er rollte sich auf den Rücken und versuchte, sich halb aufzurichten. David Zeevanck, wer sonst? Neben ihm lag blutüberströmt Conrad van Huyssen. Nun, der hatte wenigstens nicht gejammert und gebettelt. Der war gestorben, wie es sich geziemte.
Jeronimus sah einen Söldner zum tödlichen Hieb ansetzen.
Zeevancks Kopf rollte in den Sand.
Verärgert schaute Jeronimus sich nach seinen anderen Gefolgsleuten um. Wo waren sie geblieben? Warum eilten sie nicht herbei, um ihm zu helfen?
Auf dem Friedhof
Noch ehe die Männer den Strand erreichten, wusste Lucretia, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen war. Sie sah sie gestikulieren und hörte die erregten Stimmen, mit denen sie Flüche ausstießen.
Der Steinmetz sprang als Erster ins Wasser und stapfte mit wütenden Schritten an Land.
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Lucretia ließ ihre Blicke über die anderen gleiten. Jeronimus fehlte! Desgleichen Conrad van Huyssen und einer der van Weiderens. Zeevanck war ebenfalls nicht da. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und ein tiefes Gefühl der Befriedigung übermannte sie. Die Söldner hatten gesiegt.
Der Steinmetz kam auf Lucretia zu. Aus seiner Schulter quoll Blut.
»Hör auf zu lachen, Hure!«, knurrte er.
»Was ist geschehen?«
»Man hat uns verraten.«
»Welch ein seltsames Wort aus Eurem Mund«, bemerkte Lucretia.
Der Steinmetz packte Lucretia mit einer Hand und riss sie an sich. »Sieh dich vor, sonst geht es dir dreckig!«, zischte er. »Ich bin von nun an der neue Herr.«
Lucretia roch seinen stinkenden Atem. Angewidert versuchte sie, sich zu befreien.
Der Steinmetz verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Das gilt auch für dich, feine Dame.« Er ließ Lucretia los. Seine Hand fuhr blitzschnell an ihr Hinterteil und drückte zu.
Lucretia blieb der Schrei in der Kehle stecken.
Der Steinmetz stieß sie grob zu Boden und
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