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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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zuletzt, nachdem er nicht aufhörte, sich zu beschweren, auch geknebelt worden.
    Es hätte ein freudiger Sieg sein können, - wenn nicht Pfarrer Bastians bei ihnen zurückgeblieben wäre.
    Pfarrer Bastians saß zufrieden am Feuer und verschlang große Stücke Robbenfleisch.
    Wiebe hörte ihn grunzen und schmatzen und sah, wie er sich die Finger ableckte, derweil seine Augen bereits nach dem nächs ten Bratenteil gierten.
    -454-

    Seine Familie wurde ermordet, dachte Wiebe, doch das erwähnt er selten. Vorrangig scheint ihm sein leerer Magen Kummer gemacht zu haben.
    Wiebe ließ sich neben Pfarrer Bastians nieder. »Wie ist es Judith ergangen?«, fragte er. »Ihr sagtet, man hätte sie verschont.«
    »Ich habe alles Menschenmögliche getan«, erwiderte Pfarrer Bastians kauend.
    »Und worin genau hat das bestanden?«
    »Nun, ich habe sie beschützt. Das war nicht immer einfach.
    Dazu gehörten Kraft und Mut.«
    »Jeronimus behauptet, Ihr hättet sie mit van Huyssen verheiratet.«
    Pfarrer Bastians verschlang einen weiteren Bissen und schwieg.
    »War sie damit einverstanden?«
    »Mhm, ja.«
    »Und sie lebt auch noch?«
    Pfarrer Bastians schluckte. »Niemand hat gewagt, sie anzurühren«, erklärte er. Dann deutete er auf Jeronimus. »Wann bringt ihr ihn um? Er hat meine Frau und meine Kinder ermordet...«
    Pfarrer Bastians' Kinn begann zu zittern, und aus seinen Augen quollen Tränen.
    Wiebe berührte ihn tröstend am Arm. »Was ist mit den anderen Frauen?«, fragte er. »Was ist mit Sussie und Tryntgen?«
    Pfarrer Bastians stutzte. »Nichts ist mit ihnen«, erwiderte er verblüfft. »Sie sind einfach nur jedermanns Huren.«
    Wiebe holte aus und schlug ihm ins Gesicht.

    Dreißig Grad und fünfzehn Minuten südlicher Breite
    -455-

    fünfter Tag des September im Jahre des Herrn, 1629

    Francois wälzte sich schlaflos hin und her. Sein Körper war wie erschlagen vor Müdigkeit, doch seine Gedanken rasten im Kreis und kamen nicht zum Halt.
    Sie waren zu weit auf das offene Meer hinausgesegelt, hatten die Riffe aus den Augen verloren und waren wie Verdammte über leere Gewässer hinweggegeistert. Inzwischen befänden sie sich abermals am Rand der Gefahrenzone, hatte Claas Gerritz erklärt.
    Francois warf die Decke von sich und stand auf. Es war zwecklos, einschlafen zu wollen. Er kleidete sich an und stieg an Deck. Irgendwo hier in der Nähe war Adriaen Jacobs aufgelaufen. Sie waren an der Stelle, vor der der Gouverneur gewarnt hatte. Doch Gerritz schien unbelehrbar zu sein und stur zu seinem alten Skipper zu halten. Er behauptete steif und fest, die Unterwasserriffe begännen unmittelbar vor ihnen, und sie könnten nicht einfach geradeaus segeln. Und nun dümpelten sie vor sich hin, verloren kostbare Zeit, weil weder Kapitän noch Steuermann den Weg nach vorne einzuschlagen wagten.

    Auf dem Friedhof

    Ich trauere wie jede Frau, die ihren Liebsten verloren hat, dachte Judith, dabei sollte ich froh sein, dass er nicht mehr lebt.
    Sie versuchte, sich an Conrads Grausamkeiten zu erinnern, an sein Vergnügen dabei, andere zu quälen und zu töten, doch stattdessen fielen ihr seine Liebkosungen ein, seine Küsse, seine Leidenschaft, die Nächte, in denen er sie umfing.
    Wouter Loos hatte Judith aufgetragen, in das Frauenzelt umzuziehen. Dort war Sussie die Einzige, die ihr wohlgesinnt war. Die anderen schnitten sie wie zuvor.
    -456-

    Lediglich in der ersten Nacht hatte Tryntgen das Wort an Judith gerichtet und durch die Dunkelheit gezischt: »Nun erleidest du endlich das, was wir erlitten haben.«
    Es dauerte nicht lang, bis Judith begriff, worauf sie das bezog.
    Seit Jeronimus nicht mehr bei ihnen war, hatte sich in den Köpfen der Männer ein gefährliches Gemisch aus Wut und Panik zusammengebraut. Ihr Traum war jäh zu Ende gegangen.
    Sie waren aufgewacht und hatten sich in der Wirklichkeit wiedergefunden, auf einer kümmerlichen Felseninsel, irgendwo inmitten des Ozeans.
    Sie betranken sich nun ärger als zuvor, doch der Wein reichte nicht aus, um ihre Panik zu lindern. Sie brauchten die Frauen, um sich abermals stark zu fühlen, sie brauchten sie auch als Ventil für ihre Wut.
    Judith wurde von keinem verschont. Es war, als wollten sie ihr Conrads Tod anlasten und müssten sie allnächtlich aufs Neue dafür bestrafen.
    Der Steinmetz war der Schlimmste. Tagsüber sonderte er sich ab und trank allein, seit man ihn überstimmt hatte. Doch wenn er betrunken war, kam er zu Judith, und während er sie nahm, schlug er

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