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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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seinen Gefährten um, um sich mit ihnen zu beraten und abzustimmen.
    Wie schnell und leicht sich die Menschen meinem Willen fügen! dachte Jeronimus. Gott hatte ihm wahrhaftig eine goldene Zunge verliehen. Wo immer er auftauchte, hörte man ihm zu, tat, was er verlangte, bewunderte ihn. Wie dumme Bauernbuben standen die Söldner in einer Reihe und hielten Maulaffen feil, glotzten neidisch auf seinen roten Rock und die goldene Kette auf seinem Wams. Hinter ihnen duckten sich welche mit finsteren Blicken. Das waren vermutlich die Verräter, die von dem Friedhof und der Robbeninsel geflüchtet waren. Irgendeiner in dem Pack war Wiebe Hayes", ihr Anführer, der Mann, den der Steinmetz für sich beanspruchte.
    »Zwischen uns hat es ein kleines Missverständnis gegeben«, begann Jeronimus, indem er bedauernd die Hände hob. »Und seitdem hat man euch gewiss üble Geschichten zugetragen.
    Allerdings« - hier reckte Jeronimus den Zeigefinger hoch -
    »allerdings ist es auf unserer Insel tatsächlich zu Blutvergießen gekommen, das gebe ich zu. Es ließ sich leider nicht vermeiden, denn nicht immer gelang es mir einzugreifen. Oftmals kam ich zu spät, um das Schreckliche zu verhindern.«
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    Jeronimus wandte den Kopf nach hinten und sah, dass sich van Huyssen und Zeevanck am Strand mit einigen Söldnern unterhielten. Er lächelte zufrieden und bedeutete Pelgrom und Hendricks, eine ihrer Kisten heranzuschaffen. Danach wandte er sich erneut zu seinen Zuhörern um.
    »Ich habe dem Steinmetz und Zeevanck Glauben geschenkt, als sie mir erklärten, hier gäbe es Wasser, und ihr würdet euch selbst um eure Nahrung kümmern, um die Versorgung auf der Friedhofsinsel nicht zu gefährden. Ich habe versucht, für Gerechtigkeit zu sorgen - «
    »Da haben wir aber eine andere Geschichte vernommen!«, rief einer dazwischen. »Auch der Herr Pfarrer -«
    Jeronimus winkte ab. »Der Herr Pfarrer schwatzt viel, wenn der Tag lang ist.«
    Einige der Söldner begannen zustimmend zu lachen.
    »Kapitän Jacobs und der Kommandeur haben uns im Stich gelassen«, fuhr Jeronimus fort. »Und ich weiß nicht, ob sie jemals wiederkommen, um uns zu bergen. Einstweilen müssen wir jedenfalls eine andere Insel finden: Der Friedhof bietet uns nicht mehr genügend Nahrung. Zu diesem Zweck brauchen wir das Floß. Es wurde von jemandem gestohlen, der sich bereits zuvor als Dieb erwiesen hatte. Im Tausch bieten wir euch ein Fass Wein, Stoffe und warme Decken an -«
    »Die Stoffe gehören der Gesellschaft«, unterbrach ihn ein kräftiger Bursche mit weizenblondem Haar.
    Du schwerfälliger Ochse, dachte Jeronimus. Vermutlich bist du dieser Wiebe Hayes, dieser Einfaltspinsel, der über nicht mehr Hirn als eine Stechmücke verfügt.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gesellschaft etwas dagegen einzuwenden hätte«, entgegnete Jeronimus. »Und wenn, dann schenkt ihr den feinen Herren später eure zerschlissenen Hosen als Ersatz.«
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    Abermals kam Gelächter auf.
    Jeronimus bückte sich schmunzelnd und öffnete die Kiste zu seinen Füßen. Er zog eine Decke heraus und hielt sie hoch.
    »Nehmt euch, was ihr braucht«, lud er die Söldner ein. »Lasst uns wieder Freunde sein! Anschließend genehmigen wir uns einen Schluck und stoßen auf unsere Freundschaft an.«
    Auch David Zeevanck und Conrad van Huyssen taten ihr Bestes, um auf die kleine Gruppe Söldner einzureden, die sie um sich geschart hatten.
    »Was hält euch denn bei ihm?«, murmelte Conrad, indem er verstohlen auf Wiebe deutete. »Während ihr euch nachts frierend verkriecht, trinken wir Wein und haben Frauen, die uns wärmen. Warum kommt ihr nicht mit uns? Sucht euch ein hübsches Mädel aus, lasst es euch gut gehen, amüsiert euch!«
    Er zog eine Hand voll Silbermünzen aus der Tasche. »Auch davon gibt es jede Menge für den, der bei uns ist.«
    Die Männer tauschten sonderbare Blicke. »Was sollen wir damit?«, fragte einer.
    »Der beste Teil kommt noch«, ergriff Zeevanck das Wort.
    »Sobald das Rettungsschiff auftaucht, gehen wir an Bord.
    Niemand wird etwas ahnen, niemand wird vermuten, dass wir mehr als elende Schiffbrüchige sind. Doch dann schlagen wir zu und kapern das Schiff!«
    Zeevanck machte eine bedeutungsvolle Pause, blickte in die Runde und grinste, als er sah, wie sie aufzuhorchen begannen.
    »Wir zahle n der Gesellschaft ihre Treue heim, mit der sie sich um uns gekümmert hat«, fuhr er fort. »Ihr könnt mitmachen, wenn ihr wollt. Wir haben nichts dagegen. Danach segeln

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