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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Anneken Hardens verächtlich.
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    »Wie kannst du so etwas sagen!«, fuhr Sussie auf. Von fünf Männern mit Gewalt genommen zu werden! dachte sie. Wie kann eine Frau glauben, dass eine andere so etwas gern will?
    »Du hast doch gesehen, wie sie sich aufgeführt hat«, fuhr Anneken ungerührt fort. »Man kann nicht mit dem Feuer spielen und sich hinterher beschweren, weil es brennt. Sie hat die Männer aufgereizt.«
    Du weißt doch gar nicht, wovon du redest, hätte Sussie am liebsten entgegnet. Bei dir würde doch allenfalls ein Blinder in Versuchung geraten. Sie wusste jedoch, dass es besser war zu schweigen. Die Mienen der anderen Frauen machten ihr klar, dass sie Annekens Meinung teilten.
    »Wenn man mir das antäte«, ergriff eine der Frauen das Wort,
    »würde derjenige sein blaues Wunder erleben. Ich würde so laut schreien, dass man mich bis nach Batavia hörte.«
    »Was wird der Kommandeur denn nun unternehmen?«, wollte Tryntgen wissen.
    »Na, was wohl?«, feixte ihre Nachbarin. »Einen mächtigen Stunk wird das geben! Den werden wir alle zu spüren bekommen.«
    »Und das nur wegen dieser Hexe«, bemerkte eine dritte.
    Sussie sprang auf, schleuderte ihr Nähzeug auf den Boden und stürzte davon. Wie dumm und erbärmlich diese Frauen sind! dachte sie. Als ob es jemals eine Rechtfertigung für solche Taten gäbe! Sie verstand nicht, dass die anderen Frauen nicht dasselbe empfanden. Wie konnten sie nur zu den Männern halten? Damit öffneten sie doch lediglich neuem Frevel die Tür.
    Auf dem Batteriedeck ging es stiller als gewöhnlich zu, denn das, was Lucretia zugestoßen war, hatte die Männer in Sorge versetzt. Sie wussten, dass der Kommandeur ein Vergehen dieses Ausmaßes nicht hinnehmen würde, und fürchteten um die eigene Haut.
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    »Ich wusste, dass diese Hure Ärger machen würde«, brummte einer vor sich hin. »So eine Frau schafft man nicht ungestraft an Bord. Wenn ihr mich fragt, ist ihr ganz Recht geschehen.«
    »Dafür wird es uns aber an den Kragen gehen«, bemerkte ein anderer.
    »Angeblich kursieren bereits die ersten Namen«, begann ein dritter. Er schaute feixend zu dem Jüngsten unter ihnen hin.
    »Weißt du, dass deiner auch genannt wird?«
    Der Junge sprang erschrocken auf. »Aber - wieso denn?«, stammelte er. »Ich hatte damit doch gar nichts zu tun!«
    »Wenn du dich da nur nicht täuschst. Oder hast du in der Nacht etwa nicht Wache geschoben?«
    »Klar hatte ich Wache!«, verteidigte sich der Junge. »Aber ich war doch mit den anderen oben im Mast!«
    »Ja, glaubst du denn, dass das Wort von einem von uns zählt?
    Du weißt doch, was zwischen dem Kommandeur und der Dame war. Denkst du denn, ihr Galan lässt sich das bieten? Der will Blut sehen, und dabei ist es ihm einerlei, wessen Blut das ist.
    Ein paar von uns werden dran glauben müssen.«
    Dem Jungen traten Tränen in die Augen. »Aber ich bin doch unschuldig«, erklärte er verwirrt. »Wie kann ihm denn jemand meinen Namen genannt haben?«
    »Ich wiederhole lediglich die Worte des Steuermanns, Kleiner. Und der hat es vom Unterkaufmann erfahren.«
    Der Junge schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. Die anderen wechselten rasche Blicke, teilweise mitleidig, teilweise verächtlich. Sie wussten, was demjenigen blühte, der der Vergewaltigung bezichtigt wurde. An Bord zuerst der Kerker, in Batavia hernach das Rad. Unterdessen hallten die Worte von zuvor in ihrem Geist wider. Ein paar von uns werden dran glauben müssen. Wahrscheinlich existiert
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    bereits eine Liste, dachten sie. Und wer wollte schon wissen, ob nicht auch sein Name darauf stand?
    »Was ist mit deiner Hand passiert?«
    Francois' Blicke wanderten von Jan Everts' Hand zu dessen Augen und verweilten dort, bis dieser sich abwandte und Hilfe suchend zum Kapitän hinüberspähte. Ja, dachte Francois, hol nur deinen Hintermann herbei. Dann können wir es an Ort und Stelle austragen, dann machen wir reinen Tisch.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, wiederholte Francois mit schneidender Stimme, indem er auf den Lappen deutete, den Jan um seine Hand gebunden hatte.
    »Hab mir die Hand an einem der Taue aufgescheuert«, murmelte Jan. »Weiter nichts.«
    »Nimm den Verband herunter! Ich will das sehen.«
    Jan zauderte. Dann gab er sich einen Ruck und zerrte den schmutzigen Stofffetzen ab.
    Francois packte Jans Hand, riss sie hoch und drehte sie prüfend ins Licht. Über den Handteller zogen sich in einem Halbkreis dunkle Male.
    »Für mich sieht das

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