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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Dericks Jeronimus schließlich auf.
    Jeronimus richtete sich in die Höhe. »Wenn die Batavia Java nicht erreicht«, erklärte er, »dauert es ein Jahr, bis die Herren in Amsterdam das herausbekommen.«
    »Mindestens«, pflichtete Everts ihm bei. »Wahrscheinlich eher zwei.«
    »Demnach genug Zeit, um noch mehr Geld anzuhäufen.«
    »Wie stellt Ihr Euch das vor?«, fragte van Huyssen.
    »Die Fahne der Gesellschaft wird uns gute Dienste leisten. Da schöpfen die anderen Schiffe zunächst keinen Verdacht. Und
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    wenn sie dann misstrauisch werden, haben sie längst verspielt.
    Wie viele Geschütze haben wir an Bord, Abraham?«
    Der dicke Marschall warf sich in die Brust. »Achtundzwanzig Geschütze. Sieben davon sind schwere Bronzekanonen. Sie können Festungsmauern durchschlagen.«
    Jeronimus pfiff anerkennend durch die Zähne.
    »Dazu kämen noch die Musketen, die Entermesser und die Spieße aus dem Waffenarsenal«, ergänzte der Marschall.
    »Wir könnten uns vor Madagaskar und an der Koromandel-Küste auf die Lauer legen«, schlug Jeronimus vor. »Später lassen wir uns in Afrika nieder. Dort gründen wir ein Königreich und leben nach unserem Geschmack.«
    Der Steinmetz und Dericks nickten beifällig.
    »Was machen wir mit dem Rest der Mannschaft?«, erkundigte sich Zeevanck.
    »Das ist an Euch«, entschied Jeronimus. »Ihr wisst am besten, wem man trauen kann und wem nicht. Erzählt aber niemandem etwas von unseren Plänen. Seht einfach nur zu, dass sie im entscheidenden Moment gehorchen. Der Marschall kümmert sich um die Kanoniere, Jan um die Matrosen, der Steinmetz um die Soldaten auf dem Orlopdeck.«
    Van Huyssen wandte sich an Everts. »Ist das zu schaffen?«, fragte er. »Wir sind nur eine Hand voll gegen dreihundert.«
    Jan winkte ab. »Kein Grund zur Sorge«, erwiderte er. »Die einfachen Matrosen stammen von irgendwelchen Hafenhuren ab. Sie tun alles für Geld, genau wie ihre Mütter. Die Soldaten sind angeworbene Söldner, da versteht es sich von selbst, dass sie käuflich sind. Sie werden sich dem neuen Kommandeur fügen.«
    Für eine Weile schwiegen alle und hingen ihren Träumen nach.
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    Nie mehr fauliges Fleisch, nie mehr endlos auf See. Kein Schreibtisch in einer düsteren Stube, keine Angst, in einem Krieg zu sterben, nie mehr Abscheu erregen, von den Frauen begehrt werden, durch Reichtum verschönt...
    Die Flasche Genever machte erneut die Runde.
    Danach schwor jeder einen Eid.
    Nun musste nur noch der Tod des Kommandeurs abgewartet werden.
    Judith spitzte die Ohren, als ihre Eltern auf der anderen Seite des Vorhanges zu flüstern begannen.
    »Ich habe mit dem Unterkaufmann gesprochen«, hub ihr Vater an. »Ich habe ihm angekündigt, dass ich die Vorkommnisse an Bord in Batavia melden werde.«
    »Hast du auch Frau van der Mylen erwähnt?«
    »O ja. In diesem Punkt hatte der Unterkaufmann größtes Verständnis. Er ist empört. Sie verbringt nun auch ihre Nächte mit Pelsaert.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Er kann aber leider nichts unternehmen. Noch ist ja Pelsaert Kommandeur.«

»Das ist abscheulich! Eine verheiratete Frau!«
    »Und ihr Mädchen treibt es mit dem Kapitän. Außerdem stellt es sich ungebührlich zur Schau.«
    Judith vernahm, dass ihre Mutter scharf die Luft einsog. »Eine Schande vor dem Herrn«, wisperte sie.
    »Wenn es nur gemeines Volk wäre«, murmelte ihr Vater.
    »Aber nein, es sind auch Menschen betroffen, die uns als Vorbilder dienen sollen!«
    »Der Unterkaufmann wird Ordnung schaffen.«
    Judiths Vater schwieg.
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    »Das weiß ich nicht genau«, murmelte er kurz darauf.
    »Bisweilen bin ich mir seiner nicht mehr so sicher.«
    Anschließend verstummten die Eltern, so dass Judith nicht erfuhr, was es mit dem Argwohn ihres Vaters auf sich hatte.
    Judith hatte jedoch bereits selbst erfasst, dass an Bord neuerdings merkwürdige Dinge vor sich gingen. Sie hatte erlebt, dass Allert Janz Sussie Frederix am Ärmel packte und an sich reißen wollte. Das Mädchen hatte sich befreien können, doch Allert und seine Kameraden hatten ihren Spaß dabei gehabt.
    Judith schloss die Augen. Es war schrecklich, wenn etwas Derartiges geschah, und sie hoffte, dass Gott sie davor verschonen würde. Dann wiederum gestand sie sich ein, dass wohl dennoch etwas Unheimliches in ihr wohnte - ein Dämon, eine beunruhigende Kraft, ein Antrieb, der ihr die Beschäftigung mit der Sünde reizvoll erscheinen ließ und aufgrund dessen sie es genoss, wenn sich etwas Verbotenes

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