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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Sussie.
    »Aber sie schreit nicht einmal mehr. Irgendwann hat sie zu schreien aufgehört.«
    Lucretia versuchte, Judith sanft zu wiegen, doch Judith verharrte so starr und steif, als hätte man sie in eine Marmorstatue verwandelt.
    -463-

    Arme Judith, dachte Lucretia. Ihr Vater hat fortwährend von dem Bösen geredet, doch seine Tochter hat erfahren, was es ist.

    Achtundzwanzig Grad und siebzehn Minuten südlicher Breite
    sechzehnter Tag des September im Jahre des Herrn, 1629

    Francois hatte seine Hände so fest um die Reling geklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Seit zwei Tagen zwang der Sturm sie zu ankern, seit zwei Tagen verfluchte er den Wind
    - und bisweilen wohl auch Gott. Irgendwo, fast zum Greifen nah, waren die Fracht, die Menschen und die Frau, die er begehrte - wohingegen er, Francois, sich auf der Zandaam befand und vor Ungeduld nahezu den Verstand verlor.
    »Na endlich!«, stieß Francois erleichtert hervor. Er reichte Gerritz das Teleskop und deutete nach vorn.
    »Seid Ihr Euch sicher?«, fragte Gerritz, während er die Umgebung mit dem Fernglas absuchte.
    »Ich bin mir vollkommen sicher«, entgegnete Francois. »Da hinten erhebt sich die hohe Insel.«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Gerritz. »Die Sonne versinkt gerade im Meer. Da kann es bisweilen zu seltsamen Bildern kommen. Es könnten ebenso gut Sturmwolken sein, die tief am Himmel hängen.«
    Francois seufzte laut auf. »Die Sturmwolken werden morgen früh noch immer unverändert da sein«, erklärte er. »Das sind die Inseln. Wir sind angekommen.«

    Achtundzwanzig Grad und neunundzwanzig Minuten südlicher Breite
    siebzehnter Tag des September im Jahre des Herrn, 1629
    -464-

    »Da hinten steigt Rauch auf«, verkündete Claas Gerritz aufgeregt.
    Dem Himmel sei Lob und Dank, schoss es Francois durch den Kopf. Er wandte sich zu dem Steuermann um. »Ich hatte demnach Recht. Es sind also just jene Inseln, die wir suchten.«
    »Na gut, Ihr hattet Recht«, bestätigte Gerritz grinsend. »Und wenn Rauch aufsteigt, bedeutet das, dass dort auch Menschen leben.«
    Francois schloss die Augen. Nun brauchten wir nur noch den richtigen Wind, dachte er, und im Handumdrehen wären wir da.
    »Wir sind zu ihnen zurückgekommen«, murmelte er. »Genau wie wir es ihnen versprochen hatten.«

    Auf der Langen Insel
    siebzehnter Tag des September im Jahre des Herrn, 1629

    Als es tagte, entdeckten die Wachposten die beiden Flöße, die in die Lagune hineingerudert waren, und schlugen Alarm.
    Die Söldner fuhren hoch und rappelten sich auf. Für einen Moment waren sie benommen, und die steifen Glieder wollten ihnen nicht gehorchen. Doch bereits im nächsten Moment schoss ihnen das Blut schneller durch die Adern. Sie ergriffen ihre Waffen und stürmten bis zu den Klippen vor, wo die Steine zu frischen Hügeln aufgetürmt worden waren.
    Wiebe warf sich bäuchlings unter einen Strauch und spähte in die Tiefe. Er entdeckte die Lunten, die auf den Flößen glommen.
    Sie hatten ihre Musketen mitgebracht.
    Als Nächstes sah Wiebe, dass der Steinmetz sein Floß verließ und auf den Strand zulief. Ihm folgten etwa ein Dutzend weiterer Männer.
    -465-

    Sobald sie in Reichweite waren, gab Wiebe seinen Kameraden ein Zeichen. Sie sprangen auf und ließen den ersten Steinregen auf ihre Feinde herniederprasseln.
    Der Steinmetz wurde getroffen. Er schwankte indes nur kurz und setzte seinen Angriffskurs unbeirrt fort.
    Von den Flößen aus wurde das Feuer eröffnet.
    Wiebe hörte einen Schrei und drehte sich um. Ein Söldner bäumte sich auf, griff sich an die Kehle und sank hinüber.
    »Los, schleudert weiter die Steine hinab!«, brüllte Wiebe, während er sich mit einigen anderen an den Klippen herunterließ und über den Strand hetzte, um Mann gegen Mann zu kämpfen.
    Ihre Angreifer wichen zurück.
    Feige Hunde! dachte Wiebe. Sie haben Angst vor dem Zweikampf. Statt auf sich zu vertrauen, vertrauen sie auf ihre Gewehre.
    Abermals ertönte ein Schrei. Ein zweiter Söldner stürzte unweit von Wiebe zu Boden.
    Wiebe ließ sich fallen und rollte zur Seite, packte seinen Kameraden und zog ihn bis an den Fuß der Klippen zurück.
    Danach stürmte er wieder vor.
    Neue Gewehrsalven krachten los. Drei weitere Söldner brachen in die Knie.
    Das ist eine schlaue Taktik, fuhr es Wiebe durch den Kopf.
    Die hat sich bestimmt nicht der Steinmetz ausgedacht. Da muss jemand anders dahinter stecken. Vermutlich Wouter Loos. Doch ihn konnte Wiebe nirgendwo entdecken.
    »Was sollen

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