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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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marschierte lachend davon. Judith sah, wie sie von den Flößen ins Wasser sprangen. Brüllend und fluchend rannten sie auf das Ufer zu.
    Conrad war nicht unter ihnen.
    Judith ließ sich langsam niedersinken. Auch Vater fehlt, stellte sie fest.
    »Euer Mann ist tot«, sagte eine Stimme. Judith blickte auf.
    Olivier van Weideren stand vor ihr.
    Judith nickte wortlos.
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    »Sie haben ihn abgeschlachtet«, bemerkte van Weideren tonlos. »Ihn und meinen Bruder. Wir sind mit der Friedensfahne gekommen, doch sie haben sie missachtet.«
    »Sie kennen keine Ehre«, murmelte Judith.
    »So ist es«, entgegnete Olivier. Er betrachtete Judith teilnahmslos. »Ihr gehört nun wohl allen«, erklärte er, ehe er verschwand.
    Als es dunkelte, waren die Männer indes zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig der Fehler zu bezichtigen, als dass ihnen der Sinn nach den Frauen stand.
    Judith sah sie um das Feuer sitzen. Hie und da sprang einer auf, um einen anderen anzuschreien. Anschließend ging es jeweils für eine Weile hin und her, dann beruhigten sie sich wieder, bis sie abermals lautstark zu streiten begannen.
    Jeronimus ist nicht mehr da, um ihnen Befehle zu erteilen, dachte Judith. Nun wissen sie nicht, wie es weitergehen soll.
    »Ich bin Hauptmann«, hörte sie den Steinmetz verkünden.
    »Ich komme gleich nach Jeronimus. Ich bin der neue Generalkapitän.«
    »Ich glaube, es ist besser, einen Anführer zu wählen«, bemerkte Olivier van Weideren. »Die Mehrheit soll entscheiden.«
    Die Jankers stimmten ihm zu.
    »Jeronimus hat mich ausgewählt«, brauste der Steinmetz auf.
    »Jeronimus ist nicht mehr hier«, beschied ihn einer.
    »Ich lasse mich nicht von einem gemeinen Soldaten kommandieren«, erklärte Olivier. »Nicht bei meiner Herkunft.
    Schlag dir das also aus dem Kopf, Steinmetz.«
    »Jeronimus hat mich zum Hauptmann ernannt. Ich bin Offizier!«
    »Du bist ein unbedeutender, kleiner Wicht und Obergefreiter, sonst nichts.«
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    »Außerdem hast du zwei Angriffe angeführt, die wir verloren haben«, fügte Wouter Loos hinzu. »Und als Zeevanck, der Trottel, das Floß verlor, warst du ebenfalls dabei.«
    Der Steinmetz wollte aufspringen, doch Olivier van Weideren legte ihm seine Hand auf das Knie. »Lass das bleiben«, befahl er kalt. »Wir wählen.«
    Lucretia saß vor ihrem Zelt. Sie hatte die Knie an sich gezogen und hielt sie umschlungen. Nun, da Jeronimus fort ist, fällt es mir erstaunlicherweise leichter, mir meinen Tod vorzustellen, dachte sie. Dies bewirkt indes nicht allein die Tatsache, dass ich das Eigentum aller werde, sondern ebenso die Vorstellung, dass über kurz oder lang unsere Retter auftauchen könnten.
    Lucretia schloss die Augen, um sich die Gesichter der Ankommenden auszumalen, mit jener seltsamen Mischung aus Mitleid und Verachtung, deren sie sich noch von der Batavia her entsann. Was? hörte sie jemanden raunen, sie hat sich Jeronimus hingegeben? Diesem Satan? Wie? Sie will abermals behaupten, man hätte ihr Gewalt angetan?
    Lucretia schüttelte den Kopf. Das würde sie nicht ertragen.
    Nicht noch einmal diese Schmach, nicht noch einmal das Gefühl, aussätzig zu sein, nicht noch einmal ausgestoßen werden.
    Stiefelschritte kamen knirschend näher.
    Lucretia zog ihr Tuch enger um die Schultern. Ihre Hand schloss sich um den Dolch, den sie in Jeronimus' Zelt an sich genommen hatte.
    »Sie haben mich zu ihrem Anführer gewählt«, sagte eine Stimme.
    Lucretia blickte auf. Es war nicht der Steinmetz, sondern Wouter Loos.
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    »Der Steinmetz hat keinen Verstand«, fuhr Loos fort. »Das weiß jeder außer ihm.«
    Als Lucretia schwieg, beugte Loos sich zu ihr herunter. »Ich kann nun über Euch verfügen«, erklärte er. »Habt keine Angst«, setzte er freundlich hinzu, als er Lucretia zurückweichen sah.
    »Ich tue Euch nichts. Ich erhebe keine Ansprüche. Ihr habt genug ertragen. Jeronimus ist zu weit gegangen. Euer Zelt gehört Euch allein, Madame.«
    Lucretia hub an, etwas zu sagen, doch Wouter Loos schien ihre Worte im Voraus zu kennen, denn er winkte beschwichtigend ab. »Nein«, sagte er, »auch die anderen werden Euch in Ruhe lassen. Ihr habt nichts zu befürchten.«
    Er verneigte sich und verschwand.
    Lucretias Finger hatte sich von dem Dolch gelöst.
    Ich werde es niemals schaffen, dachte sie. Nicht heute und auch nicht in der Zukunft.

    Auf der Langen Insel

    Sie hatten die Leichen derer, die sie gefasst hatten, vergraben.
    Jeronimus war an Händen und Füßen gefesselt und

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